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Niederländische Armee: Schwule ausdrücklich erwünscht

Niederländer empören sich über Ex-US-General

Amsterdam - Der einstige Nato-Kommandeur John Sheehan hat in den Niederlanden heftige Empörung mit der Behauptung ausgelöst, das Massaker im bosnischen Srebrenica von 1995 sei wegen des Einsatzes von Homosexuellen bei den holländischen UN-Friedenstruppen nicht verhindert worden. Das niederländische Verteidigungsministerium wies die Behauptung des ehemaligen US-Generals als „völligen Unsinn“ zurück.

Seit 1993 ist die niederländische Armee sprichwörtlich zu anderen Ufern aufgebrochen. Ausdrücklich erwünscht in den Reihen der Streitkräfte sind nun auch Homosexuelle und lesbische Frauen. Während deren Anteil an der Gesellschaft bei ungefähr zehn Prozent liegt, besteht die Armee jedoch nur zu rund 3,5 Prozent aus homosexuellen Männern und zu knapp einem Prozent aus lesbischen Frauen. „Homos in den Streitkräften, ist das überhaupt möglich?“ heißt es rhetorisch in den Broschüren des Verteidigungsministeriums. Die Antwort: „Ja, natürlich ist das möglich! Vielmehr: Das ist eine Selbstverständlichkeit.“ Auch Angehörige ethnischer Minderheiten und Frauen werden umworben; ihnen werden Karrieremöglichkeiten angeboten. Dahinter steht die Vorstellung, dass eine demokratische Armee ein Spiegelbild der Gesellschaft sein sollte.

Die Niederlande sind mit dieser Einstellung den meisten anderen Staaten voraus: In der britischen Armee wird Homosexualität als ehrenrühriges Verhalten mit Gefängnisstrafe bis zu zwei Jahren bedroht. In Spanien blühen einem Homosexuellen bis zu zehn Jahre Haft. Und Schwule in der US-Army werden nur toleriert, wenn sie von einem Coming-out absehen, also ein heimliches Doppelleben führen. Derzeit gibt es im US-Militär allerdings Bemühungen, den bisherigen Kurs zu revidieren.

Doch auch in Holland kommt es weiterhin zur Diskriminierung von Homosexuellen. Noch immer wird über Fälle von Misshandlungen in Kasernen berichtet. „Wenn wir immer öfter im Ausland die Menschenrechte verteidigen, dann müssen die Menschenrechte in den eigenen Organisationen gewährleistet sein“, prangert ein Standortgeistlicher die Diskriminierung an.Reinhold F. Bertlein

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