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Offener Beifall und heimliche Kritik: Nordrhein-Westfalens CDU wundert sich über Armin Laschet

Armin Laschet erhält beim Parteitag der CDU in Nordrhein-Westfalen viel Beifall. Doch auf den Fluren äußern sich die Delegierten entsetzt über den Umgang des Parteichefs mit kritischen Fragen.

Den entscheidenden Satz sagt an diesem Tag nicht Armin Laschet selbst, sondern sein Generalsekretär. Bodo Löttgen hat sich gerade an den Medien abgearbeitet, sich über die eine oder andere unschöne Schlagzeile beklagt und dann voller Enthusiasmus hinzugefügt, wie anders doch die Stimmung in der nordrhein-westfälischen CDU sei. „Wir stellen keine Nichtigkeiten, keine Petitessen in den Mittelpunkt unseres Parteitages“, ruft er und bekommt so kräftigen Applaus, dass ihm sein Parteivorsitzender anerkennend zunickt. In diesem Moment mag Armin Laschet noch einmal der Beifall nach seiner Rede in den Sinn gekommen sein, über die er sich kurz zuvor ebenfalls sichtbar gefreut hat. Die Delegierten haben ihm auf diese Weise signalisiert, dass sie sich trotz kritischer Fragen und neuer Vorwürfe hinter ihm versammeln.

Wie viel dieser Beifall wirklich wert ist, dürfte Laschet schon bald spüren. Nachdem er seinen Vortrag beendet hat, gibt es auf den Fluren und den Essener Messehallen, wo sich die Landes-CDU am Samstag zu ihrem Programmparteitag traf, nur ein Thema: Egal mit wem man redet, fast jeder zeigt sich entsetzt darüber, wie der Parteivorsitzende mit den verschiedenen Fragen umgeht, die ihm in diesen Tagen gestellt werden.

So schwelt die Notenaffäre weiter, bei der es um verschwundene Klausuren und rekonstruierte Noten aus seinem Job als Lehrbeauftragter der Universität Aachen geht. „Ich habe da eine Panne erlebt“, gibt Laschet zu Beginn seiner Rede vor den Delegierten zu und entschuldigt sich auch gleich noch für einen verunglückten Satz anlässlich seiner Pressekonferenz vor dem Parteitag. Da hatte er sinngemäß gesagt, dass er einfach erklären könne, weshalb bei der Rekonstruktion auch solche Teilnehmer eine Note von ihm bekommen hätten, die den Test gar nicht mitgeschrieben hatten, aber er wolle das nicht sagen. „Das war keine besonders geistreiche Formulierung“, gab er zu und glaubte, damit dieses Kapitel abschließen zu können.

Laschet erwähnt die Mitautoren eines Buches nur im Dankeswort

Und nun konfrontiert der „Spiegel“ Laschet auch noch mit einer weiteren unliebsamen Geschichte. So hat er 2009 das Buch „Die Aufsteiger Republik: Zuwanderung als Chance“ weitgehend nicht alleine, sondern mit Hilfe seines Ministeriums geschrieben; er war damals Integrationsminister im Kabinett von Jürgen Rüttgers. Was längst ein offenes Geheimnis war, gibt er jetzt zu: Das Buch ist „im Rahmen ihrer Diensttätigkeit“ während der Arbeitszeit als eine Art Gemeinschaftsprodukt entstanden, auf dem Buchtitel stand allerdings Armin Laschet; die Mitwirkenden sind nur im Dankeswort auf den Seiten 285 und 286 erwähnt. Die Informationen über die Hintergründe des Buches wurden aus Parteikreisen gestreut; zum Teil geben jene Parteifreunde Journalisten entsprechende Tipps, die bei Parteiveranstaltungen besonders heftig klatschen. So moniert inzwischen der Bund der Steuerzahler, dass es nicht zu den Kernaufgaben von Mitarbeitern des Landes gehöre, als Ghostwriter für die Hausspitze tätig zu sein. Während das schon problematisch ist, stehen noch andere Fragen im Raum: Wie hat Laschet das Honorar, das er für das Buch bekommen und nach eigenen Angaben gespendet hat, steuerlich verbucht? Obwohl ihm entsprechende Fragen seit Donnerstag vorliegen, konnte er sie bis jetzt nicht beantworten. Der Steuerberater ist im Urlaub.

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