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Bei einer Razzia in Brüssel gab es wohl eine Explosion.

© AFP

Newsblog nach dem Terror in Brüssel: Selbstmordattentäter kam frühzeitig aus Gefängnis in Belgien frei

Selbstmordattentäter Ibrahim El Bakraoui hätte zur Zeit seines Anschlags eigentlich im Gefängnis sitzen müssen. Die Türkei will Belgien vor dem Mann gewarnt haben. Die Entwicklungen im Newsblog.

Mehr als 30 Menschen starben, etwa 300 wurden verletzt durch die Anschläge auf Flughafen und Metro am Dienstag in Brüssel. Am Donnerstagabend und am Freitag gab es weitere Festnahmen, unter anderem auch in Deutschland. Frankreich hat laut Innenminister Bernard Cazeneuve einen weiteren Anschlag verhindert.

+++ Fahndungspannen vor den Terroranschlägen sollen konkrete Folgen haben: Nach dem Willen des belgischen Innenministers Jan Jambon soll es ein Disziplinarverfahren gegen einen Polizisten geben, der als Verbindungsoffizier in Istanbul tätig war. „Jemand aus dem Polizeiapparat hat gepatzt“, sagte der Minister am Freitag laut Nachrichtenagentur Belga. In Deutschland heißt es derweil von Innenminister Thomas de Maizière: "Wir werden nicht ruhen, bevor die Mörder und ihre Helfer zur Verantwortung gezogen sind."

+++ Die Türkei will die belgischen Behörden vor einem der Attentäter gewarnt haben: Doch trotz des Hinweises im Juli 2015, dass der Mann ein „ausländischer terroristischer Kämpfer“ sei, hätten die belgischen Behörden ihn auf freiem Fuß gelassen, erklärte der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan. Der spätere Selbstmordattentäter Ibrahim El Bakraoui war 2010 in Belgien zu einer langjährigen Haftstrafe verurteilt worden und vorzeitig freigekommen - offenbar trotz negativer Beurteilung der Gefängnisdirektion. Wie sueddeutsche.de berichtet, hatte El Bakraoui am 30. Januar 2010 eine Wechselstube in Brüssel überfallen und bei der Verfolgung einen Polizisten niedergeschossen. Er wird zu zehn Jahren Haft verurteilt, kommt jedoch nach nicht einmal fünf Jahren wieder frei.

Wie sueddeutsche.de weiter berichtet, hat die Türkei El Bakraoui am 14. Juli zusammen mit einem anderen Verdächtigen in ein Flugzeug nach Amsterdam gesetzt - was die beiden Terrorverdächtigen als Wunschziel angegeben hätten. Am Morgen dieses Tages habe die Türkei Belgien und die Niederlande vor den Männern gewarnt. in Belgien wird niemand aktiv. Stattdessen schickt die belgische Polizei einige Tage später eine Liste mit den bisherigen Straftaten Bakraouis an die Türkei. Erst Ende August 2015 wird seine Bewährung aufgehoben, weil er gegen die Auflagen verstoßen hat. Um diese Zeit herum hat die Türkei ihn nach eigenen Angaben erneut aufgegriffen und abgeschoben. Nun wird er landesweit gesucht. 

Hätte El Bakraoui seine Strafe vollständig absitzen müssen, wäre er heute noch in Haft. Stattdessen verstieß er gegen seine Bewährungsauflagen, wurde im Juni 2015 an der türkisch-syrischen Grenze aufgegriffen, danach ausgewiesen, aber in Belgien nicht wieder inhaftiert. „Man hat die Information wohl weitergegeben, aber man ist nicht sehr schnell gewesen; oder nicht schnell genug“, sagte der belgische Justizminister Koen Geens über die Hinweise aus der Türkei. Im flämischen Fernsehen VRT räumte Geens am Donnerstag indirekt Fehler der Sicherheitsbehörden ein. Noch am Nachmittag hatte die belgische Regierung den Vorwurf aus der Türkei zurückgewiesen. Geens und Innenminister Jan Jambon hätten Ministerpräsident Charles Michel deshalb ihren Rücktritt angeboten: „Sie können sich vorstellen, dass wir das Gespräch diese Nacht nicht gehabt hätten, wenn wir dächten, dass unsere Dienste völlig fehlerfrei gehandelt haben.“ Michel habe ihn aber „überzeugt, dass es wichtiger ist durchzuhalten“, sagte Geens.

+++ Abdeslam will seit Terror-Anschlägen nicht mehr reden: Der Terrorverdächtige Salah Abdeslam will nicht mehr mit Ermittlern sprechen. Das sagte der belgische Justizminister Koen Geens am Freitag im Parlament. Laut der Nachrichtenagentur Belga bezog sich der christdemokratische Minister auf Informationen der Staatsanwaltschaft. Diese bestätigte, dass der vor einer Woche festgenommene Abdeslam unmittelbar nach den Anschlägen am vergangenen Dienstag verhört wurde, aber nichts gesagt habe.

+++ Der Kampf gegen den IS wird momentan an allen Fronten geführt - und es gibt Erfolge: Die USA haben nach Angaben von Verteidigungsminister Ashton Carter mehrere Top-Terroristen der IS-Miliz getötet. Er gehe davon aus, dass darunter auch der IS-Finanzminister und -Vizechef Abdul Rahman Mustafa al-Kaduli ist, der auch unter dem Namen Haschi Iman bekannt sei, sagte Carter.

+++ Mehr Klarheit über Anti-Terror-Einsatz. Die belgische Polizei hat bei einem neuen Anti-Terror-Einsatz in Brüssel am Freitag einen Verdächtigen festgenommen. Das sagte der Bürgermeister des Stadtteils Schaerbeek, Bernard Clerfayt, der Nachrichtenagentur AFP. Der Verdächtige habe bei dem Einsatz eine "leichte Verletzung am Bein" erlitten. Es habe wegen der Entschärfung von Bomben mehrere kleine Explosionen gegeben.
Medienberichten zufolge wurde der Einsatz inzwischen beendet. Die Nachrichtenagentur Belga hatte zuvor gemeldet, eine Spezialeinheit habe eine Wohnung in Schaerbeek gestürmt. Medienberichten zufolge waren zwei Explosionen zu hören. Sprengstoffexperten seien vor Ort. Der Sender RTBF berichtete, ein Mann mit einem Rucksack sei "neutralisiert" worden.

+++Aachenerin unter den Todesopfern der Anschläge von Brüssel Unter den Todesopfern der Anschläge von Brüssel ist auch eine Frau aus Aachen. Das teilte die Aachener Polizei am Freitag mit. Die Frau galt nach den Anschlägen in der belgischen Hauptstadt am Dienstag zunächst als vermisst.

+++ Ausnahmezustand in Schaerbeek. Während des Großeinsatzes war die Gegend um einen zentralen Platz von Schaerbeek vollständig abgeriegelt, wie eine Journalistin der Nachrichtenagentur AFP berichtete. Aus Schaerbeek waren die Brüsseler Attentäter am Dienstagmorgen mit ihrem Sprengstoff in einem Taxi losgefahren, bevor sie am Flughafen und in der U-Bahn der belgischen Hauptstadt 31 Menschen töteten und 300 weitere verletzen.

+++ Möglicherweise ein Toter. Die Polizeiaktion in der Brüsseler Gemeinde Schaerbeek am Freitagnachmittag steht nach einem Medienbericht im Zusammenhang mit den in Frankreich vereitelten Anschlagsplänen. Das meldet die belgische Agentur Belga unter Berufung auf französische Polizeikreise. Die Polizei durchsucht laut belgischer Nachrichtenagentur Belga ein Haus im Brüsseler Stadtteil Schaerbeek. Dabei sei eine Explosion zu hören gewesen. Ein Mann sei "ausgeschaltet" worden, meldete die Agentur weiter.

+++ Zweite Explosion? Bei der Razzia im Stadtteil Schaerbeek habe es zwei Explosionen gegeben, berichtete der öffentlich-rechtliche Sender RTBF. Zunächst hatten Medien von einer Explosion berichtet.

+++Explosion bei Razzia im Stadtteil Schaerbeek: Spezialeinsatzkräfte der Polizei haben am Freitag erneut ein Haus in Brüssel durchsucht. Zu Beginn der Razzia im Stadtteil Schaerbeek habe es eine Explosion gegeben, berichtete die belgische Nachrichtenagentur Belga. Die Umgebung sei abgeriegelt worden, schwerbewaffnete und maskierte Kräfte sowie Armeefahrzeuge seien im Einsatz. Ermittler hatten bereits in der Nacht bei Razzien unter anderem in Schaerbeek sechs Verdächtige festgenommen. Bei Selbstmordattentaten am Brüsseler Flughafen sowie in einer Metro waren am Dienstag insgesamt 31 Menschen ums Leben gekommen, rund 300 weitere wurden verletzt.

+++Chinesen und US-Amerikaner unter Todesopfern in Brüssel: Unter den Todesopfern sind laut Washingtoner Regierungskreisen und Pekinger Staatsmedien auch zwei US-Amerikaner und ein chinesischer Staatsbürger. US-Außenminister John Kerry bot bei seinem Treffen mit dem belgischen Ministerpräsidenten Charles Michel Unterstützung bei den Ermittlungen an. "Die USA stehen angesichts dieser Tragödie fest zu Belgien und den Staaten Europas", sagt Kerry

+++Festnahme auch in Deutschland: Im Raum Düsseldorf ist ein Salafist festgenommen worden, der möglicherweise zum Umfeld der Brüsseler Attentäter gehört. Das berichtet das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel".

Soldaten nahen dem Flughafen Brüssel nach dem Anschlägen.
Soldaten nahen dem Flughafen Brüssel nach dem Anschlägen.

© dpa

+++BKA-Präsident warnt vor weiteren Anschlägen in Europa: Der Präsident des Bundeskriminalamtes, Holger Münch, warnt vor weiteren Anschlägen des IS in Europa und Deutschland. Da die Gruppe in Syrien und im Irak geschwächt sei, brauche sie spektakuläre Aktionen, um Aufmerksamkeit zu erregen und Macht zu demonstrieren, sagt er der "Bild" (Samstagausgabe). "Die Bedrohungslage bleibt hoch, weitere Anschläge sind nicht auszuschließen."

+++Laut Zeitungsbericht zweiter Metro-Attentäter festgenommen: Die belgische Polizei hat einem Zeitungsbericht zufolge den mutmaßlichen zweiten Attentäter des Anschlags auf die Brüsseler Metro festgenommen. Ein Polizist habe den Mann, der auf Überwachungskameras zu sehen sein soll, wiedererkannt, berichtete die Zeitung "De Standaard" am Freitag. Die Staatsanwaltschaft bestätigte die Festnahme nicht. Die Aufnahmen zeigen offenbar den Mann neben Khalid El Bakraoui, der den Selbstmordanschlag auf die Metro verübt haben soll. El Bakraouis Bruder Ibrahim hat sich den Ermittlungen zufolge am Brüsseler Flughafen in die Luft gesprengt. Bei den Anschlägen am Dienstag kamen mindestens 31 Menschen ums Leben, mehr als 300 wurden verletzt.

+++Festgenommener Mann in Frankreich hatte Verbindung zu Abdelhamid Abaaoud: Der am Donnerstag nahe Paris festgenommene Terrorverdächtige ist nach Angaben aus Polizeikreisen im vergangenen Jahr zusammen mit Abdelhamid Abaaoud, dem mutmaßlichen Drahtzieher der Attentate in Paris, verurteilt worden. Reda K. sei im Juli in Brüssel gemeinsam mit Abdelhamid Abaaoud in Abwesenheit wegen Mitgliedschaft in einer Dschihadisten-Zelle schuldig gesprochen worden, verlautete am Freitag aus Kreisen der Ermittler in Paris.

+++Radiobericht: Razzia am Freitagmorgen in Forest: Drei Tage nach den Brüsseler Anschlägen hat die Polizei laut Radiosender RTBF einen weiteren Verdächtigen festgenommen. Die Razzia sei am Freitagmorgen in der Gemeinde Forest abgeschlossen worden, berichtete der Sender. Eine offizielle Bestätigung dafür gab es zunächst nicht.
In Forest war der 35-jährige Algerier Mohamed Belkaid in der vergangenen Woche bei einer Polizeiaktion erschossen worden. Von Forest aus waren die Polizisten auch auf die Spur des inzwischen inhaftierten Terrorverdächtigen Salah Abdeslam gekommen - er soll an den Pariser Anschlägen vom vergangenen November beteiligt gewesen sein.
Ermittler hatten bereits in der Nacht bei Razzien in Brüssel sechs Verdächtige festgenommen. Laut Staatsanwaltschaft soll im Laufe des Freitags entschieden werden, ob gegen die Verdächtigen Haftbefehl erlassen wird. Über die Identität der Festgenommenen wurde zunächst nichts bekannt.

Während die Stadt, wie hier auf der zentralen Place de la Bourse, trauert, haben Sicherheitskräfte sechs Verdächtige festgenommen.
Während die Stadt, wie hier auf der zentralen Place de la Bourse, trauert, haben Sicherheitskräfte sechs Verdächtige festgenommen.

© dpa

+++ Identität der Festgenommenen nicht geklärt: Über die Identität der Festgenommenen sei noch nichts bekannt, berichtete der öffentliche Radio- und Fernsehsender VRT. Es ist also noch unklar, ob sich unter den Festgenommen die flüchtigen Verdächtigen befinden. Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft sagte lediglich, drei der Verdächtigen seien "direkt vor unserer Tür" in Brüssel festgenommen worden.

Die Polizei durchsuchte Orte in den Brüsseler Gemeinden Schaerbeck und Jette, berichtete die Nachrichtenagentur Belga. Es seien Spezialkräfte der Polizei im Einsatz gewesen. Bei einer früheren Durchsuchung im Bezirk Schaerbeck hatte die Polizei nach den Anschlägen vom Dienstag mit mindestens 31 Toten in einer Wohnung eine Bombenwerkstatt gefunden. Dort sollen Terrorverdächtige Sprengsätze gebaut haben.

+++ Festnahmen in Belgien nach Anschlägen vom Dienstag: Im Zusammenhang mit den Anschlägen in Brüssel sind am Donnerstagabend in Belgien sechs Menschen festgenommen worden. Dies teilte die Staatsanwaltschaft in Brüssel mit.

+++ Festnahmen in Frankreich: Auch in Frankreich wurde am Donnerstagabend ein Terror-Verdächtiger Festgenommen. Damit sie laut französischem Innenminister Bernard Cazeneuve ein konkreter Anschlag verhindert worden, dessen Planung in einem "fortgeschrittenen Stadium" gewesen sei. Verbindungen mit den Attentaten auf den Flughafen Zavetem, die Brüsseler Metro oder die Anschläge in Paris vom 13. November konnten die Ermittler bislang allerdings nicht feststellen.

+++ Innenminister tagen in Brüssel: Auf ihrem Sondertreffen haben die EU-Innenminister beschlossen, auf eine schnellere Entscheidung des Europaparlaments zur Fluggastdatenspeicherung zu drängen. Die EU-Kommission soll mit Experten den effizienteren Austausch von Geheimdienstinformationen beraten. Ziel ist eine wirkungsvollere Koordinierung der Arbeit der nationalen europäischen Sicherheitsbehörden.

+++ Terrorwarnstufe soll von 4 auf 3 gesenkt werden: Zwei Tage nach den Terroranschlägen von Brüssel mit mindestens 31 Toten soll die Terrorwarnstufe wieder gesenkt werden. Die bislang geltende höchste Terrorwarnstufe 4 solle auf 3 herabgesetzt werden, berichteten belgische Medien. Laut der Nachrichtenagentur Belga sagte ein Sprecher des nationalen Krisenzentrums, dieses wolle sich noch am Donnerstagabend dazu äußern. Die Warnstufe war direkt nach den Attentaten am Dienstagmorgen auf die höchste Stufe Vier heraufgesetzt worden. Diese besagt, dass ein unmittelbarer Terroranschlag droht.

+++Bruder von mutmaßlichem Attentäter verurteilt Anschläge: Nach den Terroranschlägen von Brüssel hat sich der Bruder des mutmaßlichen Selbstmordattentäters Najim Laachraoui von diesem distanziert. Mourad Laachraoui verurteile „die Attentate, an denen er (sein Bruder) beteiligt war, in Frankreich und Belgien“, berichtete die Nachrichtenagentur Belga am Donnerstag unter Berufung auf ein Schreiben des Zitierten. Laachraoui habe keinen Kontakt mehr zu seinem Bruder Najim gehabt, seit dieser im Februar 2013 nach Syrien gereist sei.
Laut Medienberichten war der 24-jährige Najim Laachraoui einer der Selbstmordattentäter am Brüsseler Flughafen. Eine offizielle Bestätigung gibt es dafür bislang noch nicht.

Innenminister de Maizière trifft in Brüssel auch seine Amtskollegen Johanna Mikl-Leitner aus Österreich und Jan Jambon aus Belgien.
Innenminister de Maizière trifft in Brüssel auch seine Amtskollegen Johanna Mikl-Leitner aus Österreich und Jan Jambon aus Belgien.

© dpa

+++De Maizière kritisiert Mangel an Zusammenarbeit: Die Sicherheitsbehörden in Europa sind nach Ansicht von Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) beim Austausch von Informationen nicht kooperativ genug. „Viele nationale Behörden wollen nicht mit allen anderen ihre Informationen teilen“, sagte er am Donnerstag bei einem Sondertreffen mit seinen Amtskollegen in Brüssel. „Diese Mentalität muss man ändern.“ Das Treffen war nach den tödlichen Anschlägen von Brüssel kurzfristig einberufen worden.

+++ Papst wäscht Flüchtlingen die Füße: Am Gründonnerstag, drei Tage vor Ostersonntag, hat Papst Franziskus als Geste der Demut elf Flüchtlingen die Füße gewaschen, darunter auch mehreren Muslimen. „Ob Muslime, Hindus, Katholiken oder Kopten: Wir sind alle Brüder, wir sind alle Kinder desselben Gottes“, sagte Franziskus und erinnerte an die Terroranschläge von Brüssel. „Das war eine Geste der Zerstörung, eine Geste des Krieges, von Menschen, die nicht in Frieden leben wollen.“ Schuld an dem Terror hätten vor allem die Waffenhändler, so das Kirchenoberhaupt.

Belgiens Premierminister Charles Michel (r.) mit Innenminister Jan Jambon (l.) und Justizminister Koen Geens.
Belgiens Premierminister Charles Michel (r.) mit Innenminister Jan Jambon (l.) und Justizminister Koen Geens.

© dpa/LAURENT DUBRULE

+++ Belgische Regierung unter Druck: Nach den Terroranschlägen in Brüssel und möglichen Fahndungspannen gerät die belgische Regierung unter Druck. Zwei wichtige belgische Minister boten am Donnerstag ihren Rücktritt an. Innenminister Jan Jambon und Justizminister Koen Geens stellten ihre Ämter zur Verfügung, wie ihre Büros der Nachrichtenagentur Belga bestätigten. Nach Berichten mehrerer belgischer Medien lehnte Premierminister Charles Michel die Rücktrittsgesuche ab.

Am Vortag war bekanntgeworden, dass die Türkei nach Angaben von Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan bereits im Juli 2015 warnte, einer der späteren Attentäter sei ein „ausländischer terroristischer Kämpfer“. Es handelt sich um Ibrahim El Bakraoui, den die belgischen Behörden aber auf freiem Fuß ließen. Er hatte sich am Dienstag am Brüsseler Flughafen in die Luft gesprengt.

Jambon sagte dem Sender VTM: „Ich habe den ganzen Abend und die Nacht über gearbeitet, um die Informationen der Türkei zu verstehen.“ Er räumte ein: „Man kann sich in der Tat wichtige Fragen stellen, wenn es um einige Angelegenheiten und den Umgang damit in der Justiz geht - und auch bei der Polizei.“ Angesichts der „Kriegssituation“ habe Michel den Rücktritt abgelehnt.

Trauer in Brüssel nach den Anschlägen vom Dienstag.
Trauer in Brüssel nach den Anschlägen vom Dienstag.

© dpa/YOAN VALAT

+++ Behörden bestätigen direkte Verbindung zwischen Attentätern von Brüssel und Paris: Die belgischen Behörden haben eine direkte Verbindung zwischen den Tätern der Brüsseler und Pariser Anschläge bestätigt. Im Dezember seien ein internationaler und europäischer Haftbefehl gegen den Brüsseler Selbstmordattentäter Khalid El Bakraoui erlassen worden, teilte die belgische Bundesstaatsanwaltschaft am Donnerstag mit. Ihm wurde demnach vorgeworfen, für die Gruppe der Paris-Attentäter unter dem falschem Namen Ibrahim Maaroufi eine Wohnung im belgischen Charleroi gemietet zu haben. Die Wohnung habe "der Terroristengruppe, die in die Anschläge von Paris verwickelt ist, als Versteck gedient". Die Wohnung wurde demnach am 9. Dezember vergangenen Jahres von der Polizei durchsucht.

+++ Ein verletzter Deutscher in Belgien im Krankenhaus: Nach den Terroranschlägen in Brüssel ist nur noch ein schwer verletzter Deutscher in Belgien im Krankenhaus. Die anderen verletzten Bundesbürger hätten die Krankenhäuser wieder verlassen, verlautete am Donnerstag aus dem Auswärtigen Amt in Berlin. Eine genaue Zahl wurde nicht genannt. Sie liege nach allen vorliegenden Informationen im einstelligen Bereich. Nicht ausgeschlossen ist allerdings weiter, dass auch Deutsche unter den Todesopfern sind.

Die jüngsten Attentate und Terroranschläge in Frankreich und Belgien wurden fast ausschließlich durch "Einheimische" verübt, sind also ganz offensichtlich keine aktuell "zugeströmten" Flüchtlinge. [...] Wer dennoch meint, weiterhin pausenlos auf diese, mit der Einreise von Flüchtlingen verbundenen "Bedrohungen" hinweisen zu müssen, will offensichtlich nichts anderes, als ein ungutes Gefühl in Zusammenhang mit Flüchtlingen verbreiten.

schreibt NutzerIn nachdenklicher_Realist

+++ Belgische Minister für Inneres und Justiz bieten Rücktritt an: Zwei belgische Minister haben nach den Terroranschlägen ihren Rücktritt angeboten. Innenminister Jan Jambon und Justizminister Koen Geens hätten ihre Ämter zur Verfügung gestellt, wie ihre Büros der Nachrichtenagentur Belga am Donnerstag bestätigten. Nach Berichten mehrerer belgischer Medien lehnte Premierminister Charles Michel die Rücktrittsgesuche ab. Warum die Politiker ihren Rückzug anboten, wurde zunächst nicht bekannt. Die belgische Regierung gerät nach den verheerenden Anschlägen von Brüssel unter Druck, nachdem bekanntwurde, dass die Türkei bereits im Juli 2015 vor einem der Attentäter warnte. Das belgische Parlament wollte am Donnerstagnachmittag zu einer Sondersitzung zu den Anschlägen zusammenkommen.

+++ Flugverkehr von und nach Brüssel bleibt stark eingeschränkt: Nach den Terroranschlägen vom Dienstag wird der Flugverkehr von und nach Brüssel länger eingeschränkt sein als befürchtet. Am Frankfurter Flughafen bleiben die Sicherheitsmaßnahmen auch am Osterwochenende erhöht. Reisende müssen sich laut Bundespolizei auf verstärkte Kontrollen einstellen und mehr Zeit einplanen. Die Lufthansa hat nach eigenen Angaben bis einschließlich Montag alle Verbindungen in die belgische Hauptstadt gestrichen. Die größte belgische Fluggesellschaft Brussels Airlines teilte am Donnerstag mit, dass sie innereuropäische Flüge bis mindestens Sonntag über die Flughäfen in Antwerpen und Lüttich abwickeln will. Die Billigfluglinie Ryanair wird nach eigenen Angaben bis einschließlich Dienstag alle angesetzten Flüge vom kleineren Brüsseler Alternativflughafen Charleroi abwickeln. Nach Angaben aus Frankfurt sind von den gestrichenen Lufthansa-Flügen insgesamt rund 12.300 Reisende betroffen. Sie waren auf 156 Flüge zwischen Brüssel und Frankfurt oder München gebucht. Von Karfreitag bis Ostermontag richtet die Fluggesellschaft einen Shuttlebusverkehr zwischen dem Frankfurter Flughafen und Brüssel ein, wie eine Sprecherin mitteilte.

Zehntausende Passagiere sind von den Flugausfällen betroffen.
Zehntausende Passagiere sind von den Flugausfällen betroffen.

© REUTERS

+++ Frau aus Aachen weiter vermisst: Nach den Terroranschlägen in Brüssel wird eine Frau aus Aachen weiterhin vermisst. "Es ist nicht auszuschließen, dass sie sich unter den noch nicht identifizierten Opfern des Anschlags befindet", teilte die Polizei am Donnerstag weiter mit. Ihr Mann sei mit schweren Verletzungen in ein belgisches Krankenhaus gebracht worden. "Über das Schicksal meiner Nichte wissen wir leider nichts", zitierte die "Bild" am Donnerstag den Onkel der Frau. "Die Behörden teilten uns allerdings mit, dass wir mit dem Schlimmsten rechnen müssten."

Die Bundesregierung hat weiterhin keine gesicherten Erkenntnisse über deutsche Todesopfer bei den Terroranschlägen in Brüssel. Nach allen bisher vorliegenden Informationen könne aber nicht ausgeschlossen werden, dass auch Deutsche bei den Anschlägen ums Leben gekommen seien, heißt es aus dem Auswärtigen Amt am Donnerstag. Eine Sprecherin teilte mit, unter den Verletzten seien auch Bundesbürger, darunter mindestens ein Schwerverletzter. Bei den Anschlägen am Brüsseler Flughafen und in der Metro-Station Maelbeek am Dienstag kamen mindestens 31 Menschen ums Leben, rund 300 wurden verletzt. Nach Angaben des belgischen Außenministeriums kommen die Opfer aus etwa 40 Nationen.

+++ Polizei fahndet nach weiterem Verdächtigen: Im Zusammenhang mit dem Selbstmordanschlag auf eine U-Bahn-Station in Brüssel fahnden die belgischen Behörden Polizeikreisen zufolge nach einem zweiten Verdächtigen. Ein Vertreter der Polizei sagte der Nachrichtenagentur AFP am Donnerstag, neben dem bereits identifizierten Attentäter Khalid El Bakraoui sei auf Überwachungsbildern ein zweiter Verdächtiger zu sehen, der eine große Tasche bei sich habe.

+++ Brüsseler Brüder beobachteten womöglich auch Atomforscher: Die Brüsseler Terrorzelle soll einem belgischen Medienbericht zufolge auch hinter einem Spionageangriff gegen einen Atomforscher stecken. Die beiden Selbstmordattentäter Ibrahim und Khalid El Bakraoui wurden nach Informationen der Tageszeitung "La Dernière Heure" als diejenigen Männer identifiziert, die eine heimlich vor dem Wohnhaus des Wissenschaftlers angebrachte Überwachungskamera abmontierten. Mit ihr waren Aufnahmen gemacht worden, die Anti-Terror-Fahnder im vergangenen November bei Ermittlungen zu den Terroranschlägen im Paris entdeckt hatten. Die Staatsanwaltschaft äußerte sich am Donnerstag zunächst nicht zu den laufenden Ermittlungen.

+++ Abdeslam will Anwalt zufolge nach Frankreich ausgeliefert werden: Der vergangene Woche in Brüssel festgenommene Verdächtige der Pariser Anschläge, Salah Abdeslam, stemmt sich nicht mehr gegen eine Auslieferung nach Frankreich. Abdeslam wolle "so schnell wie möglich" an die französischen Behörden überstellt werden, sagte sein Anwalt am Donnerstag nach einer gerichtlichen Anhörung in Brüssel. Abdeslam war nach langer Fahndung am Freitag in der belgischen Hauptstadt festgenommen worden, er soll auch Verbindungen zu den Attentätern der Brüsseler Anschläge gehabt haben.

+++ EU berät nächste Woche über Sicherheit an Flughäfen: Nach dem Anschlägen in Brüssel wollen EU-Experten in der kommenden Woche darüber beraten, wie Flughäfen sicherer gemacht werden können. Für den 31. März sei ein Treffen von Flugsicherheitsexperten der 28 Mitgliedsstaaten geplant, teilte ein EU-Vertreter am Mittwoch mit. Am 11. April würden Fachleute für Transportsicherheit zusammenkommen. Eine konkrete Agenda sei noch nicht festgelegt. Nach dem Attentat am Brüsseler Flughafen war auch die Frage aufgekommen, ob schon an den Eingängen zu den Terminals künftig Kontrollen vorgenommen werden sollen. Der ehemalige Sicherheitschef des Frankfurter Flughafens betrachtet das jedoch als "Phantomdiskussion". Das würde den gefährdeten Bereich mit Menschenansammlungen lediglich vorverlegen. Lesen Sie hier den Bericht unseres Experten Rainer W. During zur Sicherheit an Flughäfen.

+++ Hat Belgien Informationen aus Türkei falsch eingeschätzt? Der CDU-Innenexperte Armin Schuster hat Belgiens Bewertung von Terrorhinweisen aus der Türkei kritisiert. In Deutschland seien die Hinweise anders eingeschätzt worden als von belgischen Behörden, sagte Schuster am Donnerstag im Deutschlandfunk. Die Türkei hatte nach Angaben von Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan im Juli 2015 vor Ibrahim El Bakraoui, einem der Brüsseler Attentäter, gewarnt. Trotz des Hinweises, dass der Mann ein "ausländischer terroristischer Kämpfer" sei, sei er von den belgischen Behörden freigelassen worden. Europa müsse mehr dem deutschen Vorbild folgen und Informationen besser auswerten und weiterreichen, forderte Schuster. Die belgische Regierung hatte den Vorwurf aus der Türkei noch am Mittwoch zurückgewiesen.

+++ Maas: Attentäter wachsen meist in Europa zu Terroristen heran: Bundesjustizminister Heiko Maas hat davor gewarnt, einen Zusammenhang zwischen der Flüchtlingskrise und der Terrorbedrohung herzustellen. "Die meisten Männer, die in den vergangenen Monaten diese grauenhaften Anschläge verübt haben, sind bei uns in Europa zu einer terroristischen Bedrohung herangewachsen", sagte der SPD-Politiker den Zeitungen der Funke Mediengruppe. "Sie sind keine Flüchtlinge." Um Terrorismus im Keim zu ersticken, müsse das Entstehen von Parallelgesellschaften verhindert werden, forderte der Minister. "Solche Stadtteile wie Molenbeek sollten möglichst erst gar nicht entstehen", sagte Maas über das Brüsseler Viertel, in das die Spuren der Attentäter von Brüssel und Paris führen.

Auch EU-Kommissionspräsident Juncker verweist darauf, dass Europas Terroristen nicht von außen importiert wurden. Juncker sagte der "Welt": Es scheint, als ob der Terrorismus, der uns heute attackiert, von außen importiert wurde, dabei wurden diejenigen, die diese Taten begehen, in Wahrheit hier geboren, oft sogar auch ihre Eltern. Sie sind durch unsere Schulsysteme gegangen und haben aktiv an unserem sozialen Leben teilgenommen. Sie vermitteln nur den Eindruck, dass sie von woanders kämen, dabei sind sie von hier."

Der Eingang zur Metrostation Maelbeek - versperrt und von Blumen gesäumt.
Der Eingang zur Metrostation Maelbeek - versperrt und von Blumen gesäumt.

© Julien Warnand/dpa

+++ Medienbericht: Metro-Selbstmordattentäter war nicht alleine unterwegs: Der Selbstmordattentäter in der Brüsseler Metro war nach Informationen des belgischen Senders RTBF nicht alleine unterwegs. Auf Bildern einer Überwachungskamera sei ein zweiter Mann mit einer großen Tasche zu sehen, berichtete der öffentlich-rechtliche Rundfunk am Donnerstagmorgen. Unklar sei, ob der Verdächtige bei der Explosion getötet wurde oder ob er auf der Flucht ist. Die Staatsanwaltschaft äußerte sich zunächst nicht zu dem Bericht. Sie wollte im Laufe des Tages eine Pressemitteilung zum Stand der Ermittlungen veröffentlichen. Bei dem Anschlag in einer U-Bahn in der Station Maelbeek mitten im EU-Viertel kamen am Dienstag nach jüngsten Angaben 20 Menschen ums leben. Weitere 11 Personen starben bei von zwei anderen Selbstmordattentätern ausgelösten Explosionen am Flughafen.

Stadtteile wie Molenbeek in Brüssel sollten möglichst erst gar nicht entstehen, sagte Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD).
Stadtteile wie Molenbeek in Brüssel sollten möglichst erst gar nicht entstehen, sagte Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD).

© dpa

+++ Abdeslam-Anwalt offenbar tätlich angegriffen: Der Anwalt des mutmaßlichen Paris-Terroristen Salah Abdeslam sieht sich nach den Anschlägen in Brüssel schweren Anfeindungen ausgesetzt. Sven Mary sei von einer Person angegriffen worden und habe sich körperlich zu Wehr setzen müssen, berichtete die belgische Tageszeitung "Le Soir" am Donnerstag. Zudem habe er Hunderte E-Mails erhalten, in denen er wegen seiner Tätigkeit für Abdeslam beschimpft und bedroht werde. "Ich musste meine Kanzlei schließen, um die Sicherheit meiner Mitarbeiter zu gewährleisten", zitierte das Blatt den Anwalt. Polizeischutz wolle er nicht.

Der von Mary vertretene Salah Abdeslam war am vergangenen Freitag bei einem Großeinsatz der Polizei in der Brüsseler Gemeinde Molenbeek festgenommen worden. Der 26-Jährige war den bisherigen Ermittlungen zufolge an den Pariser Anschlägen beteiligt und stand auch in Kontakt zu den Attentätern von Brüssel.

+++ Flugverkehr weiterhin unterbrochen: Nach derzeitigem Stand soll der Flughafen in Brüssel noch mindestens bis Freitag geschlossen bleiben. Die Lufthansa sowie ihre Tochter Austrian Airlines haben bereits alle Flüge nach Belgien bis einschließlich Ostermontag gestrichen.

+++ Heute Sondertreffen der Innen- und Justizminister: Nach den Anschlägen von Brüssel kommen die EU-Innen- und Justizminister heute zu einem Sondertreffen zusammen. Die Vertreter der 28 Mitgliedstaaten beraten ab dem Nachmittag (16 Uhr) in der belgischen Hauptstadt über die Lage. Ziel des Treffens ist es, bisherige Beschlüsse zur verstärkten Sicherheitszusammenarbeit schneller umzusetzen und Solidarität mit Belgien zu bekunden.

+++ USA fordern von Europa größere Anstrengungen gegen IS: US-Verteidigungsminister Ashton Carter hat angesichts der Terroranschläge in Brüssel von den Europäern größere Anstrengungen im Kampf gegen die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) gefordert. Carter sagte am Mittwoch dem US-Nachrichtensender CNN, die Ereignisse zeigten den Europäern, dass sie ihre Anstrengungen verstärken müssten, wie es die USA bereits in Syrien, im Irak und anderswo getan hätten. Er ermunterte die Europäer zudem, die USA stärker zu unterstützen. Deshalb sei ein wichtiger Teil des Kampfes gegen den IS, die innere Sicherheit sowie die Geheimdienst- und Polizeiarbeit.

Ähnlich äußerte sich Präsidentschaftsbewerberin Hillary Clinton. Hilfreich wäre auch eine neue, einheitliche europäische Grenz- und Küstenwache zur Stärkung der Außengrenzen eines Kontinents, der "unter beispiellosem Druck von Flüchtlingen und Migranten" stehe, sagte die Ex-Außenministerin in einer Rede an der kalifornischen Eliteuniversität Stanford. Clinton kritisierte, viele europäische Länder würden ihre Nachbarn nicht alarmieren, wenn sie mutmaßliche Dschihadisten an ihren Grenzen abwiesen oder wenn ein Pass eines ihrer Bürger gestohlen werde. Es sei für die USA leichter, Fluginformationen zu bekommen als für die EU-Staaten untereinander.

Den Newsblog mit den wichtigsten Ereignissen des Mittwochs können Sie hier nachlesen. Auf unserer Themenseite zum Terror in Brüssel haben wir alle Beiträge zusammengestellt.

(mit dpa, AFP, rtr)

Hillary Clinton bei ihrem Besuch am Mittwoch in Stanford.
Hillary Clinton bei ihrem Besuch am Mittwoch in Stanford.

© John G. Mabanglo/dpa

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