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Politik: Nie mehr Bratwurst

George Bush ist von Deutschland enttäuscht – doch in den USA mehren sich Stimmen, die ihm eine Mitschuld geben

Von Malte Lehming, Washington

In Amerika schlägt das Pendel wieder zurück. In der „Washington Post" meldete sich am Mittwoch der außenpolitische Experte des Brookings-Instituts (einer der anerkanntesten Think Tanks des Landes), Ivo Daalder, zu Wort. Er warnt seine Landsleute davor, die Kritik der Bundesregierung an der Irak-Politik der Bush-Administration als Wahlkampfmanöver abzutun. „Die Differenzen sind real." Überdies werde Schröders Haltung zum Irak-Krieg von vielen Europäern geteilt. Und seinen Standpunkt habe er lediglich auf dieselbe direkte Weise vorgetragen, auf die der US-Präsident bei seinen eigenen Statements immer so stolz sei. „Im Falle des Irak hat Schröder der Bush-Administration beigebracht, wie ihre eigene Medizin schmeckt." Dass der Kanzler mit diesem Kurs letztlich erfolgreich gewesen sei, müsse den Amerikanern zu denken geben. „Amerikanische Politik hat in den vergangenen 18 Monaten offenbar jenes Klima geschaffen, in dem es sich für Politiker auszahlt, gegen Amerika Position zu beziehen. "

Am Ende empfiehlt Daalder seinem Präsidenten, einen Schritt auf Schröder zuzugehen. Bush möge den Kanzler anrufen, ihm zum Wahlsieg gratulieren und ihn um Unterstützung einer neuen Irak-Resolution im UN-Sicherheitsrat bitten. Der Wirkung eines solchen „Großmuts" könne sich Schröder kaum entziehen.

Etwas ironischer kommentiert die „New York Times". Unter der Überschrift „No More Bratwurst" schreibt die Kolumnistin Maureen Dowd, dass die Bush-Getreuen in der Behandlung der Deutschen „ausgereifte Foltermethoden" anwenden. Offenbar leite die Administration aus ihrer neuen Politik der Präventivschläge auch das Recht ab zu entscheiden, in welchem Land welche Wahlkampfthemen erlaubt seien.

Allerdings hätten die Falken dabei die Geschichte außer Acht gelassen: „Wollen wir wirklich die Deutschen dafür bestrafen, zu pazifistisch zu sein?" Bush jr. habe mit den guten diplomatischen Manieren seines Vaters gebrochen und betrachte jede abweichende Meinung als persönliche Kränkung. Niemand solle sich wundern, wenn die Deutschen nun keinen ständigen Sitz im UN-Sicherheitsrat bekämen und sich auf dem Menueplan des Weißen Hauses nie wieder „Bratwurst" finden würde.

Wie geht es mit dem deutsch-amerikanischen Verhältnis weiter? Das war auch in Berlin die Frage. Auf allen Ebenen werde der Kontakt zu Washington gesucht, hieß es. Und eine Meldung wurde dementiert, Schröder habe vergeblich versucht, Bush zu erreichen. „Es hat keine derartigen Versuche gegeben, sagte ein Regierungssprecher.

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