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Politik: Nobelpreis als Signal gegen Atomwaffen Komitee ermuntert Wiener Kontrollbehörde und deren Chef zu „aktiver Opposition“ für den Frieden

Oslo/Wien Der Friedensnobelpreis wird zu gleichen Teilen der internationalen Atomenergiebehörde (IAEO) in Wien und ihrem Generalsekretär Mohammed al Baradei verliehen. Das norwegische Nobelkomitee verband die Entscheidung mit einem Appell: „Tut alles, was ihr könnt, um die Atomwaffen abzuschaffen“, sagte der Vorsitzende Ole Danbolt Mjös.

Oslo/Wien Der Friedensnobelpreis wird zu gleichen Teilen der internationalen Atomenergiebehörde (IAEO) in Wien und ihrem Generalsekretär Mohammed al Baradei verliehen. Das norwegische Nobelkomitee verband die Entscheidung mit einem Appell: „Tut alles, was ihr könnt, um die Atomwaffen abzuschaffen“, sagte der Vorsitzende Ole Danbolt Mjös. Al Baradei sagte: „Ich fühle mich berührt und geehrt.“ Der Preis sei ein Auftrag, die Arbeit der IAEO unabhängig und rechtschaffen fortzusetzen. Sie verfolge das „einfache Ziel“ einer Welt ohne Atomwaffen und frei von nuklearem Terrorismus.

Die Entscheidung wurde weltweit gelobt. Doch waren einige Nichtregierungsorganisationen unzufrieden. In Iran fand zum Zeitpunkt der Bekanntgabe eine staatlich organisierte Demonstration für das Atomprogramm Teherans statt. Seit Monaten kämpft die IAEO dafür, Einblick in die iranischen Atomanlagen zu bekommen und das Land von der Anreicherung von Uran, das für den Bau von Atomwaffen verwendet werden kann, abzuhalten.

Die IAEO ist eine unabhängige Organisation der Vereinten Nationen, die 1957 gegründet wurde. Seit 1968 hat sie die Aufgabe, die Einhaltung des Atomwaffensperrvertrags zu überwachen. Darin haben sich 138 Staaten dazu verpflichtet, auf Atomwaffen zu verzichten. Die fünf Atommächte USA, Großbritannien, Frankreich, China und Russland haben sich zur nuklearen Abrüstung verpflichtet – ohne großen Erfolg. Deshalb will das Nobelkomitee den Preis als Ermunterung für eine „aktive Opposition gegen Atomwaffen“ verstanden wissen.

Mohammed al Baradei ist seit 1997 Chef der IAEO. Erst vor wenigen Wochen wurde er, trotz erheblicher Bedenken der USA, für weitere fünf Jahre im Amt bestätigt. Der 63-jährige Ägypter hatte die USA damit verärgert, dass er vor dem Irakkrieg bezweifelte, dass der Diktator Saddam Hussein noch über Massenvernichtungswaffen verfüge.

Der Friedenspreisträger und UN-Generalsekretär Kofi Annan sagte, er hoffe, „dass dieser Preis uns wachrütteln wird“. Bundeskanzler Gerhard Schröder sprach von einer „sehr klugen Entscheidung“ und lobte al Baradeis Haltung im Irakkrieg und im Irankonflikt. Bundespräsident Horst Köhler schrieb, die Aufgabe der IAEO verlange „Mut und Geduld, in schwierigen Situationen unbequeme Positionen zu vertreten“. Ein Sprecher von Präsident Wladimir Putin sagte: „Al Baradei ist ein Mann des Friedens, nicht des Krieges.“ Das Telegramm von US-Außenministerin Condoleezza Rice fiel betont karg aus. Sie zitiert aus der Begründung des Komitees und schreibt, sie gratuliere der Behörde. Mehr nicht.

Dagegen sprechen die Friedensnobelpreisträger von 1985, die Internationalen Ärzte gegen den Atomkrieg (IPPNW), sowie die Umweltorganisationen Greenpeace und BUND von einer Fehlentscheidung. IPPNW-Sprecherin Uta Watermann sagte, eine Behörde, deren Ziel es sei, den Ausbau der Atomenergie zu beschleunigen, trage nicht zu einer friedlichen Welt bei. Der Vorsitzende der japanischen Anti-Atombewegung Nihon Hidankyo sagte, 60 Jahre nach den Bombenabwürfen in Hiroshima und Nagasaki verstehe er nicht, warum seine Organisation nicht berücksichtigt worden sei. Tsp

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