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Politik: Nur auf Fidschi ist Verlass

Polen sucht immer noch Partner für seinen Einsatz im Irak

Zumindest der Anfahrtsweg der künftigen Besatzungstruppe in den Irak ist bereits bekannt: Sorgfältig hatte die Presse-Abteilung des polnischen Verteidigungsministeriums die Reiseroute des heimischen Truppenkontingents in den Nahen Osten blaugestrichelt auf eine Europakarte eingezeichnet. Ansonsten vermochte Verteidigungsminister Jerzy Szmajdzinski bei der späten Präsentation der Ergebnisse der Warschauer Truppensteller-Konferenz kaum Neuigkeiten zu vermelden. Welche Staaten sich an der polnisch geführten Division beteiligen werden, ist noch immer unbekannt. „Zu 75 Prozent“ sei die Division bereits „voll“, versicherte der Minister. Seine Weigerung, neben der Ukraine und Bulgarien auch andere Truppensteller-Nationen zu nennen, begründete er damit, den Entscheidungsprozess der potenziellen Zonenpartner „nicht stören“ zu wollen.

Die verringerte Sollgröße der Division und der vergrößerte Anteil des polnischen Kontingents deuten allerdings darauf hin, dass Warschau Schwierigkeiten hat, die internationale Einsatztruppe für Polens geplante Besatzungszone im Irak termingerecht auf die Beine zu stellen. Ging Warschau ursprünglich von einer Divisionstärke von 8000 bis 10 000 Soldaten aus, soll diese nun zwischen 6500 und 7500 Mann betragen. Statt 1500 wird Polen nun 2000 Soldaten stellen: Den Führungsstab des nationalen Kontingents werden heimische Offiziere des deutsch-dänisch-polnischen Korps in Stettin bilden. Mitte Juli sollen die ersten polnischen Truppen nach Irak verlagert werden, spätestens im August soll die internationale Division voll einsatzfähig sein.

Auch die Zahl der beteiligten Nationen scheint zu sinken. Ging Szmajdzinski zu Beginn noch davon aus, dass alle der 20 teilnehmenden Staaten Truppen abstellen werden, bezifferte er deren Zahl nun auf ein gutes Dutzend. Polnischen Zeitungsberichten zufolge wollen die Ukraine 1700, Bulgarien 500, Ungarn 300 und die Fidschi-Inseln 100 Soldaten stellen. Dänemark sei bereit, zehn Offiziere zu schicken. Mit Albanien, Indonesien, Litauen, den Niederlanden, Norwegen und Spanien werde noch verhandelt. Nach einem türkischen Zeitungsbericht hat Polen auch die Türkei um Hilfe gebeten. Für kommende Woche kündigte Szmajdzinski eine weitere Truppensteller-Konferenz in Warschau an.

Die Probleme mit der Verwaltung Iraks werden auch bei der Polen-Visite von US-Präsident George W. Bush und des britischen Premiers Tony Blair am heutigen Freitag und Samstag Thema sein. Bush will sich bei seinem Kurzbesuch in Kraukau persönlich beim polnischen Volk für die loyale Unterstützung während des Irak-Feldzugs „bedanken“. Doch nicht alle Polen sind dem als nachtragend geltenden Staatsgast tatsächlich genehm: Weil sich Krakaus Oberbürgermeister Jacek Majchrowski in einer Lokalzeitung im März kritisch über den Irak-Krieg und die „Pax America“ geäußert hatte, soll er der Begrüßung Bushs fernbleiben.

Thomas Roser[Warschau]

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