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New York: Vereinte Nationen gründen neue Frauenorganisation

UN Women soll vier bestehende UN-Frauenprogramme ersetzen - und Frauen mehr Gewicht in der Welt verleihen. Die Zusammensetzung des Verwaltungsrates lässt das allerdings nicht zwingend vermuten.

Die Vereinten Nationen haben eine neue Frauenorganisation. Am Donnerstagabend (Ortszeit) wurde im Saal der Generalversammlung in New York UN Women gegründet. Der Verbund soll vier zum Teil 65 Jahre alte UN-Frauenprogramme ersetzen und zu einer schlagkräftigen Organisation bündeln.

Chefin des jüngsten Zweiges der UN-Familie, dessen Gründung die Vollversammlung im Juli 2010 einstimmig beschlossen hatte, wurde die frühere chilenische Präsidentin Michelle Bachelet.

„Wir haben UN Women für die Millionen Mädchen gegründet, die nicht zur Schule gehen dürfen, nur weil sie Mädchen sind“, sagte UN-Generalsekretär Ban Ki Moon zu den Delegierten aus aller Welt. „Wir haben es für die Millionen HIV-infizierten Frauen getan, die kaum versorgt werden, weil sie Frauen sind. Und wir haben es für die Millionen Menschen getan, die jeden Tag Gewalt erleiden müssen, weil sie Frauen sind.“

Gerade die Frauen seien es aber oft, die die Familien ernährten und sich um die Bildung der Kinder kümmerten, sagte der Südkoreaner. „Lassen Sie uns zusammen an einer Welt arbeiten, in der Mädchen ihre Chance bekommen und Frauen gehört werden.“

Bachelet sagte, dass die Gründung der Frauenorganisation nach vier Jahren harter Arbeit ein großer Erfolg sei. „Und es ist wahr, wir kommen jedes Jahr voran im Kampf um Gleichstellung. Aber es bleibt noch so viel zu tun.“ Frauen würden einen enormen Beitrag zu Kultur, Politik und Wissenschaft leisten. „Und dennoch erleben jeden Tag Millionen Frauen Benachteiligung, ja Gewalt, nur weil sie Frauen sind.“ Dabei sei das ein Entwicklungshemmnis: „Den Ländern, in denen Frauen mitlernen und mitentscheiden dürfen, geht es besser. Keine Gesellschaft kann auf die Kraft und die Ideen der Hälfte ihres Volkes verzichten.“

Um den Verwaltungsrat der „UN-Instanz für die Gleichstellung der Geschlechter und Förderung der Frauen“ hatte es im November ein diplomatisches Scharmützel gegeben. Als eines der 41 Länder für das Gremium galt auch der Iran als sicherer Kandidat, was Menschenrechtler entsetzt hatte. Friedensnobelpreisträgerin Schirin Ebadi, selbst Iranerin, hatte eine Wahl ihres Landes als „Witz“ bezeichnet: „Wie kann ein Land, das Frauen als minderwertig betrachtet und sie per Gesetz diskriminiert, für die Rechte der Frau eintreten wollen?“

In einem geschickten diplomatischen Manöver hatte sich unmittelbar vor der Abstimmung das kleine Osttimor als Alternative angeboten und so Teheran den sicher geglaubten Sieg noch genommen. Allerdings ist nach wie vor Saudi-Arabien, das ebenso Frauen per Gesetz diskriminiert, in dem Verwaltungsrat. (dpa)

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