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Politik: Nur die Alten stehen zur CDU

Stärkste Einbrüche in beiden Ländern in der Gruppe der unter 30-Jährigen / Koch für schlechte Leistungsbilanz bestraft

Berlin - Die Einbußen der CDU in Hessen basieren nach Analysen der Mannheimer Forschungsgruppe Wahlen auf einer deutlich gesunkenen Leistungsbilanz sowie Ansehens- und Kompetenzverlusten der CDU-Alleinregierung von Roland Koch. Bei der Zufriedenheit mit der Landesregierung erreicht die CDU auf der +5/-5-Skala nach 1,0 vor der letzten Landtagswahl heute noch 0,2. Beim Ansehen rutscht die Hessen-CDU auf 0,4 – im Jahr 2003 hatte sie noch einen Wert von 1,2 erreicht. Damit wird sie heute weit weniger gut beurteilt als die CDU im Bund, die auf dieser Skala bei 1,1 liegt.

Die Hessen-SPD verfügt hingegen mit 0,9 gegenüber 0,0 von 2003 im Land über eine deutlich gewachsene Reputation. Nachdem die CDU bei ihrem Rekordergebnis 2003 erheblich von der Unzufriedenheit mit Rot-Grün im Bund profitierte, war jetzt für 64 Prozent der Befragten die Landespolitik wichtiger. Für die Hessen ist Bildung und Schule eindeutig wichtigstes Thema. Dort hat die CDU ihren hohen Kompetenzvorsprung von 2003 klar an die SPD verloren.

Bei den Spitzenkandidaten stand einem massiv polarisierenden Ministerpräsidenten eine ungewöhnlich starke Herausforderin gegenüber. Auf der +5/-5-Skala wird Roland Koch von den CDU-Anhängern mit sehr guten 3,0, aber von den SPD-Anhängern ausgesprochen schlecht mit minus 2,0 bewertet. Insgesamt erreicht Roland Koch hier nur 0,0, die SPD-Spitzenkandidatin Andrea Ypsilanti liegt bei durchschnittlich 1,1. Mit 50 Prozent Zustimmung ist Kochs persönliche Leistungsbilanz im Vergleich mit anderen Ministerpräsidenten schwach, 43 Prozent attestieren ihm überwiegend schlechte Arbeit. Letztlich wollen 41 Prozent Roland Koch und 46 Prozent Andrea Ypsilanti im Amt des Regierungschefs für Hessen.

Die CDU hat bei allen unter 60-jährigen Wählern starke Verluste, die bei den unter 30-Jährigen mit minus 20 sowie bei den 45- bis 59-Jährigen mit minus 17 Prozentpunkten ungewöhnlich heftig ausfallen. Bei den über 60-Jährigen wählen 48 Prozent die CDU (minus vier Prozentpunkte) und bewahren die Partei bei ihrem Gesamtresultat somit vor noch stärkeren Verlusten.

Die SPD bleibt in dieser Altersgruppe der über 60-Jährigen mit 33 Prozent weiter schwach, kann aber bei allen 18- bis 59-Jährigen sehr deutlich zulegen und wird hier überall eindeutig stärkste Partei. Bei Männern erreicht die SPD 36 Prozent (plus acht Prozent) und bei Frauen 39 Prozent (plus neun Prozent), die CDU erzielt dagegen bei Wählerinnen und Wählern ein ähnliches Ergebnis.

Schließlich gibt es in Hessen auch in der Bündnisfrage eine Polarisierung: Schwarz-Gelb halten 40 Prozent der Wähler für gut, 39 Prozent für schlecht. Etwa genau so viel Zustimmung erhält Rot-Grün, das 42 Prozent für gut und 42 Prozent für schlecht halten. In einer großen Koalition sehen nur 27 Prozent eine gute, aber 56 Prozent eine schlechte Lösung für das Land Hessen. Für die Analyse wurden telefonisch rund 1250 zufällig ausgewählte Wahlberechtigte in Hessen in der Woche vor der Wahl sowie 12 377 Wähler am Wahltag befragt.

In Niedersachsen liegt das im Vergleich zur SPD gute Abschneiden der CDU zum einen in der Person Christian Wulffs begründet. In der Bewertung der Spitzenkandidaten liegt der amtierende Ministerpräsident auf der +5/-5-Skala mit einem Durchschnittswert von 2,2 weit vor seinem Herausforderer Wolfgang Jüttner von der SPD, der einen Wert von 0,7 erhält. Wulff kommt in diesem Zusammenhang nicht nur bei den Anhängern aus den eigenen Reihen gut an (3,7), sondern auch bei SPD-Anhängern (1,3).

Zum anderen ist die positive Bewertung der Regierungsarbeit für den Wahlerfolg der schwarz-gelben Koalition verantwortlich: Die Zufriedenheit mit der Landesregierung insgesamt liegt bei 1,0, die CDU in der Regierung wird mit 1,1 noch leicht besser benotet, die FDP in der Regierung erhält 0,2. Aber auch die Bewertung der SPD-Oppositionsarbeit liegt mit 0,4 im positiven Bereich.

In der Woche vor der Wahl sagten 56 Prozent der wahlberechtigten Niedersachsen, das Land sei eher gut auf die Zukunft vorbereitet. Gleichzeitig bescheinigen 76 Prozent der Befragten Christian Wulff eine gute Arbeit als Ministerpräsident. Er ist dem Spitzenkandidaten der SPD in allen Belangen klar überlegen. Im direkten Kandidatenvergleich wünschen sich 55 Prozent Christian Wulff weiterhin im Amt, sogar 26 Prozent der SPD-Anhängern sagen dies; für Jüttner sprechen sich insgesamt nur 23 Prozent aus.

Die Lösung der wichtigsten Probleme in Niedersachsen – Arbeitslosigkeit, Bildung, Familie und Kriminalität – wird aus Wählersicht klar der CDU zugesprochen. In keinem einzigen zentralen Politikbereich verfügt die SPD über einen Kompetenzvorsprung.

Nach wie vor hat die CDU ihr bestes Ergebnis bei den Wählern ab 60 Jahren mit 48 Prozent. Dort sind die Verluste mit minus drei Prozentpunkten auch relativ gering. In allen anderen Altersgruppen verzeichnet sie deutlichere Einbußen, am höchsten fallen diese bei den unter 30-jährigen Wählern aus (minus 13); dort kommt die CDU lediglich auf 36 Prozent. Die SPD hingegen erzielt über alle Altersgruppen hinweg ein relativ ähnliches Ergebnis.

Überdurchschnittliche Einbußen erleidet die CDU bei den Arbeitern (minus neun) sowie bei den Arbeitslosen (minus 23), wo sie 2003 aufgrund der hohen Unzufriedenheit mit der rot-grünen Bundesregierung untypisch gut abgeschnitten hatte. In diesen Gruppen kann jetzt insbesondere die Linke punkten: mit zehn Prozent bei den Arbeitern und 26 Prozent bei den Arbeitslosen.

Die Zahlen für Niedersachsen basieren auf einer telefonischen Umfrage der Forschungsgruppe Wahlen unter rund 1250 zufällig ausgewählten Wahlberechtigten in Niedersachsen in der Woche vor der Wahl sowie auf einer Befragung von 11 875 Wählern am Wahltag. Tsp

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