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Politik: „Nordkorea ist ein schwarzes Loch“

Atombehörde: Die nukleare Bedrohung ist größer als im Fall Iran / Rice sucht Unterstützung in China

Peking/Wien Nordkorea stellt nach Worten des Generaldirektors der Internationalen Atomenergieorganisation (IAEO), Mohammed al Baradei, eine größere Gefahr dar als Iran. Al Baradei sagte dem Sender CNN, es sei bekannt, dass Nordkorea Plutonium habe und über die Voraussetzungen für den Bau einer Atombombe verfüge. In Iran habe die IAEO solches Material bisher nicht gesehen. Die IAEO sei in Iran aktiv, Nordkorea sei jedoch ein „schwarzes Loch“. Deshalb bedeute Nordkorea eine „unmittelbare Bedrohung oder eine unmittelbare Gefahr“. Teheran stehe unter Verdacht, ein Nuklearprogramm zu besitzen.

Teheran erfülle seine Verpflichtungen mit kleineren Übertretungen, sagte al Baradei. Nordkorea beendete die Zusammenarbeit mit der IAEO und wies die Beobachter im Dezember 2002 aus. Vor kurzem erklärte Pjöngjang, Nuklearwaffen zu besitzen. Die so genannten Sechser-Gespräche zu Nordkoreas Atomprogramm, zwischen Nordkorea, Südkorea, China, Japan, den USA und Russland, sind derzeit ausgesetzt. US-Außenministerin Condoleezza Rice besucht an diesem Wochenende China. Dort will sie Möglichkeiten für eine neue Gesprächsrunde ausloten.

Obwohl auch das amerikanisch-chinesische Verhältnis nicht frei von Spannungen ist, baut Washington auf Pekings Unterstützung, um das Regime in Pjöngjang zurück an den Verhandlungstisch zu bringen. Die Chinesen sollen im Atomstreit vermitteln und ihren zweifellos beträchtlichen Einfluss in Nordkorea im Interesse der USA geltend machen. Und Washington ist offenbar bereit, für diese Hilfe einen Preis zu bezahlen. Erstmals seit einem Jahrzehnt verzichteten die USA darauf, bei der UN-Menschenrechtskommission eine Resolution gegen China einzubringen. Das US-Außenministerium bescheinigte China vor dem Besuch seiner Dienstherrin sogar „einige wichtige und bedeutsame Schritte“ bei der Verbesserung der Menschenrechtslage.

Pünktlich vor Rices Abreise nach Asien hatte Pjöngjang erneut den Bau von Atomwaffen angekündigt. Zuvor hatte das Regime mit einem Atombombentest gedroht. Mit den Drohungen will Pjöngjang Washington zu bilateralen Gesprächen zwingen, was die USA jedoch ablehnen. Washington setzt auf eine Fortführung der Sechs-Nationen-Gespräche. „Wir müssen nicht nur unsere Bemühungen verstärken, um Nordkorea zurück an den Tisch zu bekommen“, betonte Rice am Freitag auf dem Weg nach Japan, wo sie ebenfalls Station macht. Wichtig sei auch, dass die USA dem Regime ein Angebot zur Einstellung seines Atomprogramms machen.

Ein Schlüssel zum Nordkorea-Problem liegt aus US-Sicht jedoch in China. Diplomaten erwarten, dass Rice von Peking mehr wirtschaftlichen Druck auf Pjöngjang fordern wird. China ist der größte Lieferant von Erdöl und Nahrungsmitteln und zugleich der wichtigste politische Partner des bankrotten Regimes. Peking könnte seine Vermittlertätigkeit praktisch sofort aufnehmen. Unmittelbar nach der Abreise von Rice wird in Peking der nordkoreanische Premier Pak Pong-ju erwartet. dpa/maa

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