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Nordkoreas Atomwaffentest: Die Büchse der Pandora

Nordkoreas Atomwaffentest könnte nicht nur in der Region ernste politische und militärische Folgen haben, sondern ein Wettrüsten und damit eine Kettenreaktion in ganz Asien bis hin zum Iran auslösen, warnen Experten.

Washington - Teheran könnte sich durch Nordkoreas ersten erfolgreichen Atomwaffentest erst recht ermutigt fühlen, weiter und noch schneller Uran anzureichern und damit alle Bemühungen der internationalen Staatengemeinschaft um eine Abkehr zunichte machen.

Der Atomwaffentest Nordkoreas kam kurz nachdem die fünf ständigen Mitglieder des UN-Sicherheitsrats und Deutschlands am Freitag beschlossen hatten, über Sanktionen gegen Teheran zu beraten. Der Iran besteht darauf, Uran anzureichern - das Land behauptet, es brauche das spaltbare Material nur zur Stromerzeugung. Uran lässt sich je nach Anreicherungsgrad jedoch als Brennstoff für Atomkraftwerke oder zum Bau von Atombomben nutzen.

Die USA wollen, dass der UN-Sicherheitsrat Sanktionen gegen den Iran verhängt, auch wenn diese möglicherweise nur begrenzt sein werden. Aufgrund des mächtigen symbolischen Akts könnten die moderaten Kräfte in dem islamischen Land ihre Regierung dazu drängen, an den Verhandlungstisch zurückzukehren, ist die Hoffnung Washingtons. "Der Iran wird sehr genau beobachten, was in Bezug auf Nordkorea passiert", sagte Joseph Cirincione vom Center for American Progress in Washington mit Blick auf die internationale Staatengemeinschaft. "Wenn Nordkorea nicht bestraft wird, wird der Iran sich ermutigt fühlen, seine Bemühungen in Bezug auf eine Urananreicherung zu beschleunigen."

Der Atomwaffentest könnte nach Ansicht Cirinciones außerdem eine "asiatische Kettenreaktion" auslösen - ein Wettrüsten zwischen Südkorea, Taiwan, Japan und schließlich den Atommächten Indien und Pakistan sowie dem Iran. Der neue japanische Ministerpräsident Shinzo Abe kündigte bereits kurz nach dem nordkoreanischen Atomwaffentest eine Aufrüstung seines Landes in Zusammenarbeit mit den USA an. Zunächst soll die Raketenabwehr ausgebaut werden.

Hardliner gegen bilaterale Gespräche

Im Umgang mit dem Iran und Nordkorea können nach Ansicht von Experten nur direkte bilaterale Gespräche zwischen den USA und den jeweiligen Staaten helfen. Doch die Hardliner in der US-Regierung, Vizepräsident Dick Cheney und Verteidigungsminister Donald Rumsfeld, sind strikt gegen solche Zugeständnisse, weil Nordkorea und der Iran dadurch für ihr Verhalten belohnt würden. Ähnlich argumentiert auch US-Präsident George W. Bush.

Befürworter von direkten Gesprächen verweisen unterdessen auf Libyen. Nach geheimen Verhandlungen nahmen USA und Libyen 2004 nach mehr als 24-jähriger Unterbrechung wieder direkte diplomatische Beziehungen auf. Libyen hatte sich verpflichtet, sein Atomwaffenprogramm einzustellen. Als Gegenleistung hatten die USA die meisten Sanktionen gegen das Land aufgehoben. (Von David Millikin, AFP)

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