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Politik: Nicht wieder Zwiebelmuster!

Es wird allmählich eng. Zwar hat noch kein Forscher endgültig geklärt, wie viele Todesopfer der Weihnachtsstress alljährlich in Deutschland fordert.

Es wird allmählich eng. Zwar hat noch kein Forscher endgültig geklärt, wie viele Todesopfer der Weihnachtsstress alljährlich in Deutschland fordert. Aber, wahrlich, ich sage euch: Da kommt allerhand zusammen. Geschenke ausdenken, Parkplatz suchen, kaufen, Konto überziehen, einpacken, umtauschen, Baum finden, Baum ins Auto packen, Lametta aufhängen, Wasser in den Ständer füllen, Kerzen anzünden – da soll einer nicht irre werden? Und dann erst all die unerledigten Dinge in Heim und Beruf! Ist die Bausparprämie eingezahlt? Wurde Formular E 30 für den Alleinerzieherabsetzbetrag ausgefüllt?

Schwer, da zu helfen. Erledigen Sie alles, was nicht unbedingt notwendig ist, erst im Januar, raten uns Experten. Konsequente Zeitplanung empfehlen andere: „Alles, was innerhalb von vier Minuten zu schaffen ist, sollte auch erledigt werden“ – ein Jahresabschluss- Tipp des Psychologen Eckehard Rechlin. Tätigkeiten bündeln! Hintereinander weg erledigen, das Unangenehmste zuerst!

Also das Geschenkeeinkaufen. Es ist jetzt immerhin deutlich einfacher geworden. „Hallo“, hören wir von unseren Liebsten per E-Mail, „ich habe meinen Wunschzettel jetzt in die Wunschgalerie gestellt!“ Das ist eine ideale Interneteinrichtung, die das weihnachtliche Gabenwesen auf ein ganz neues Effizienzniveau hebt. Jeder Schenker kann dort nachsehen, was wirklich gewünscht wird, wird also beim Meißner Tafelservice die Warnung „Nicht schon wieder Zwiebelmuster!“ vorfinden und beim Stichwort „Ferrari F 40“ feststellen, dass den schon Tante Ute zum Schenken vorgemerkt hat. Das ist Lebenshilfe, denn bitte, zwei Ferraris auf einmal, das wäre wirklich übertrieben, zumal die Dinger ja beim Wiederverkauf so schrecklich an Wert verlieren.

Der Clou bei diesem System liegt allerdings darin, dass alles per Internet geht. Aussuchen, anklicken, Kreditkartennummer eingeben, verschicken lassen, fertig. Nach dem Fest gehen die persönlichen Dank-Mails vermutlich automatisch an die Lieben hinaus. Nichts davon beansprucht unsere Aufmerksamkeit mehr als vier Minuten, kann also nach der Rechlin-Regel sofort erledigt werden. Fertig! Ehrlich: War Weihnachten schon einmal so ruhig und friedlich?

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