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Norwegen: Ankläger halten Attentäter Breivik für geisteskrank

Der norwegische Attentäter Anders Behring Breivik hat 77 Menschen auf dem Gewissen. Psychiater halten ihn für psychotisch. Die Staatsanwaltschaft schließt sich dem an - und plädiert für eine Zwangseinweisung.

Gut sieben Monate nach dem Doppelanschlag von Oslo und Utöya, bei dem der Moslemhasser Anders Behring Breivik 77 Menschen an nur einem Tag ermordete, hat das Gericht am Mittwoch die Anklageschrift veröffentlicht. Demnach geht die Staatsanwaltschaft von zwei „Terrorverbrechen“ durch einen schuldunfähigen Geisteskranken aus und wird eine psychiatrische Zwangseinweisung fordern, statt der Höchststrafe von 21 Jahren Gefängnis. Dies unter dem Vorbehalt, dass ein derzeit laufendes zweites psychiatrisches Gutachten das erste nicht widerlegt. Darin hatten zwei renommierte Psychiater festgestellt, dass Breivik vor, während und nach der Tat „ohne jeglichen Zweifel“ an einer Psychose gelitten habe und nicht für seine Taten verantwortlich gemacht werden könne. Damit deutet die Staatsanwaltschaft an, dass sie davon ausgeht, dass das zweite Gutachten die Schuldunfähigkeitsbeurteilung Breiviks nicht aufheben wird, interpretierten norwegische Strafrechtsexperten die Formulierungen in der Anklageschrift.

Terrorverbrechen und nicht Mord sei die richtige Einstufung der Tat, hieß es von der Staatsanwaltschaft, weil Breivik durch sein Morden „grundlegende Gesellschaftsfunktionen“ zu stören versuchte und für „Panik in der Bevölkerung“ sorgen wollte. Insgesamt seien 600 bis 800 Menschen durch Breiviks Attentat betroffen worden. „Der Angeklagte hat ernste Verbrechen in einem Umfang begangen, wie sie noch nie zuvor in unserem Land begangen worden sind. Er hatte darüber hinaus vor, weitaus mehr Menschen zu töten“, sagte Staatsanwalt Sven Holden. Breivik selbst hält sich laut seinen Anwälten für schuldfähig. Ihn als geisteskrank zu bezeichnen, sieht er, laut seinen Anwälten als Erniedrigung an.

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