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Politik: Opel streicht 10 000 Stellen, Karstadt 5500

Deutschen Autobauer trifft es härter als erwartet Kaufhauskonzern: Personalabbau ohne Kündigungen

Berlin/Bochum - Entsetzen bei Opel, Erleichterung bei Karstadt. Beide Unternehmen gaben am Donnerstag ihre Sanierungspläne bekannt. Der amerikanische Autokonzern General Motors (GM) will 12 000 Stellen in Europa streichen, allein 10 000 bei seiner Tochter Opel. Damit fällt der deutsche Beitrag zur Sanierung viel höher aus als erwartet. Bei Karstadt- Quelle sollen 5500 Stellen wegfallen. Doch einigten sich Gewerkschaft und Management, auf betriebsbedingte Kündigungen zu verzichten. Damit ist der Weg frei für eine notwendige Kapitalerhöhung über 500 Millionen Euro.

Wirtschaftsminister Wolfgang Clement (SPD) sagte: „Ich bin besonders erleichtert darüber, dass der geplante Stellenabbau ohne betriebsbedingte Kündigungen ablaufen wird.“ Er lobte zudem, dass der Karstadt-Vorstand mit 24 Millionen Euro zum Sparpaket beitrage. Bayerns Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU) gab der Bundesregierung eine Mitschuld an der Krise der beiden Konzerne. „Das viel zu starre Arbeitsrecht treibt die Unternehmer ins Ausland und vernichtet Arbeitsplätze in Deutschland“, sagte er in München. Er forderte einen Sanierungsplan für Deutschland.

Der wirtschaftspolitische Sprecher der SPD, Klaus Brandner, wies die Kritik zurück. „Dass Herr Stoiber ausgerechnet Karstadt als Beispiel für die schlechten Standortbedingungen in Deutschland nimmt, ist doch erstaunlich“, sagte er dem Tagesspiegel. Wesentlicher Auslöser der Krise des Kaufhauskonzerns seien doch schwere Managementfehler.

Bei Opel in Deutschland müssen die Werke in Bochum und Rüsselsheim die Hauptlast des Stellenabbaus tragen. Jeweils 4000 Jobs sollen an diesen beiden Standorten gestrichen werden. Das neue Opelwerk in Thüringen ist von den Stellenstreichungen nicht betroffen. Der CDU-Vorsitzende in Nordrhein-Westfalen, Jürgen Rüttgers, bezeichnete den Verlust von Arbeitsplätzen bei Opel in Bochum als „schweren Schock für das Ruhrgebiet“. Er forderte GM auf, durch Investitionen Opel in Bochum zu erhalten. „Der Abbau von Produktionskapazitäten in Bochum darf nicht der Einstieg in den Ausstieg werden“, sagte Rüttgers dem Tagesspiegel. Andere Hersteller zeigten, dass man in Deutschland erfolgreich Autos bauen könne. Opel beschäftigt 9600 Mitarbeiter in Bochum.

Clement kritisierte am Donnerstagabend GM scharf. „Das ist ein sehr rabiates Programm“, sagte Clement in der Sendung „Maischberger“. Er könne das unternehmerische Vorgehen des Konzerns nicht nachvollziehen. Gleichzeitig lobte der Minister den Produktionsort Deutschland. „Es gibt überhaupt keinen besseren Automobilstandort“, sagte Clement.

Opel-Fertigungsvorstand Reinald Hoben sagte zu, sowohl den neuen Astra als auch das Zafira-Modell im Ruhrgebiet zu fertigen. Trotzdem dürften in den kommenden drei Jahren in Bochum rund 4000 Arbeitsplätze dadurch verloren gehen, dass die Teilefertigung für andere europäische Opel- Werke zurückgefahren wird. Und nicht nur Gewerkschafter befürchten, dass Opel spätestens im Jahr 2011 das Bochumer Werk ganz schließen könnte.

Mit heftigen Attacken gegen die Konzernleitung reagierten Betriebsräte und Gewerkschafter. IG-Metall-Vize Berthold Huber warf GM eine zentralistischeUnternehmensführung vor. Am kommenden Dienstag soll es an allen europäischen GM-Standorten Protestaktionen geben, erwartet werden bis zu 40 000 Teilnehmer. Hessens Ministerpräsident Roland Koch (CDU) verlangte von GM eine Bestandsgarantie für das Werk in Rüsselsheim. „Ein dramatischer Stellenabbau wäre ein entsetzlicher Rückschlag für die gesamte Opel-Belegschaft“, sagte er.

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