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Politik: Neuer Skandal um Hormonfleisch in Deutschland

Berlin. Rund 7000 möglicherweise hormonbelastete Schweine sind von den Niederlanden nach Deutschland geliefert worden.

Berlin. Rund 7000 möglicherweise hormonbelastete Schweine sind von den Niederlanden nach Deutschland geliefert worden. 5686 sind nach Informationen des Düsseldorfer Landwirtschaftsministeriums zwischen dem 2. Mai und dem 26. Juni in Nordrhein-Westfalen geschlachtet worden. Das Ministerium suche nun nach dem Fleisch, das noch nicht verzehrt wurde. „Die Wahrscheinlichkeit, dass wir noch viel davon finden, ist gering“, sagt Sprecher Leo Bosten. Weitere Lieferungen gingen nach Niedersachsen (1064) und Rheinland-Pfalz (230).

Zudem hat ein betroffener Schweinemäster in den Niederlanden an ein Schwesterunternehmen im Weser-Ems-Kreis 38 Tonnen hormonverseuchtes Futter geliefert. Nach vier Tagen habe der betroffene Betrieb mit 3600 Schweinen die Fütterung mit dem verseuchten Weizenquellwasser eingestellt, sagt Ralf Paeschke vom Agrarministerium in Hannover. 25 Tonnen davon seien noch vorhanden. Nach den ersten Messergebnissen, haben die Behörden den Betrieb gesperrt. Gefunden wurden 0,239 Milligramm Medroxy-Progesteron-Azetat (MPA) pro Kilogramm, ein künstliches Hormon, das auch in der Antibabypillen-Herstellung verwendet wird. Das Bundesinstitut für gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterinärmedizin hält die Gesundheitsgefährdung für gering, weil die Rückstände niedrig seien.

Der Einsatz von Hormonen ist in der gesamten Europäischen Union verboten. In der Rindermast wirkt MPA wie ein Anabolikum, in der Schweinemast ist die Wirkung umstritten. Geradezu kontraproduktiv wirkt es jedoch bei Sauen. Auf einem der inzwischen 42 niederländischen Höfe, an die das hormonverseuchte Futter geliefert worden war, wurden einige Sauen nicht mehr trächtig. Das Hormon wirkte als Verhütungsmittel – das ist das Letzte, was ein Züchter will, denn er verdient sein Geld mit dem Verkauf von Ferkeln. Bei den Ermittlungen stießen die niederländischen Behörden auf die belgische Firma Bioland Liquid Sugar, die Glucosesirup für die Futtermittelindustrie herstellte. Das Unternehmen ist inzwischen in Konkurs gegangen. Die Staatsanwaltschaft ermittelt. Der amtierende Landwirtschaftsminister Jan Laurens Brinkhorst sagte: „Eine schlimme Entwicklung. Alle, die sich schuldig gemacht haben, setzen das Image der ganzen Branche aufs Spiel.“ Dagmar Dehmer

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