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Politik: Ohne britische Fahne

Queen Elizabeth besucht Irland – es ist eine historische Staatsvisite

Ungerührt von Bombendrohungen in London und Nordirland und nur Stunden, nachdem die Polizei einen „funktionsfähigen Sprengsatz“ in einem Reisebus bei Dublin entschärfte, hat die britische Queen ihren historischen Staatsbesuch in der Republik Irland begonnen. Sie war in der irischen Nationalfarbe Grün gekleidet, als sie am Dienstag auf einem Militärflughafen bei Dublin vom stellvertretenden Ministerpräsidenten Eamon Gilmore begrüßt wurde. Dieser machte sein Versprechen wahr und vermied das geringste Zeichen einer Verbeugung.

Selten war der Umgang mit Machtsymbolen so kompliziert. Britische Fahnen waren weit und breit nicht in Sicht. Am Range Rover, der Elizabeth in rascher Fahrt an einer von Scharfschützen überwachten Route zum Amtssitz von Staatspräsidentin Mary McAleese brachte, flatterte stattdessen die Hausflagge der Queen. Der „Union Jack“ gilt in Irland als Emblem der nordirischen Loyalisten und Symbol der Spaltung Irlands.

Zwei Drittel der irischen Polizei und zusätzlich 2000 Armeesoldaten sollen die Sicherheit der Queen bei dem viertägigen Besuch gewährleisten. Weite Teile Dublins wurden für den Autoverkehr gesperrt, überall im Zentrum herrscht Parkverbot. Wo immer die Queen hingeht, wird das Volk auf Distanz gehalten.

Der Besuch sende die klare Botschaft aus, „dass zwei unmittelbar benachbarte Länder eine neue Zukunft miteinander schmieden, die sehr, sehr anders sein wird als die Vergangenheit“, so McAleese vor dem Besuch. Sie und ihre Vorgängerin Mary Robinson setzten sich jahrelang gegen Widerstände und Empfindlichkeiten im eigenen Land für den Besuch ein. 800 Jahre lang wurden die Iren von Engländern besetzt, kolonialisiert und beherrscht. 1916 begannen irische Freiheitskämpfer mit ihrer Revolte gegen die Kolonialmacht. Auch am Dienstag demonstrierten Republikaner gegen die „britische Besetzung der sechs nordirischen Provinzen“ und den Besuch der „Oberkommandierenden der britischen Besatzungsmacht“.

Am Nachmittag legte die Queen einen Kranz an der Gedenkstätte für irische Freiheitskämpfer nieder. Dabei wurde die englische Nationalhymne abgespielt, einer der symbolträchtigen Höhepunkte des Besuchs. Elizabeth selbst verlor in der jahrzehntelangen Terrorkampagne der irischen Republikaner auch nächste Anverwandte, etwa den Earl Mountbatten.

Der frühere britische Premier John Major, der 1990 mit ersten Geheimkontakten zur irischen Untergrundarmee IRA den Friedensprozess einleitete, sprach vom wichtigsten Staatsbesuch der Queen seit Jahrzehnten. Trotz ihrer gespannten Geschichte sind Iren und Engländer sprachlich, kulturell und wirtschaftlich engstens verbunden. Jeder fünfte Engländer hat irische Verwandte, mehr irischstämmige Menschen leben in Großbritannien als in Irland. „Dies ist der Zeitpunkt, an dem wir an die viele Dinge denken sollten, die uns verbinden“, sagte Großbritanniens Premier David Cameron. Er wird an diesem Mittwoch zu seinem ersten offiziellen Besuch nach Dublin reisen.

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