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Update

Niedersachsen: Bestürzung nach antisemitischem Angriff in Hannover

Politiker und Verbandsfunktionäre der jüdischen Gemeinden haben mit Bestürzung auf einen antisemitischen Angriff von Jugendlichen auf eine jüdische Tanzgruppe bei einem Stadtteilfest in Hannover reagiert. Die Tanzgruppe war mit Steinen beworfen worden.

Charlotte Knobloch, Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, sagte, der antisemitische Zwischenfall belege eine neue gesellschaftliche Herausforderung. "An diesem Fall stimmt mich besonders traurig, dass jene antisemitischen Einstellungen bereits unter Kindern und Jugendlichen in dieser Vehemenz anzutreffen sind", sagte Knobloch der Tageszeitung "Die Welt".

Die Polizei, die unter anderem wegen Volksverhetzung und gefährlicher Körperverletzung ermittelt, identifizierte inzwischen zwei Tatverdächtige im Alter von 14 und 19 Jahren. Bei dem Jüngeren handele es sich um einen Deutschen, sagte eine Sprecherin der Polizei. Der Ältere sei ein Deutscher mit nordafrikanischem Migrationshintergrund. Der 14-Jährige war den Beamten zufolge bereits wegen Eigentums- und Rohheitsdelikten in Erscheinung getreten. Zur Identität der anderen Angreifer lägen noch keine Erkenntnisse vor, sagte die Sprecherin. Zuvor hatte es geheißen, die Tanzgruppe sei von palästinensischen, iranischen und libanesischen Jugendlichen mit Steinen beworfen worden. Die Ermittlungen zu dem Vorfall dauern an.

Niedersachsens türkischstämmige Integrationsministerin Aygül Özkan (CDU) teilte über ihren Sprecher mit, sie sei "tief bestürzt" über den Vorfall. Der stellvertretende niedersächsische Verfassungsschutzpräsident Dirk Verleger wies darauf hin, dass es in Niedersachsen bereits in der Vergangenheit mehrmals "israelfeindliche Demonstrationen und Aktionen außerhalb des rechtsextremistischen Spektrums" gegeben habe, zum Beispiel in Salzgitter und Peile. Der jüngste Fall in Hannover ist laut Verleger insofern neu, "als erstmals Steine auf Juden geworfen wurden."

Juliane Wetzel, Mitglied des Expertengremiums gegen Antisemitismus im Deutschen Bundestag, erklärte gegenüber der Zeitung: "Es ist schon seit Jahren so, dass gewalttätige Übergriffe auf Juden in Deutschland vor allem dann erfolgen, wenn im Nahostkonflikt etwas passiert." Anlass für den Vorfall in Hannover könne demnach der Angriff auf die "Free Gaza"-Flotille durch Israels Militär Ende Mai gewesen sein. (ddp/AFP)

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