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Politik: Neuer schwerer Verdacht gegen Südafrikas ANC

Dubiose Geschäfte in Zentralafrikanischer Republik?

Kapstadt - Zwei Wochen nach der chaotischen Rebellion in der Zentralafrikanischen Republik hat die Verwicklung der südafrikanischen Armee in die dortigen Kämpfe nun am Kap für Empörung und Verwirrung gesorgt. Bei dem Angriff der Rebellen auf Bangui, die Hauptstadt der Zentralafrikanischen Republik, waren vor zwei Wochen 13 südafrikanische Soldaten bei Gefechten mit den Rebellen getötet und 27 zum Teil schwer verletzt worden. Es war die mit Abstand blutigste südafrikanische Militäraktion seit dem Ende der Apartheid vor fast 20 Jahren. Unklar ist noch immer, warum die Südafrikaner in die Gefechte verwickelt wurden und aus welchen Gründen sie sich in dem Land aufhielten. Ebenso unklar ist, weshalb die Soldaten nicht sofort abgezogen wurden, als die Lage in dem Land eskalierte und seine Übernahme durch die Rebellen nicht mehr zu verhindern war.

Inzwischen mehren sich in Südafrika die Stimmen, die behaupten, dass es sich bei dem Einsatz keineswegs nur um eine Ausbildungsmission gehandelt habe, wie die Regierung von Jacob Zuma behauptet. Stattdessen hätten die Soldaten dubiose Geschäftsinteressen geschützt, an denen neben dem gestürzten Präsidenten François Bozize auch der in Südafrika regierende Afrikanische Nationalkongress (ANC) beteiligt gewesen sein soll. „Wir sind es nicht gewöhnt, dass unsere Soldaten in Leichensäcken heimkehren“, schrieb die linksliberale Johannesburger Zeitung „Mail & Guardian“, die der Regierung mit ihren Fragen nach den Gründen des Einsatzes besonders stark zusetzte.

Dass das Blatt offenbar in einer offenen Wunde rührt, verdeutlicht die Reaktion des ANC. In einer Presseerklärung des ANC hieß es, die Zeitung würde mit ihren Fragen „auf die Gräber der toten Soldaten pissen“. Zuma hatte bei einem Gottesdienst für die Gefallenen, ausnahmslos Schwarze, vor ein paar Tagen behauptet, die Soldaten wären „Helden“, die für eine gute Sache gestorben seien, nämlich die Sicherung von Frieden und Stabilität in Afrika. Und dann hinterfragte der Präsident das Recht von Journalisten, Untersuchungen in staatlichen Sicherheitsangelegenheiten anzustellen. Obwohl der ANC im Parlament über eine erdrückende Zweidrittelmehrheit verfügt, hatte Zuma „mehr Freiraum für den Staat“ gefordert, um seine Aufgaben adäquat und ohne Einmischung von außen erfüllen zu können. In der Vergangenheit waren zahlreiche Skandale des ANC durch die Medien aufgedeckt worden.

Wie am Donnerstag am Rande eines Treffens im Tschad zur Lage in der Zentralafrikanischen Republik bekannt wurde, wird Südafrika seine verbliebenen Truppen doch aus dem Land im Herzen Afrikas abziehen. Zuvor hatte Zuma dies abgelehnt und zur Empörung weiter Teile der Öffentlichkeit trotz der Machtübernahme der Rebellen sogar eine Truppenverstärkung erwogen. Das südafrikanische Kontingent umfasste zuletzt 400 Soldaten.

Die Stationierung südafrikanischer Truppen in der Zentralafrikanischen Republik ist ein Relikt aus der Regierungszeit des ehemaligen Präsidenten Thabo Mbeki und sollte dessen politischen Anspruch untermauern, „afrikanische Lösungen für afrikanische Probleme“ zu finden. Wolfgang Drechsler

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