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© dpa

Österreich-Wahlen: ÖVP-Chef Molterer tritt nach Wahlschlappe zurück

Nach der schweren Schlappe der Konservativen bei der österreichischen Parlamentswahl ist ÖVP-Chef Wilhelm Molterer zurückgetreten. Josef Pröll soll nun die Parteiführung übernehmen.

Er habe die Parteiführung gebeten, dem bisherigen Landwirtschaftsminister und Parteivize Josef Pröll die vorläufige Führungsverantwortung zu übertragen, sagte Molterer am Montag nach einer zweistündigen Vorstandssitzung in Wien. Der endgültige Führungswechsel solle so rasch wie möglich auf einem Sonderparteitag vollzogen werden.
  
Der frühere Vizekanzler Molterer hatte die konservative ÖVP als Spitzenkandidat in die Nationalratswahl am Sonntag geführt. Die ÖVP fuhr dabei mit 25,6 Prozent ihr historisch schlechtestes Ergebnis ein. Auch die zweite Volkspartei SPÖ erlitt mit 29,7 Prozent einen herben Dämpfer. Deutlich zulegen konnten dagegen die rechtspopulistischen Parteien FPÖ und BZÖ, die gemeinsam auf knapp 30 Prozent der Stimmen kamen. Als
wahrscheinlich gilt trotz der Verluste für ÖVP und SPÖ eine Neuauflage der im Juli geplatzten großen Koalition.
  
Der 53-jährige Molterer hatte im Juli maßgeblich den Bruch der großen Koalition unter dem SPÖ-Kanzler Alfred Gusenbauer mit herbeigeführt. Hauptgründe für das Zerwürfnis waren die Gesundheitsreform und der einseitige Vorstoß der Sozialdemokraten, über sämtliche neue EU-Verträge künftig in Referenden entscheiden zu lassen. Experten werteten den Rücktritt des ÖVP-Chefs als Zeichen für eine mögliche Neuauflage der großen Koalition. SPÖ-Chef Werner Faymann hatte diese nicht ausgeschlossen, forderte dafür aber eine Neuausrichtung in der Politik der ÖVP.
  
Der 40-jährige Pröll hatte sich zunächst in Bauernverbänden engagiert, bevor 2003 Landwirtschaftsminister wurde. Der verheiratete Vater von drei Kindern hatte gemeinsam mit Faymann die Zusammenarbeit im scheidenden Kabinett koordiniert. (yr/AFP)

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