zum Hauptinhalt
Nigerianerinnen protestieren Ende April in der Hauptstadt Abuja für die Freilassung der Schulmädchen.

© dpa

Nigeria: Kämpfer der Boko Haram entführen Dutzende Frauen und Kinder

In Nigeria haben Kämpfer der islamistischen Boko-Haram-Miliz erneut viele Menschen getötet und mehr als 180 entführt, darunter viele Frauen und Kinder.

Im Nordosten Nigerias haben Bewaffnete ein Dorf überfallen und laut Medienberichten 32 Menschen getötet sowie 185 weitere verschleppt. Die Angreifer sollen der islamistischen Terrormiliz Boko Haram angehören, berichtet die nigerianische Zeitung "Daily Trust" unter Berufung auf lokale Behörden und Geflohene. Unter den Entführten seien vor allem Frauen und Mädchen. Der Tatort Gumsuri im Bundesstaat Borno liegt unweit von Chibok, wo Boko-Haram-Kämpfer im April mehr als 200 Schülerinnen verschleppten.

Dorfbewohner Mukhtar Buba berichtete, die Aufständischen hätten zunächst die jungen Männer aus dem Dorf getötet. "Dann haben sie unsere Frauen und Töchter mitgenommen", sagte Buba, der aus Gumsuri in Bornos Hauptstadt Maiduguri geflohen ist.

Nigerianischen Medien zufolge ereignete sich der Überfall bereits am Sonntag, wurde aber erst jetzt bekannt, weil das Mobilfunknetz zusammengebrochen und viele Straßen unpassierbar seien. Laut den Berichten waren die Angreifer in einem Konvoi in den Ort eingefallen und hatten sich Gefechte mit einer Bürgerwehr geliefert. Deren Leiter sowie der Imam des Dorfes seien unter den Getöteten.

Nigerias Militär verurteilt 54 Meuterer zum Tode

Wegen ihrer Weigerung, gegen die Terrorgruppe Boko Haram zu kämpfen, sind in Nigeria derweil 54 Soldaten zum Tode verurteilt worden. Das Urteil eines Militärgerichts wegen Meuterei soll nach Berichten nigerianischer Medien durch standesrechtliche Erschießungen vollstreckt werden. Fünf der insgesamt 59 Angeklagten wurden freigesprochen, weitere 38 Soldaten müssen sich wegen der gleichen Vorwürfe noch vor einem Militärgericht verantworten. Mit der Verurteilung der Soldaten reagiert das nigerianische Militär darauf, dass immer mehr Soldaten vor Kämpfen mit Boko-Haram-Mitgliedern fliehen. Im konkreten Fall hatten die Soldaten sich geweigert, mehrere Ortschaften anzugreifen, die Boko Haram zuvor eingenommen hatte. Während die Terrororganisation mit modernen und auch schweren Waffen ausgerüstet ist, gilt die Armee als unterversorgt. Soldaten müssen oft monatelang auf ihren Sold warten.

Boko Haram versteht sich als Teil des Terrornetzwerks Al Qaida. Der Name bedeutet „Westliche Bildung ist Sünde“. Boko Haram kämpft im mehrheitlich muslimischen Norden Nigerias für einen islamischen Staat. Bei Angriffen auf Sicherheitskräfte, Behörden, Schulen und Kirchen tötete die Gruppierung seit dem Jahr 2009 mehr als zehntausend Menschen. Die Bewegung ist auch in zahlreiche kriminelle Geschäfte verstrickt. (KNA/AFP/epd)

Zur Startseite