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Die gemeinsame Kandidatin von CDU, Grünen und FDP für die Oberbürgermeisterwahl, Henriette Reker (parteilos) steht am 30.07.2015 in Köln (Nordrhein-Westfalen) vor einem Wahlplakat. Reker hat ihre Kampagne zur Oberbürgermeisterwahl in Köln gestartet.

© dpa

Oberbürgermeisterwahl in Köln: Wie CDU, Grüne und FDP ein Bündnis gegen die SPD schmieden

CDU, Grüne und FDP unterstützen gemeinsam bei der Oberbürgermeisterwahl in Köln die unabhängige Kandidatin Henriette Reker. Es ist ein buntes Bündnis gegen die SPD.

Die Bilder haben Seltenheitswert. Armin Laschet, Sylvia Löhrmann und Christian Lindner lächeln gemeinsam in Kameras und preisen ihre Kandidatin. Das ungleiche Bündnis aus CDU, Grünen und Liberalen hat sich in Köln zusammengefunden, um den Sozialdemokraten den Posten des Oberbürgermeisters zu entreißen. Zum Wahlkampfauftakt sind die drei Parteivorsitzenden in die Millionenstadt am Rhein geeilt und beeilen sich, die Kandidatin Henriette Reker in höchsten Tönen zu loben und sich dabei gegenseitig zu überbieten. Am Ende produzieren sie auf diesem Wege schöne Bilder, es wird viel von Aufbruch und einer neuen Zeit in der Domstadt geredet.

Dabei hatte das ungewöhnliche Bündnis eines übersehen: Weil sich niemand so richtig verantwortlich für die Kandidatin fühlte, die als Unabhängige auf den Chefposten der 17 000 Köpfe zählenden Verwaltung strebt, hatte man schlicht vergessen, sie beim Wahlamt anzumelden. Die Kandidatin Reker muss damit leben, dass sie als Vorletzte auf dem Wahlzettel vor einem Republikaner steht.

Das Bündnis aus CDU, Grünen, Liberalen und Freien Wählern zieht mit einem fest gefügten Feindbild in die Auseinandersetzung zum 13. September. „Köln wird unter Wert regiert“, argumentiert CDU-Landeschef Armin Laschet und wiederholt damit jenen Satz, den er hundertfach im Düsseldorfer Landtag gesagt hat. Dass die stolze Kölner CDU keinen eigenen Kandidaten oder keine Kandidatin für dieses prestigeträchtige Amt gefunden hat, in dem einst Konrad Adenauer seine ersten politischen Erfahrungen sammelte, erwähnt er nicht.

Die Grünen liegen bei etwa 20 Prozent

Auf der anderen Seite kämpft Jochen Ott für die Sozialdemokraten. Er ist seit mehr als zehn Jahren Vorsitzender der Kölner SPD und übernahm das Amt in Zeiten der Spendenaffäre. Seither ist die Dominanz der Partei geschwunden, bei Wahlen liegen Sozialdemokraten allenfalls knapp vor der CDU, die Grünen kommen nicht selten auf 20 Prozent. Im Stadtrat gibt es auch ein Jahr nach der Kommunalwahl kein festes Bündnis, wechselnde Mehrheiten sind an der Tagesordnung.

Rot-Grün wollte gemeinsam die Geschicke der Stadt bestimmen und hat einen Koalitionsvertrag ausgehandelt, aber nicht zuletzt wegen der Kandidatin Reker ist es dazu nicht gekommen, denn die im feinen Stadtteil Lindenthal lebende Juristin wurde auf Vorschlag der Grünen vor fünf Jahren zu Sozialdezernentin in der Domstadt gewählt.

Im Wahlkampf präsentieren sich Ott und Reker möglichst parteifern. Während das bei Ott schon deshalb keine Rolle spielt, weil er als SPD-Parteichef bekannt ist, führt das bei Reker zu manch kurioser Situation. Wenn sie im Wahlkampf auf das schwierige Thema Flüchtlinge angesprochen wird – für das sie alleine zuständig ist –, weicht sie gerne aus und redet viel davon, was sie als Oberbürgermeisterin anders machen würde. Obwohl sie seit fünf Jahren dem wichtigsten Entscheidungsgremium der Stadt angehört, sagt sie gelegentlich Sätze wie: „Ich weiß selbst manchmal nicht, warum etwas nicht funktioniert.“ Ott hat diese Schwäche erkannt und präsentiert sich als Entscheider: „An der Spitze muss jemand stehen, der sagt, wo es langgeht.“ Fraglich ist, ob die Kölner, die sich gerne über die Schwächen der Verwaltung ärgern, an der Spitze wirklich jemanden wollen, der sie führt.

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