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John Roberts, oberster Richter der USA.

© dapd

Oberster US-Richter John Roberts: Der Amtseids-Versprecher

Der Chief Justice of the United States, der Oberste Richter der USA, heißt John Roberts - nun hatte er an der Spitze des Gerichts über ein bedeutendes Projekt zu befinden.

Der US-Präsident und der Oberste Richter haben eine vielschichtige Beziehung. Barack Obama und John Roberts zeigen beruflichen Respekt für einander. Man könnte sogar meinen, dass sie sich mögen, wenn man sie beobachtet. Politisch haben sie jedoch gegensätzliche Wege eingeschlagen. Das bringt sie mitunter in scharfen Gegensatz. Roberts ist sechseinhalb Jahre älter. Beide haben in Harvard Jura studiert und gelten als hochbegabt. Roberts machte zielstrebig Karriere im Gerichtswesen und diente zwischendurch den republikanischen Präsidenten Ronald Reagan und George Bush senior als Rechtsberater.

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Obama trat der Demokratischen Partei bei, nutzte seine juristischen Kenntnisse, um die Lebensbedingungen ärmerer Bürger zu verbessern und arbeitete in einer Rechtsanwaltskanzlei, die sich auf Bürgerrechtsfälle spezialisiert hatte. Als Präsident George Bush junior Roberts 2005 als neuen Chef des Verfassungsgerichts vorschlug, lobte der frisch gewählte Senator Obama dessen Qualifikationen, entschied sich aber, gegen die Berufung zu stimmen, um nicht bei jedem künftigen Urteil, an dem Roberts gegen die Interessen der Demokraten entscheiden würde, Kritik zu ernten.

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Die Vorsicht machte sich bezahlt, als das Oberste Gericht 2007 die Förderung von Minderheiten im Bildungswesen einschränkte und 2010 die Begrenzung der Wahlkampfspenden von Konzernen aufhob – was in der Praxis die Republikaner begünstigt. Obama kritisierte diese Urteile öffentlich. Zuvor hatte Roberts eine Panne bei Obamas Vereidigung als Präsident im Januar 2009 verursacht. Als er den Amtseid vorsprach, veränderte er versehentlich die Reihenfolge der Worte.

Vorsichtshalber lud Obama Roberts wenige Tage später ins Weiße Haus ein und legte den Eid nochmals vor ihm ab, um jeden Zweifel auszuschließen, dass er rechtskräftig das Präsidentenamt übernommen hat. So hat Roberts auf vielfältige Weise das Bild und den Erfolg der Präsidentschaft von Obama beeinflusst.

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