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Politik: Österreich: Wahlkampf ohne Kandidat

Die FPÖ kommt aus ihren Turbulenzen nicht heraus. Neun Wochen vor der Wiener Landtagswahl hat der affärenumrankte Spitzenkandidat Hilmar Kabas aufgegeben.

Die FPÖ kommt aus ihren Turbulenzen nicht heraus. Neun Wochen vor der Wiener Landtagswahl hat der affärenumrankte Spitzenkandidat Hilmar Kabas aufgegeben. Ein Nachfolger steht noch nicht fest.

Zwar preist er sich auf den Wiener Plakatwänden schon im Großformat an; außerdem hat er noch vor wenigen Tagen, als Jörg Haider bereits "Überraschungen" auf der Wiener Wahlliste ankündigte, noch trotzig behauptet: "Der Spitzenkandidat bin ich." Nun aber hat Hilmar Kabas das Handtuch geworfen, nach einer Fülle von Gesprächen mit der Parteispitze, wie er erklärt.

Die Unterredungen sind für Kabas alles andere als freundlich abgelaufen. Für die Parteispitze war der Wiener Landeschef zur Belastung geworden: Er hat den Bundespräsidenten mit dem Ausdruck "Lump" bedacht. Er soll es auch gewesen sein, der den Parlamentswahlkampf 1999 angeblich gegen den Willen der Parteispitze betont ausländerfeindlich und hetzerisch angelegt hat. Als man ihn in einem zwielichtigen Bordell erwischte, sagte Kabas, er habe nur einen dienstlichen "Sicherheits-Lokalaugenschein" unternommen. Zurzeit gilt Kabas als einer der Hauptverdächtigen in der für die FPÖ peinlichen Spitzelaffäre. Kabas soll Polizisten mit Geld dazu angestiftet haben, illegale Abfragen in den Polizeicomputern vorzunehmen. Womöglich wird Kabas dafür demnächst in Untersuchungshaft genommen - dann fiele er als Wahlkämpfer sowieso aus.

Die SPÖ als stärkste Partei in Wien hat die eigentlich erst im Herbst fälligen Neuwahlen des Gemeinderats und Landtags auf den 25. März vorgezogen. Bürgermeister Michael Häupl will der Bevölkerung damit einen "langen Wahlkampf ersparen". Ein weiteres Motiv ist natürlich die Schwäche der FPÖ, die mit ihrer "Politik für den kleinen Mann" in Wien der Hauptkonkurrent der Sozialdemokraten ist. Fänden die Wahlen am kommenden Sonntag statt, so könnte die SPÖ laut Umfragen gegenüber 1996 von 39,2 Prozent auf bis zu 44 Prozent zulegen. Die FPÖ fiele von 27,9 auf etwa 19 Prozent und käme damit auf die gleichen Werte wie ihr Partner in der Bundesregierung, der ÖVP. Diese hält in Wien derzeit 15,3 Prozent. Stärkster Gewinner wären die Grünen. Sie könnten ihren Stimmenanteil von 7,9 auf etwa 15 Prozent fast verdoppeln.

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