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NSA-Skandal: Snowden ist am Flughafen am sichersten

Edward Snowden hat noch immer keinen Asyl-Antrag gestellt sagen russische Behörden. Was hält ihn davon ab?

Mehr als 6000 Euro dürfte der Aufenthalt von Edward Snowden im Transitbereich des Moskauer Flughafens Scheremetjewo den ehemaligen Geheimdienstmitarbeiter und dessen Sponsoren von der Enthüllungsplattform WikiLeaks bereits gekostet haben. Snowden war vor inzwischen 23 Tagen in Scheremetjewo gestrandet und muss allein für das Kapsel-Hotel, in dessen winzigen Zellen Passagiere zwischen zwei Langstreckenflügen Beine und Rücken gerade machen können, täglich 340 Dollar – circa 260 Euro - hinblättern. Und für eine Pizza mit sehr dünnem Boden weitere zehn Euro

Snowden könnte den Zustand beenden, in dem er Russland um Asyl bittet. Präsident Wladimir Putin hat eine schnelle Prüfung zugesagt, Anwälte und Menschenrechtler wollen ihm bei den Formalitäten helfen. Snowden hatte sich schon Freitagabend im Transitraum von Scheremetjewo mit ihnen getroffen, ein offizielles Gesuch liegt der zuständigen Föderalen Migrationsbehörde jedoch noch immer nicht vor.

Warum Snowden den Antrag hinauszögert, ist nicht bekannt. Russische Medien, schreiben, der Transitbereich eines internationalen Airports sei dann doch der sicherste Hafen. Er ist völkerrechtlich Niemandsland, zu dem außer Fluggästen mit Bordkarte und Personal niemand Zutritt hat. Auch Snowdens Verfolger nicht. Sogar eine wegen des Skandals ohnehin höchst unwahrscheinliche Entführung Snowdens durch US-Spezialkommandos mit einer US-Linienmaschine, die völkerrechtlich gesehen, Territorium der Vereinigten Staaten ist, würde scheitern. Denn am Gate wird neben der Bordkarte für den Anschlussflug auch der Reisepass verlangt. Den von Snowden aber haben die USA nicht nur höchstselbst ungültig gemacht, sondern es auch in alle Welt hinausposaunt.

Aus dem Niemandsland kann Snowden zudem neue Geheimnisse öffentlich machen, ohne gegen Putins Bedingungen zu verstoßen. Dieser hatte Asyl für Snowden, auch zeitweiliges, vom Verzicht auf weitere Enthüllungen abhängig gemacht Das, so der Sprecher des Kremlchefs, gelte nach wie vor.

Washington warnte derweil, ein positiver Bescheid würde die bilateralen Beziehungen belasten. Ende letzter Woche hatte daher sogar US-Präsident Barack Obama mit Putin wegen Snowden telefoniert. Russische IT-Spezialisten vermuten, die USA würden nicht nur Enthüllungen zum Programmier-Code der Späh-Software fürchten, wodurch diese wertlos wird, sondern die Veröffentlichung von vertraulichen NSA- Befehlen und Mitarbeiter-Listen. Entsprechende Informationen, die Snowden zuvor verschlüsselt und auf unabhängigen Servern gespeichert hat, durch Vertraute per Aktivierungscode freischalten und wieder in Klartext verwandeln zu lassen, sobald er akut bedroht ist, sei selbst für Laien kinderleicht.

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