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Politik: Nur noch Daimler – ohne Chrysler

US-Finanzinvestor übernimmt Autohersteller für 5,5 Milliarden Euro / Börse und Betriebsrat zufrieden

Berlin - Der Verkauf der Chrysler Group an den Finanzinvestor Cerberus ist sowohl von der Börse als auch der Arbeitnehmerseite begrüßt worden. „Wir denken, dass die Belegschaften auf beiden Seiten des Atlantiks in eine gesicherte Zukunft gehen können“, erklärte Daimler- Chrysler Betriebsratschef Erich Klemm. Am Aktienmarkt stieg der Kurs von Daimler-Chrysler deutlich an, nachdem die Stuttgarter Konzernspitze die Trennung von Chrysler mitgeteilt hatte.

Für 5,5 Milliarden Euro übernimmt Cerberus 80,1 Prozent an der zukünftigen Chrysler Holding, 19,9 Prozent verbleiben bei der Daimler-Chrysler AG. Vor allem wegen der Übernahme von Schulden und Sanierungskosten wird Chrysler aber das Konzernergebnis in diesem Jahr nochmals mit drei bis vier Milliarden Euro belasten.

Vor neun Jahren hatten sich die damalige Daimler-Benz AG und Chrysler, nach General Motors und Ford der drittgrößte Autohersteller der USA, zusammengeschlossen. Daimler-Chef Jürgen Schrempp sprach damals von einer „Hochzeit im Himmel“ und versprach den profitabelsten Autokonzern der Welt.

Doch schon im Jahr 2000 rutschte Chrysler in die roten Zahlen und musste saniert werden. Nach zwischenzeitlich guten Jahren gab es 2006 erneut einen Milliardenverlust; die hohen Spritpreise und die Abkehr der Amerikaner von großen Geländewagen und Vans trafen Chrysler schwer. Ein erneutes Sanierungsprogramm wurde aufgelegt und gleichzeitig begann Konzernchef Dieter Zetsche einen Käufer für das US-Unternehmen zu suchen.

Am Montag verteidigte Zetsche den Verkauf an Cerberus als eine „Lösung, die insgesamt den größten Wert schafft – für Daimler und für Chrysler“, und die beiden Unternehmen einen „neuen Start“ ermögliche. Zetsche selbst war von 2000 bis 2005 Chrysler-Chef gewesen. Cerberus-Chef John Snow sagte in Stuttgart, „wir glauben an Chrysler und an die US-Autoindustrie“.

Cerberus werde bei Chrysler ein Management einsetzen „dass sich auf langfristige Ziele fokussiert statt auf den Druck kurzfristiger Ergebniserwartungen“, sagte Snow. „Unser Kapital ist Geduld.“ Snow, der bis Mai vergangenen Jahres als US-Finanzminister amtierte, äußerte sich auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Zetsche.

Cerberus ist mit einem Investitionsvolumen von etwa 17,4 Milliarden Euro eine der größten privaten Investmentfirmen und hält derzeit Beteiligungen an mehr als 50 Unternehmen. In Berlin hat Cerberus die städtische Wohnungsbaugesellschaft GSW übernommen.

Zetsche begründete die jetzt verkündete Trennung von Chrysler unter anderem mit dem enormen Preisdruck auf dem US-Markt. Ferner seien die Synergien zwischen den Unternehmen ausgeschöpft und weitere Möglichkeiten zur Zusammenarbeit wegen der unterschiedlichen Fahrzeugsegmente begrenzt. Chrysler ist eher eine Massenmarke, während sich Mercedes als Premiumhersteller versteht. Nach dem Verkauf von Chrysler soll die Daimler-Chrysler AG voraussichtlich im Herbst in Daimler AG umbenannt werden. Der Konzern besteht dann noch aus vier Sparten: Der Mercedes Car Group (mit Mercedes, Smart und Maybach), dem Bereich Lkw, der Finanztochter sowie Bussen und Transportern.

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