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Russische Panzer wie hier auf einem Übungsgelände sollen im Osten der Ukraine aufgetaucht sein.

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Neue Eskalation droht: Russische Panzer im Osten der Ukraine gesichtet

Die ukrainischen Regierungstruppen melden zwar Erfolge im Kampf gegen die Separatisten. Doch der mögliche Einsatz russischer Panzer im Osten der Ukraine alarmiert die Nato.

Heftige Gefechte zwischen Soldaten der ukrainischen Armee und den prorussischen Separatisten im Osten des Landes sowie neue Gerüchte über eine direkte Beteiligung Russlands an den Kämpfen haben die Hoffnungen schwinden lassen, dass sich der Konflikt bald beruhigen werde. Am Freitag war vor allem die Hafenstadt Mariupol im Süden von Donezk umkämpft. Innenminister Arsen Awakow teilte via Facebook mit: „Seit Freitag 4:50 läuft die aktive Phase des Anti-Terror-Einsatzes in Mariupol.“ Ziel sei die „komplette Beseitigung der Separatisten“. Awakow sprach von einem „erfolgreichen Verlauf“, bei dem die Soldaten der ukrainischen Armee fast 20 Rebellen festgenommen hätten und es „zahlreiche Tote“ gebe. Der Einsatz sei kompliziert, weil sich die prorussischen Kämpfer in Wohngebieten befänden und auch Scharfschützen im Einsatz seien.

Das Verteidigungsministerium sprach von „Erfolgen im Kampf gegen Terroristen“. Der ukrainische Präsident Petro Poroschenko beauftragte den Gouverneur von Donezk, Sergej Taruta, die Amtsgeschäfte von Mariupol aus zu leiten. Diese ungewöhnliche Anweisung könnte nach Ansicht von Beobachtern darauf hindeuten, dass ein Angriff auf die Millionenstadt Donezk bevorstehen könnte. Die Umsetzung des Plans, einen Korridor für die Einwohner der umkämpften Städte Donezk und Lugansk einzurichten, lässt weiter auf sich warten. In Krasny Liman, ebenfalls seit Wochen umkämpft, wurden die Einwohner aufgefordert, die Stadt zu verlassen. Jeder, der nicht unbedingt bleiben muss, solle gehen.

Russische Panzer in der Ukraine gefilmt

Eine neue Eskalation des Konflikts droht dadurch, dass russische Panzer aufgetaucht sein sollen. In verschiedenen Städten der Region Donezk sind solche Fahrzeuge gefilmt worden. Unter anderem sind Augenzeugen zufolge drei russische Panzer in der Nähe der Bergarbeiterstadt Snischne an der ukrainisch-russischen Grenze im Einsatz gewesen. Dort leben 47 000 Menschen. Rebellen und Armee lieferten sich heftige Kämpfe um die Stadt. Zwar brachten Regierungseinheiten an der Grenze nach eigenen Angaben einen 120 Kilometer langen Gebietsstreifen unter ihre Kontrolle, den die Grenztruppen aufgegeben hatten. Jedoch sei ein 184 Kilometer langer Streifen weiter in der Gewalt der Separatisten, teilten die Grenztruppen mit. Beobachter in Kiew schließen nicht aus, dass über diesen Abschnitt aus Russland Waffen an die Aufständischen geliefert werden könnten.

Warnung. Nato-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen forderte Moskau am Freitag erneut auf, den Zustrom von Waffen über die Grenze zu stoppen.
Warnung. Nato-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen forderte Moskau am Freitag erneut auf, den Zustrom von Waffen über die Grenze zu stoppen.

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Poroschenko hatte sich am Donnerstag bei einem Telefonat mit Kremlchef Wladimir Putin über das angebliche Eindringen russischer Panzer auf ukrainisches Staatsgebiet beschwert. Am Freitag zeigte sich Nato-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen äußerst besorgt. „Wir haben Berichte gesehen, dass russische Panzer und bewaffnete Fahrzeuge die Grenze zum Osten der Ukraine überschritten haben könnten“, erklärte er in Brüssel. „Wenn sich diese Berichte bestätigen, würde das eine ernste Eskalation der Krise in der Ostukraine bedeuten.“ Die sieben führenden Industriestaaten (G 7) hatten Russland in der vergangenen Woche im Falle einer weiteren Eskalation mit verschärften Sanktionen gedroht, zu denen auch Wirtschaftssanktionen zählen können. Sie forderten von Moskau, „den Zustrom von Waffen und Aktivisten über die Grenze zu beenden und ihren Einfluss auf die bewaffneten Separatisten geltend zu machen, damit sie ihre Waffen niederlegen und der Gewalt entsagen“. Rasmussen wiederholte diese Forderung nun ausdrücklich.

"Besorgniserregende Entwicklung"

Auch die Bundesregierung warnte Moskau. „Wenn sich das bestätigt, wäre das eine schwerwiegende und sehr besorgniserregende Entwicklung“, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert am Freitag in Berlin. Beobachter verwiesen aber darauf, dass es sich auch um erbeutete Panzer aus ukrainischen Beständen handeln könnte. Russland wies die Vorwürfe zurück, mit Panzern in fremdes Hoheitsgebiet eingedrungen zu sein.

Der Gouverneur von Dnjepropetrowsk, der Milliardär Igor Kolomoiski, schlug den Bau eines fast 2000 Kilometer langen Elektrozauns mit Stacheldraht und Minen an der Grenze zu Russland vor. Das rund 100 Millionen Euro teure Projekt sei nötig, um die „aggressive Politik gegenüber der Ukraine“ zu stoppen, sagte Kolomoiski.

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