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Politik: Nur wenige Meter zwischen Krieg und Frieden Ukraine und Russland streiten

um Damm im Schwarzen Meer

Zwischen Krieg und Frieden lagen am Donnerstag noch 250 Meter. Dort, wo in der Meerenge von Kertsch aus der Sicht der Ukraine die Grenze zu Russland verläuft, waren Scharfschützen in Stellung gegangen, um einen „Angriff auf die Souveränität der Ukraine“ abzuwehren: Den Bau eines Dammes, mit dem Moskau eine schleichende Katastrophe stoppen will. Drei Meter pro Jahr frisst sich das Schwarze Meer weiter ins russische Land, vernichtet teils ganze Dörfer. Einst wurden sie von einer Landzunge beschützt, die jedoch versank, nachdem ein Kanal hindurchgegraben worden war. Übrig blieb nur ein Teil – die heutige ukrainische Insel Tusla. Die Rekonstruktion der Nehrung scheiterte an erfolglosen Verhandlungen mit Kiew über die Teilung des Asowschen Meers. Zu dem Randgewässer des Schwarzen Meers gehört auch die Meerenge von Kertsch, die die russische Halbinsel Taman von der ukrainischen Krim trennt. Im Sommer begann Moskau mit dem Dammbau – ohne Kiew zu informieren.

Seither wird aufgerüstet. Man bereite sich auf das Schlimmste vor, warnte der Vizekommandeur der ukrainischen Grenztruppen, Michail Kowalj. Außenamtschef Konstantin Grischtschenko sprach von der „schlimmsten Krise der bilateralen Beziehungen“, Präsident Leonid Kutschma brach am Mittwoch seinen Brasilien-Besuch ab. Am Donnerstag beschloss Russland daraufhin den vorläufigen Baustopp, am Freitag wollen beide Staaten das Thema erörtern. Sollte keine Lösung gefunden werden, dürfte das bald die Natur tun – und den unfertigen Damm fluten.

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