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Politik: Nitrofen auch in konventionellem Futter

Berlin. Der Nitrofen-Skandal zieht immer weitere Kreise.

Berlin. Der Nitrofen-Skandal zieht immer weitere Kreise. Nach Angaben von Alexander Müller, Staatssekretär im Bundesverbraucherschutzministerium, wurde das krebserregende Unkrautvernichtungsmittel jetzt zum ersten Mal in konventionellen Futtermitteln gefunden. Es wurde in einer Weizenprobe des neubrandenburgischen Futtermittelherstellers Fugema nachgewiesen. Jeder vierte landwirtschaftliche Betrieb in Mecklenburg-Vorpommern, insgesamt 500, wurde inzwischen vorsorglich gesperrt, teilte der Landwirtschaftsminister des Landes, Till Backhaus, am Mittwochabend mit. Backhaus sprach von einem „immensen wirtschaftlichen Schaden“.

Ausgangspunkt der neuen Nitrofen-Funde sind 72 Tonnen Weizen, die in derselben Lagerhalle in Malchin gelagert wurden, aus der auch der verseuchte Öko-Weizen kam. Der Weizen stammte von einem Hof, der gerade von konventioneller auf Öko-Landwirtschaft umstellte und durfte daher nicht zu Öko-Futter verarbeitet werden. Von Malchin aus wurde das Getreide nach Angaben von Müller am 20. Dezember 2001 zu der Futtermittelmühle Fugema in Neubrandenburg gebracht. Hier sei es in Silos mit 6000 Tonnen Weizen aufgefüllt und zu insgesamt 50 000 Tonnen Gemischtfutter weiterverarbeitet worden – Futter, das nach Angaben von Landwirtschaftsminister Backhaus anschließend an Höfe in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg ausgeliefert und verfüttert worden ist.

In einer von zehn so genannten Rückstellproben aus diesem Getreide sei eine Nitrofen-Belastung von 0,346 Milligramm pro Kilogramm festgestellt worden. Der Grenzwert, der für Menschen als problematisch gilt, liegt bei 0,01 Milligramm pro Kilo. Backhaus sagte, sein Ministerium sei erst Ende letzter Woche vom Hersteller über die Verseuchung informiert worden. Das Land habe inzwischen Strafanzeige gestellt.

Trotz der erneuten Funde geht Verbraucher-Staatssekretär Müller immer noch davon aus, dass es nur eine Quelle für das verseuchte Futter gibt: die Lagerhalle in Malchin. Die Biologische Bundesanstalt habe inzwischen die Halle besucht und dabei eine „markante Geruchsbelästigung“ und „deutliche Chemikalienspuren“ in einem Teil des Gebäudes festgestellt, sagte Müller.

Alle Betriebe, an die das Futtermittel geliefert worden ist, sollen jetzt bis zum Wochenende untersucht werden. „Sie werden erst wieder entsperrt, wenn wir negative Proben haben“, sagte Backhaus. Wie viele Betriebe insgesamt betroffen sind, konnte er nicht sagen. Maren Peters

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