zum Hauptinhalt

Politik: Ohne Geld geht nichts

Die Botschaften in Afrika prüfen hart – aus Erfahrung mit Fälschern

Nairobi - Für die Köchin Judith K. aus Nairobi ist der Gang zur deutschen Botschaft nichts Besonderes: „Beim ersten Mal war es mit dem Visa schwierig, aber jetzt habe ich keine Probleme mehr. Das Personal ist freundlich“, sagt sie in fließendem Deutsch. Dreimal hat sie ihren Freund in Leipzig besucht – immer kehrte sie nach drei Monaten nach Kenia zurück. Die Hürden, die sie für den Besuch zu überwinden hat, sind hoch.

Die Bedingungen füllen eine eng bedruckte Din-A-4-Seite: Reisedokumente, Bescheinigung vom Arbeitgeber, Verdienstnachweise, Flugtickets, Bankauszüge und eine Garantie vom Einladenden in Deutschland werden verlangt. Alle Angaben werden geprüft, weshalb die Botschaft drei Tage für eine Bewilligung braucht. Ohne gutes Einkommen oder Beziehungen zu jemandem im Gastland gilt für Kenianer eine Deutschlandreise als unmöglich. Inzwischen brauchen die Antragsteller zusätzlich eine medizinische Versicherung mit einer Deckung von 30 000 Euro – was die Antragszahlen um zehn Prozent drückte, wie es heißt.

Im Jahr reisen rund 4000 Kenianer mit Visum nach Deutschland. In Nigeria mit 130 Millionen Einwohnern dagegen erteilt die Botschaftsfiliale in Lagos jährlich 35 000 Visa, die Rede ist von einem „erheblichen Fälscherproblem“. „Langjährige Erfahrung“ der Mitarbeiter sei die beste Garantie, Betrüger auszusondern.

In Kenia geht es harmloser zu. „Wenn siebenmal ein Herr Schuhmacher Kenianer einlädt, fällt das doch auf“, sagt ein Experte. Einen „zunehmenden Migrationsdruck“ stellt aber auch die Botschaft in Nairobi fest. Der Grund: Sextourismus von Deutschen, die junge Kenianer einladen. 80 Prozent der Visa,wird geschätzt, entfallen auf den Bereich. Als Beruf geben die Prostituierten oft „Friseuse“ an, fast alle kommen aus zwei Küstendörfern. Werden Visa abgelehnt, machen die Deutschen Druck: „Da steht dann ein Tourist aus Mombasa in Badelatschen im Büro und beschimpft uns“, sagt ein Mitarbeiter.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false