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Gedenken an 9/11. Die USA haben am Mittwoch der Opfer der Terroranschläge vom 11. September 2001 gedacht. Hinterbliebene verlasen bei einer Gedenkveranstaltung am Ground Zero in New York die Namen der fast 3000 Opfer. In Washington legte US-Präsident Barack Obama eine Schweigeminute und nahm er an einer Gedenkfeier im Pentagon teil. „Unsere Herzen schmerzen noch immer“, sagte er. Foto: Gary Cameron/Reuters

© Reuters

Politik: Obama bemüht den Holocaust

Wie der US-Präsident in einer Rede an die Amerikaner für einen Militärschlag gegen Syrien wirbt.

Am Dienstagabend hat sich der amerikanische Präsident Barack Obama mit einer Ansprache an sein Volk gewandt, um es von der Notwendigkeit einer Aktion gegen Syrien zu überzeugen. Kaum eine Rolle spielte in seiner Rede die russische Initiative zur Übergabe aller Chemiewaffen durch Syrien, bei der es noch „zu früh“ sei, um ihren Erfolg abschätzen zu können. Obama ringt darum, die moralische Legitimität seines Handelns zu vermitteln. Der US-Präsident spricht von den Bildern sich windender Menschen, von einem Vater, der seine „vergasten“ Kinder rüttelt und zum Aufstehen bewegen will. Und er spannt den historischen Bogen bis zum Holocaust.

Es klopft. Und noch einmal und immer wieder. Die Mikrofone fangen unbarmherzig jede Berührung des Stehpults ein. 16 Minuten lang bewegt Barack Obama fast unablässig seine Hände. Von 21.01 Uhr bis 21.17 Uhr Ortszeit gestikuliert der Präsident der Vereinigten Staaten im East Room des Weißen Hauses hinter seinem Pult, den Blick fest in die Kameras gerichtet. Es klopft, als Obama von Menschen spricht, die das Assad-Regime „vergast“ hat. Es rumpelt, als der US-Präsident auf die Bürde verweist, die die Vereinigten Staaten zu tragen hätten, damit die Welt eine bessere sei. Hier spricht ein Mann, der weiß, dass er mit einer schwierigen Entscheidung gegen die eigene Nation steht. Es ist die Rede „an ein Volk, das nicht in den Krieg ziehen will, von einem Präsidenten, der nicht in den Krieg ziehen will“, wie später CNN-Moderator Jake Tapper twittern wird.

„Wir haben dem Ruf nach militärischer Aktion lange widerstanden“, beteuerte der Präsident, „weil wir nicht den Bürgerkrieg von anderen lösen können, erst recht nicht nach einem Jahrzehnt des Krieges im Irak und in Afghanistan.“ Aber mit dem Giftgasangriff vom 21. August habe sich die Situation grundlegend geändert. Das Regime Baschar al Assads habe mehr als 1000 Menschen vergast. Schon im Ersten Weltkrieg seien tausende amerikanischer GIs in Europa mit Giftgasen getötet worden. „Im Zweiten Weltkrieg haben die Nazis Gas genutzt, um den Horror des Holocaust zu begehen.“ Deshalb seien chemische Waffen heute gebannt. Deshalb müsse das Assad-Regime zur Verantwortung gezogen werden.

Er schütze damit die Sicherheit der Vereinigten Staaten. Sollte die weltweite Ächtung chemischer Waffen schleichend aufgehoben werden, dann müssten auch US-Truppen fürchten, „auf dem Schlachtfeld“ in Giftgas hineinzulaufen. Und Terroristen könnten leichter an diese Waffen kommen. „Das ist keine Welt, die wir akzeptieren sollten“, sagte Obama. „Das ist es, was hier auf dem Spiel steht“.

Amerika sei nicht der Weltpolizist. Aber wenn Amerika „mit kleinem Einsatz und Risiko“ dafür sorgen könnte, dass Kinder nicht vergast werden, dann sollte Amerika handeln. „Das ist es, was Amerika anders macht. Das ist es, was uns außergewöhnlich macht.“

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