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Politik: Öko-Skandal trifft ganz Deutschland

Von Antje Sirleschtov So wurde das Brandenburger Landwirtschaftsministerium bereits Anfang April davon unterrichtet, dass der Babynahrungsmittel-Hersteller Hipp Rückstände eines Pflanzenschutzmittels in Putenfleisch gefunden hatte. Auch über die deutschlandweite Bedeutung des Fundes und die möglichen Auswirkungen wurde das Postdamer Ministerium in Kenntnis gesetzt.

Von Antje Sirleschtov

So wurde das Brandenburger Landwirtschaftsministerium bereits Anfang April davon unterrichtet, dass der Babynahrungsmittel-Hersteller Hipp Rückstände eines Pflanzenschutzmittels in Putenfleisch gefunden hatte. Auch über die deutschlandweite Bedeutung des Fundes und die möglichen Auswirkungen wurde das Postdamer Ministerium in Kenntnis gesetzt.

In einem dem Tagesspiegel vorliegenden Brief warnte die Berliner Lebensmittel-Kontrollstelle Agro-Öko-Consult das Potsdamer Landwirtschaftsministerium am 10. April, dass sich „der Sachverhalt zu einem Skandal entwickeln könnte". Die Lebensmittelkontrolleure waren acht Tage zuvor von einer Göttinger Kontrollstelle über den Vorgang informiert worden. Nachdem Agro-Öko-Consult bei dem ursprünglich verdächtigten Öko-Produzenten AVG Stegelitz in der Uckermark keine Rückstände des Giftes gefunden hatte, teilten die Wissenschaftler dem Potsdamer Ministerium dennoch mit, dass „in der gesamten Produktionskette eine Reihe von Landwirtschaftsbetrieben und Händlern und mehrere Kontrollstellen involviert“ seien. Obwohl die Potsdamer Behörde damit bereits im April Kenntnis über das Ausmaß der Verseuchung hatte, unterließ sie es, die Öffentlichkeit zu warnen oder die Bundesbehörde zu informieren.

Verbraucherministerin Künast kündigte Konsequenzen an. Sie habe die ihr untergeordneten Behörden angewiesen, Informationen über brisante Stoffe in Lebensmitteln künftig umgehend weiterzugeben. Künast bezeichnete den Vorgang als „Odyssee“, deren Umfang erst in den kommenden Wochen offenbar werde.

Derweil zeigt sich, dass immer mehr Bundesländer betroffen sind. Nach Angaben von Niedersachsens Landwirtschaftsminister Uwe Bartels (SPD) hat der betroffene Futtermittelproduzent GS Agri rund 302 Tonnen Ökoweizen und weitere 248 Tonnen so genannter Triticale, die mit Nitrofen belastet waren, weiterverarbeitet. Künast teilte mit, dass der Betrieb seit November 2001 „31-mal“ mit Nitrofen verseuchtes Getreide festgestellt habe. „Wer so handelt, gehört geschlossen.“ In Bayern wurde bereits Anfang April belastete Putenwurst verkauft. Das Fleisch stamme aus Niedersachsen, hieß es. In Hessen wurden nach Angaben einer Supermarktkette schon Mitte Mai Nitrofen-Rückstände in Bio-Eiern aus Niedersachsen gefunden.

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