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Neue Studie: Briten schwiegen nach Krieg über NS-Verbrechen

Der britische Geheimdienst hatte offenbar mehr Kenntnisse über die Verbrechen der Nazis als bislang angenommen. Diese hatte er aus Abhöraktionen und Befragungen von Kriegsgefangenen aus Deutschland erlangt. Der Grund für die Zurückhaltung war Eigennutz.

Die britischen Geheimdienste haben laut dem Nachrichtenmagazin "Spiegel" nach Kriegsende 1945 Wissen über NS-Kriegsverbrechen zurückgehalten. Das geht aus einer Studie des englischen Historikers Stephen Tyas hervor, wie das Magazin berichtet. Flächendeckend seien Kriegsgefangene aus Deutschland befragt und in ihren Unterkünften abgehört worden. Die Erkenntnisse seien nach dem Krieg als "streng geheim" eingestuft worden, weil die englischen Geheimdienste befürchtet hätten, dass ihnen die Abhörpraxis bei Bekanntwerden untersagt werden könnte.

In den nach Befragungen und Abhöraktionen angefertigten mehr als 20.000 Protokollen gebe es zahlreiche Hinweise auf NS-Verbrechen wie Massenerschießungen, den Einsatz von Gaswagen und die Gaskammern in Auschwitz. In dem englischsprachigen Journal "Holocaust and Genocide Studies", in dem auch aus Protokollen zitiert wird, schreibt Tyas: "Ausgiebige Recherchen haben keine Hinweise erbracht, dass diese Berichte über die Gespräche an Untersuchungskommissionen der Alliierten zu Kriegsverbrechen weitergeleitet wurden." Erst 30 Jahre später seien die Unterlagen veröffentlicht worden.

Der "Zentralen Stelle der Landesjustizverwaltungen zur Aufklärung national-sozialistischer Verbrechen" in Ludwigsburg liegt laut dem "Spiegel"-Bericht zwar ein Teil der Papiere vor. Bislang fehle es aber an Personal, um diese systematisch auszuwerten, hieß es. (ut/dpa)

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