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KENYA-OBAMA-US-ELECTIONS

© AFP

Obamas Verwandte: Wahlparty in Kenia

Feiern mit Senator-Bier und Obama Kiboko Yao Cocktail: Wie Kenia, das Land der Obama-Sippe, die amerikanische Wahl begeht.

Dann kam er doch noch. Mit dicken grauen Wolken und Donnergrollen hatte sich das Gewitter schon am Nachmittag angekündigt. Am Abend erreichte es Kogelo mit voller Macht. Rund 1000 junge Frauen und alte Frauen, junge wie alte Männer feierten ausgelassen vor der Ambulanz im Heimatort des Vaters von Barack Obama, sangen und tanzten, als die Wolken ihre Last über der Wahlparty entluden und die rote Erde des Platzes in einen schlüpfrigen Tanzboden verwandelten. Die wenigen Zelte, die sie aufgestellt hatten, reichten längst nicht für alle. Vielen war das erst einmal egal. Schließlich geht es um Großes heute Nacht. Einer von ihnen, ein Luo, soll Präsident der größten Wirtschaftsnation der Welt werden. „Sogar Mama Sarah war gerade hier und hat ein Bier mit den Leuten getrunken“, berichtete der Reporter von Citizen-TV via Telefon. Sie sei allerdings rasch wieder nach Hause verschwunden. Eine Bildverbindung kam nicht zu Stande. Vermutlich wegen des Gewitters. Bei solchem Wetter bricht in Kenia gern die Stromversorgung zusammen. Und offenbar war auch die Ausstattung der Networks nicht den widrigen Verhältnissen auf dem Land in Kenia angemessen. Auch CNN tat sich am Abend schwer, die angekündigte Verbindung nach Kogelo zu schalten, statt dessen erschien der Korrespondent aus Paris auf dem Schirm.

Kenia feierte nicht nur im Heimatort von Barack Obama senior. In Kisumu, der Hauptstadt der Provinz direkt am Viktoriasee im Westen des Landes wimmelt es seit Tagen von US-Flaggen und Obama-Postern. Manches Hotel hat seine Safari-Devotionalien erst einmal gegen Flaggen getauscht. Die Matatus, wie die Sammeltaxis in Kenia heißen, wetteifern um die beste Obamawerbung mit dem schwarzen Kandidaten: „A Great Man. No Doubt“ oder „A Big Deal“ schreit es in großen Lettern über die Straße. Um ihren Wunschkandidaten symbolisch zu unterstützen, gab es in der Stadt am Dienstag auch eine Abstimmung. Zur mobilen Straßenwahl rückten Animateure mit dicken Wahlurnen vor den Bauch geschnallt aus und baten um die Stimmen der Menschen. Überraschendes Ergebnis: 97 Prozent für Obama.

Selbst in Mombasa hatte das kenianische Fernsehen eine Sendestation eingerichtet. Zum Dinner wurden die Menschen vor der Kamera befragt. Ein älterer Weißer, der an der Küste lebt, dürfte stellvertetend für alle Muzungus (also Weiße) auf dem streifenüberzogenen Schirm seine Hoffnung für Obama ausdrücken, wie die korpulente schwarze Brillenträgerin, die sich schon bald ein Visum für die USA erhofft. Selbst zu den Vertriebenen in Eldoret, die seit den Unruhen nach den Präsidentschaftswahlen zur Jahreswende in Zelten wohnen und immer noch nicht nach Hause zurückkehren konnten, hatte Citizen einen Reporter geschickt.

Manche Wahlparty kam allerdings nicht so recht in Gang. Das Imperial Hotel hatte selbstbewusst zur „Barack Winning Campaign Party“ eingeladen und extra einen demokratisch blauen „Obama Kiboko Yao Cocktail“ kreiert. Doch bis in die Nacht fand sich dort nur eine Handvoll Liebhaber ein. Die Mehrheit der Kenianer geht ohnehin nicht ins Hotel zum Feiern. Aber in den Kneipen ging das Senator-Bier in der Wahlnacht offenbar ziemlich gut. Und über dem Stadion von Kisumu, wo die BBC public viewing anbot, lag zuckendes Partylicht.

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