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Die Krawalle in Irland dauern an.

© Reuters

Update

Nordirischer Fahnenstreit: Kein Ende der Krawalle in Sicht - Spitzentreffen geplant

Im Streit um das Hissen der britischen Flagge in Nordirland ist immer noch kein Ende in Sicht. Auf einem Spitzentreffen in der kommenden Woche soll ein Ausweg aus der Krise gefunden werden.

Im nordirischen Fahnenstreit ist kein Ende der Krawalle in Sicht. Am Freitag und Samstag kam es in der britischen Provinz erneut zu schweren Ausschreitungen von vorwiegend pro-britischen Demonstranten, über 30 Polizisten wurden verletzt. Politiker aus Nordirland, Großbritannien und Nordirland vereinbarten für die kommende Woche ein Spitzentreffen, um gemeinsam nach einem Ausweg aus der Krise zu suchen. Der Streit hatte sich Anfang Dezember an der Entscheidung des Belfaster Stadtrats entzündet, die britische Fahne ab sofort nur noch zu besonderen Anlässen über dem Rathaus wehen zu lassen. Vorwiegend junge pro-britische Loyalisten demonstrieren nun schon seit Wochen gegen den Beschluss, seit über einer Woche schlagen die Proteste fast täglich in Gewalt um.

Allein in Belfast wurden am Samstag 29 Polizisten verletzt, als sie versuchten, ein Aufeinandertreffen pro-britischer Loyalisten und pro-irischer Katholiken zu verhindern. Die Randalierer bewarfen die Beamten mit Feuerwerkskörpern und Steinen, diese setzten Wasserwerfer und Gummigeschosse ein. Am Tag zuvor hatten die Demonstranten wichtige Verkehrsverbindungen in Belfast blockiert; an einem Knotenpunkt entdeckte die Polizei eine kleine Rohrbombe.

Krawalle hatte es am Freitag auch in den nahe gelegenen Städten Carrickfergus und Newtownabbey gegeben. Die Randalierer warfen unter anderem Dutzende Brandbomben und setzten einen Doppeldeckerbus in Brand. In Carrickfergus fuhr die Polizei mit Dutzenden gepanzerten Fahrzeugen vor, wie sie noch aus den Zeiten des Bürgerkriegs bekannt sind. Der Name der Küstenstadt wurde im vergangenen Jahr international bekannt, als die Queen ihren Enkel William anlässlich seiner Hochzeit zum Baron Carrickfergus ernannte.

Der nordirische Regierungschef Peter Robinson will kommende Woche gemeinsam mit seinem katholischen Stellvertreter Martin McGuinness, der britischen Nordirland-Ministerin Theresa Villiers und dem irischen Außenminister Eamon Gilmore über das weitere Vorgehen beraten. Die anhaltenden Krawalle, die längsten seit Abschuss des Friedensabkommens vor 15 Jahren, haben alle Seiten aufgeschreckt. Das Abkommen beendete den drei Jahrzehnte andauernden blutigen Konflikt zwischen Katholiken, die den Anschluss der britischen Provinz an Irland wünschen, und den pro-britischen Protestanten.

Seit sich die ehemals verfeindeten Lager wie vereinbart die Macht in Nordirland teilen, ging die Gewalt spürbar zurück und kehrte eine gewisse Normalität auf den Straßen ein. Doch brodelte es unter der Decke weiter. Vor allem die protestantischen Arbeiter fühlen sich als Verlierer der neuen Verhältnisse. Viele ihrer traditionellen Arbeitgeber in den Werften mussten aufgeben, zudem drohen die Mehrheiten im vormals überwiegend protestantischen Belfast zu kippen. Dazu kommt, dass viele katholische Schulen einen besseren Ruf haben als protestantische, viele junge Katholiken sind entsprechend besser ausgebildet.

Die Proteste entzündeten sich an einem Symbol, sagt der Politikwissenschaftler Dominic Bryan. „Die wahren Probleme aber gehen tiefer und müssen dringend angegangen werden“, sagte er der Nachrichtenagentur AFP. (AFP)

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