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Nordkorea-Krise: USA starten diplomatische Offensive

Eine Woche nach der Verkündung eines Atomwaffentests in Nordkorea wollen die USA mit einer diplomatischen Offensive in Asien die Umsetzung der vom UN-Sicherheitsrat beschlossenen Strafmaßnahmen sicherstellen.

Tokio/Seoul - Der stellvertretende US-Außenminister und Sonderbeauftragte für Nordkorea, Christopher Hill, rief zum Auftakt einer mehrtägigen Asienreise in Tokio die internationale Gemeinschaft zu einer entschlossenen Anwendung der Resolution aus. Am Donnerstag wollten die Außenminister der USA, Südkoreas und Japans in Seoul über den Atomstreit beraten. Australien sperrte derweil in einer ersten Sanktionsmaßnahme seine Häfen für nordkoreanische Schiffe.

Nach Hill sollte am Mittwoch US-Außenministerin Condoleezza Rice in Japan eintreffen. Am Donnerstag sollte sie in Seoul zu einem Spitzengespräch mit dem japanischen Außenminister Taro Aso sowie dem noch amtierenden südkoreanischen Außenminister und künftigen UN-Generalsektretär Ban Ki Moon zusammentreffen. Bei dem Treffen in Seoul solle über weitere Möglichkeiten diskutiert werden, Nordkorea an dem Erwerb der Technik und der Finanzmittel zu hindern, die das Land für seine Nuklear- und Waffenprogramme benötige, sagte Hill.

Die beiden US-Chefdiplomaten wollen auf ihrer Reise auch mit der chinesischen Regierung über die Umsetzung der Sanktionen beraten. Peking hatte die Entschließung am Samstag zwar mit verabschiedet, sperrt sich aber dagegen, alle Frachtladungen von und nach Nordkorea wie vom Sicherheitsrat gefordert zu kontrollieren. Rice sagte im US-Fernsehen, die vollständige Durchsetzung der UN-Sanktionen sei auch im Interesse Chinas. Sie sei sicher, dass auch China kein Interesse daran habe "zu sehen, wie Nordkorea gefährliche Materialien weiterverbreitet". China errichtete einen Stacheldrahtzaun an Teilen der Grenze zu Nordkorea. Medienberichten zufolge will Peking damit Flüchtlinge am Grenzübertritt hindern.

Der Botschafter der USA in Tokio, Thomas Schieffer, rief Pjöngjang zur Rückkehr an den Verhandlungstisch auf. Ein solcher Schritt würde in Washington als "positive Entwicklung" bewertet. Die Sechs-Parteien-Gespräche mit Russland, China, den USA, Japan und Südkorea sind seit dem Rückzug Nordkoreas vor einem Jahr unterbrochen.

Die ersten Sanktionen sind schon angelaufen

Am 9. Oktober hatte Pjöngjang einen erfolgreichen Atomwaffentest bekannt gegeben. Der Sicherheitsrat beschloss daraufhin Sanktionen, unter anderem ein weit reichendes Waffenembargo, das Verbot der Lieferung von Atomtechnologie und Luxusgütern sowie Reiseverbote und scharfe Kontrollen des Warenverkehrs. Zudem wird Pjöngjang aufgefordert, auf weitere Atomwaffen- oder Raketentests zu verzichten.

Erste Sanktionsmaßnahmen liefen bereits an. Australien, das als eines von wenigen Ländern diplomatische Beziehungen zu Pjöngjang unterhält, untersagte nordkoreanischen Schiffen das Anlaufen seiner Häfen. Südkorea warnte hingegen vor einer Verschlechterung der Sicherheitslage durch zu rigide Maßnahmen gegen Nordkorea. Seine Regierung werde sich für die Abrüstung des nordkoreanischen Atomwaffenarsenals einsetzen, sagte Präsidentensprecher Yoon Tae Young. Nicht wünschenswert seien jedoch Maßnahmen, welche die Sicherheit und Wirtschaftslage in der Region verschlechtern könnten.

Bei der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) herrschte derweil weiter Unklarheit über das genaue Ausmaß der unterirdischen Explosion in Nordkorea. Es gebe Informationen über den Ort der Detonation, man wisse jedoch nicht, wieviel nukleares Material dabei eingesetzt worden sei, hieß es bei der IAEA in Wien. (tso/AFP)

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