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Notfall: Russische Kreml-Kritikerin bleibt verschwunden

Seit Karfreitag ist die 52-jährige Künstlerin Anna Michaltschuk als vermisst gemeldet. Die Polizei hat in einer groß angelegten Suchaktion mehrere Plätze und einen See abgesucht - ergebnislos. Michaltschuk wurde massiv bedroht für ihre kremlkritische Arbeit.

Eine in Berlin seit mehr als einer Woche vermisste regierungskritische Russin bleibt spurlos verschwunden. Eine neue großangelegte Suche nach der Künstlerin Anna Michaltschuk gebe es derzeit nicht, sagte ein Polizeisprecher am Sonntag in Berlin. Am Freitag hatte die Polizei die Suche nach der 52-Jährigen ergebnislos abgebrochen. Rund 90 Polizisten hatten einen See nahe der Wohnung der Frau sowie eine Kleingartenkolonie und einen Bahndamm abgesucht.

Polizeisprecher Bernhard Schodrowski sagte am Samstag, dass es "einige Hinweise" zu dem Fall gebe. Indizien auf ein politisches Verbrechen lägen bislang nicht vor. Trotzdem werde diese Möglichkeit in die Ermittlungen einbezogen. Das Verschwinden Michaltschuks wird bei der Polizei als Vermisstenfall geführt. Zeitungen hatten berichtet, dass die am Karfreitag als vermisst gemeldete Künstlerin depressiv sei.

Michaltschuk lebt seit November 2007 mit ihrem Ehemann, dem russischen Philosophen Michail Ryklin, in Berlin. Beide gelten als Kritiker der Kreml-Politik. Michaltschuk, die in Russland unter dem Künstlernamen Anna Altschuk bekannt ist, war 2003 an der Organisation der Ausstellung "Vorsicht, Religion!" im Museum für den russischen Bürgerrechtler Andrej Sacharow beteiligt. In der Ausstellung thematisierten die Künstler vor allem ihr Verhältnis zur russisch-orthodoxen Kirche. Mehrere Männer verwüsteten die Schau, gegen die Künstlerin gab es im Internet anonyme Drohungen. Michaltschuk musste sich wegen der Ausstellung vor Gericht verantworten. Sie wurde aber im März 2005 freigesprochen, weil die Richter keine kriminelle Handlung in ihrer Arbeit sahen. (saw/dpa)

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