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Hamburgs früherer Regierungschef Ole von Beust.

© dapd

Ole von Beust: "Ministerpräsident ist das Äußerste", was ein Homosexueller in der CDU werden kann

Der frühere Hamburger Bürgermeister Ole von Beust hat die mangelnden Aufstiegschancen von Homosexuellen in der CDU kritisiert. Zum Posten des Bundespräsidenten hätte er nicht Nein gesagt.

"Ministerpräsident ist das Äußerste", was ein Homosexueller in der CDU werden könne, sagte Beust dem "Zeit"-Magazin. "Ich selbst wäre auch nie Spitzenkandidat geworden, wenn die Leute geahnt hätten, dass ich gewinnen könnte. Ich war ja eher eine Verlegenheitslösung, der Jungspund, der immer so aussieht, als käme er vom Segeln. Ich weiß, dass Helmut Kohl 1997 dagegen war, dass ich Spitzenkandidat wurde."

In seinem ersten großen Interview nach dem Ausscheiden aus der Politik im Sommer 2010 kritisiert von Beust auch das Verhalten der Medien nach seinem erzwungenen Outing durch den damaligen Hamburger Innensenator Ronald Schill im Jahr 2003. Zeitungen hätten anschließend "monatelang mein Privatleben durchforstet", sagte von Beust. "Die haben bei Handwerkern angerufen, ob es Vorrichtungen an der Wand gibt, an denen jemand gefesselt werden kann, ob es Spiegel überm Bett gibt. … Dieses Gefühl, dass das eigene Umfeld abgeschöpft wurde – das hat mich wirklich belastet." Die öffentlichen Äußerungen von Schill, der ihm eine Beziehung mit dem damaligen Justizsenator Roger Kusch vorwarf, hätten ihn hingegen "nicht in meinem Innersten berührt", so von Beust.

Er habe sein Schwulsein immer "sehr offen gelebt", sagte von Beust. Dennoch hätte er lange Zeit Angst vor einem Outing gehabt: "Ich wollte mich nicht rechtfertigen müssen für Dinge, die keinen was angehen. Und ich wollte nicht der schwule Fraktionsvorsitzende sein, sondern der Fraktionsvorsitzende, der vielleicht auch schwul ist."

Hamburgs früherer Regierungschef hätte außerdem nichts dagegen gehabt, Bundespräsident zu werden. Beust sagte dem "Zeit"-Magazin: "Ach, wenn man mich gefragt hätte - ich hätte nicht Nein gesagt."

Inzwischen könne er sich unter bestimmten Umständen auch eine Rückkehr in die Politik vorstellen. "Ich sehne mich nicht danach, und ich bitte nicht darum. Aber wenn es eine interessante Aufgabe gäbe, dann würde ich darüber nachdenken."

Von Beust war von 1993 bis 2001 Fraktionsvorsitzender der CDU in der Hamburger Bürgerschaft und von 2001 bis 2010 Erster Bürgermeister der Hansestadt. (Tsp)

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