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Frauen protestieren gegen die Entführungen.

© Reuters

Update

Nigeria: Islamisten entführen erneut Schülerinnen

Mehr als 200 Schulmädchen sind seit Wochen in Nigeria verschwunden - entführt von der Islamistensekte Boko Haram. Nun haben die Extremisten weitere Schülerinnen gekidnapt.

Die islamistische Terrorgruppe Boko Haram hat in Nordnigeria erneut mehrere Schülerinnen entführt. Die acht Mädchen seien am Dienstag aus dem Dorf Waranbe im Bundesstaat Borno verschleppt worden, berichtete die Zeitung „Sahara Reporters“. Gleichzeitig hätten die Islamisten in der Nähe der Grenze zu Kamerun mehrere Kontrollstellen von Polizei und Militär angegriffen. Vor drei Wochen hatten die Extremisten mehr als 200 Mädchen aus einer Schule in dem Ort Chibok verschleppt, von denen bis heute jede Spur fehlt.

USA bieten Hilfe an

Die USA haben der nigerianischen Führung Hilfe bei der Suche nach den entführten Schülerinnen in Nordnigeria zugesichert. Washington werde relevante Geheimdienstinformationen mit Abuja austauschen, sagte ein US-Behördenvertreter dem Fernsehsender CNN. Man werde sich auch diplomatisch und militärisch damit befassen, aber keine Truppen schicken. Auch eine Beteiligung an einer möglichen Rettungsaktion sei denkbar, berichtete der Sender nach Angaben eines anderen US-Beamten.

Bundesregierung entsetzt

Die Bundesregierung hat die Entführung der 200 Schülerinnen als menschenverachtend verurteilt. „Wir sind entsetzt über das Ausmaß an menschenverachtender Gewalt, mit der religiöse Fanatiker der Sekte Boko Haram im Norden Nigerias die Bevölkerung terrorisieren“, erklärte ein Sprecher des Auswärtigen Amts in Berlin. Die Mädchen müssten unverzüglich freigelassen werden.

Die radikalislamische Sekte Boko Haram hatte sich am Montag zu der Tat bekannt. „Ich habe eure Mädchen gekidnappt“, zitierte die Zeitung „Sahara Reporters“ den Anführer der Gruppe, Abubakar Shekau. Ein entsprechendes Bekennervideo war mehreren Medienorganisationen zugespielt worden.

Zwischen 15 und 18 Jahre alt

Die Mädchen im Alter zwischen 15 und 18 Jahren waren aus einer Schule in dem Ort Chibok im nordöstlichen Bundesstaat Borno verschleppt worden. Mehreren Dutzend gelang seither die Flucht. Wie viele Mädchen sich noch genau in der Gewalt der Extremisten befinden, ist unklar, jedoch sollen es mehr als 200 sein. Shekau drohte in dem Video, die Mädchen zu verkaufen. „Ich werde sie auf dem Markt verkaufen, so Allah es will“,
sagte der Extremistenführer laut einer CNN-Übersetzung. „Allah sagt, ich soll verkaufen, er befiehlt mir, zu verkaufen. Ich werde Frauen verkaufen.“ Zuvor hatte es Berichte gegeben, wonach einige der Entführten über die Grenze zum Tschad und nach Kamerun zwangsverheiratet worden waren, für jeweils zwölf Dollar (knapp neun Euro). Die Entführung der Schülerinnen zählt zu den bisher skrupellosesten Gewalttaten der Extremisten.

Boko-Haram-Anführer Abubakar Shekau in dem Bekennervideo.
Boko-Haram-Anführer Abubakar Shekau in dem Bekennervideo.

© AFP

Entführer wollen Gottesstaat errichten

In dem Video, in dem Shekau vor einem gepanzerten Wagen steht und von sechs Bewaffneten abgeschirmt wird, sagt der Boko-Haram-Chef auch: „Ich habe gesagt, dass die westliche Bildung aufhören muss. Mädchen, ihr müsst die Schule verlassen und euch verheiraten.“ Der Name Boko Haram heißt übersetzt etwa: „Westliche Bildung ist Sünde“. In der Nacht zum Montag griff ein Trupp von Boko Haram auch ein Gefängnis in Kousseri im Norden Kameruns an, wie aus Sicherheitskreisen verlautete. Die Angreifer hätten ein inhaftiertes Mitglied und andere Häftlinge befreit und einen weiteren Häftling und einen Polizisten getötet.

Die Sekte Boko Haram will im Norden Nigerias einen Gottesstaat errichten. Die Regierung von Präsident Goodluck Jonathan wirkt völlig machtlos im Kampf gegen die Extremisten, die immer wieder Anschläge verüben. Seit 2009 hat Boko Haram mehr als 6000 Menschen getötet. Allein bei einem Anschlag in einem Busbahnhof in der Hauptstadt Abuja Mitte April kamen mehr als 100 Menschen ums Leben. Jonathan hatte erst am Sonntag in einer Fernsehansprache zugegeben, dass seine Streitkräfte trotz wochenlanger Suche bisher keine Spur von den Schülerinnen haben.

Die in Bonn lebende 23-jährige nigerianische Studentin Ify Elueze startete eine Onlinepetition, die unter www.change.org/saveourgirls binnen wenigen Tagen mehr als 245000 Menschen aus aller Welt unterstützten. Sie forderte Staatschef Goodluck Jonathan auf, „sicherzustellen, dass alle Schulen ein sicherer Ort des Lernens sind, geschützt vor Attacken“.

Drei Niederländer entführt

Im ölreichen Süden Nigerias wurden indes drei niederländische Staatsangehörige entführt. Wie die nigerianische Armee am Montag mitteilte, waren die beiden Männer und eine Frau zur Inspektion eines vom US-Ölkonzern Chevron erbauten Krankenhauses unterwegs. „Sie hatten keine Eskorte“, sagte der Armeesprecher für das Nigerdelta, Mustapha Anka. Der Vorfall ereignete sich am Sonntag. (dpa/AFP)

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