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Nordafrika-Besuch: Merkel will Beziehungen zu Algerien stärken

Auf ihrer ersten Reise nach Algerien hat sich Bundeskanzlerin Angela Merkel für eine stärkere Zusammenarbeit mit dem Land eingesetzt. Denn es ist reich an Öl und Gas. Energieversorger RWE und Eon stehen schon in den Startlöchern und hoffen auf lukrative Geschäfte.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) ist zu einem zweitägigen Besuch in Algerien eingetroffen. Staatspräsident Abdelaziz Bouteflika empfing die Kanzlerin mit militärischen Ehren am Flughafen der Hauptstadt Algier. Das zweitgrößte Land des afrikanischen Kontinents ist nicht zuletzt wegen seiner Erdöl- und Gasvorkommen für die deutsche Wirtschaft interessant.

Ziel von Merkels zweitägigen Reise ist eine Verstärkung der Wirtschaftsbeziehungen, die Zusammenarbeit gegen Terrorismus und illegale Immigration sowie eine engere politische Kooperation bei der Bewältigung der Krisen im Mittelmeer-Raum. Wenige Tage nach der Gründung der Partnerschaft zwischen der EU und den Mittelmeerstaaten in Paris - der sogenannten Mittelmeerunion - will Merkel mit dem Besuch die angestrebte Kooperation mit erstem Leben erfüllen.

Merkel sagte, sie verstehe sich dabei auch als Türöffner für die deutsche Wirtschaft. Merkel wird von einer großen Wirtschaftsdelegation begleitet, die sich von der Reise Fortschritte für die Verhandlungen über zahlreiche Großaufträge erhofft. Die deutsche Wirtschaft hat nach Auffassung der deutsch-algerischen Handelskammer in dem nordafrikanischen Land noch längst nicht alle Chancen genutzt. Zum Auftakt der Merkel-Reise sagte der Geschäftsführer der Kammer, Andreas Hergenröther: "Qualität made in Germany hat hier noch einen besonderen Rang."

Erneuerbare Energien im Fokus

Nachholbedarf sieht die Wirtschaftsvertretung im Gas-Geschäft. Obwohl Algerien der viertgrößte Produzent weltweit ist, beziehe Deutschland so gut wie kein Gas aus dem Land, sagte Hergenröther. Dabei sei es Politik der Bundesregierung, einseitige Abhängigkeiten bei Energielieferungen zu vermeiden. Merkel sah insbesondere Chancen für eine Kooperation auf dem Gebiet der erneuerbaren Energien, auch weil die Gasvorräte in Algerien in etwa 40 bis 50 Jahren erschöpft seien.

Die einstige französische Kolonie Algerien war in den 90er Jahren noch von einem Bürgerkrieg mit mehr als 100.000 Toten erschüttert worden. Dank der Öl- und Gasförderung wuchs die algerische Wirtschaft in den vergangenen Jahren aber um jeweils rund fünf Prozent. Nachholbedarf gibt es insbesondere in der Infrastruktur. Außerdem herrscht eine enorm hohe Jugendarbeitslosigkeit.

Deutschland hat nach Angaben des Auswärtigen Amts im vergangenen Jahr für 1,7 Milliarden Euro Güter nach Algerien exportiert und für 1,2 Milliarden Euro Waren eingeführt. 98 Prozent der deutschen Einfuhren entfielen auf Erdöl und petrochemische Produkte. An der Ausbeutung der Öl- und Gasfelder sind nach Hergenröthers Angaben deutsche Unternehmen nur gering beteiligt. Neben US-Unternehmen seien hier besonders Firmen aus Südeuropa stark vertreten.

Ausbeutungspläne bei RWE und Eon

In der Wirtschaftsdelegation sind unter anderem Vertreter der Energieversorger RWE und Eon, die darauf hoffen, den Zuschlag für die Ausbeutung von Gasfeldern zu bekommen. Unternehmen wie der Elektro- und Automationstechnikkonzern ABB oder Gelsenwasser werben um Aufträge für den Ausbau der Infrastruktur. Ein Planungsbüro erhofft sich einen Auftrag für die Betreuung des Baus der größten Moschee in Algier. Rheinmetall und ThyssenKrupp wollen Rüstungsgüter verkaufen. Konkrete Verträge werden bei diesem Besuch in dieser Hinsicht aber nicht unterzeichnet werden. Allerdings wird ein deutsches Konsortium am Donnerstag einen Vertrag über die Planung für den Bau der drittgrößten Moschee in Algier erhalten. Die Baukosten liegen insgesamt bei rund einer Milliarde Euro.

Wie auf ihren bisherigen Auslandsreisen will die Kanzlerin sich durch Gespräche mit regierungsunabhängigen Gruppen auch ein Bild von der Lage im Land machen. Bundespräsident Horst Köhler hatte sich im vergangenen Jahr bei seinem Besuch kritisch über den Reformprozess geäußert. (sgo/dpa/AFP)

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