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Politik: Operation gelungen, Arzt gut

Vom nächsten Jahr an müssen die Kliniken regelmäßig Qualitätsberichte veröffentlichen. Patienten sollen so besser auswählen können

Wer ins Krankenhaus muss, tut das manchmal mit ungutem Gefühl. Ist die Klinik wirklich gut? Beherrschen die Ärzte dort ihren Job? Bisher sind die Patienten vor allem auf den einweisenden Arzt angewiesen und auf die Erfahrungen von Freunden und Bekannten, wenn sie sich für ein Klinikum entscheiden müssen. Das soll im kommenden Jahr anders werden. Gemeinsam haben sich die Spitzenverbände der Krankenkassen und Krankenhäuser, die Bundesärztekammer und der Deutsche Pflegerat auf zwei neue Kontrollinstrumente für Kliniken geeinigt, die sie am Mittwoch in Berlin vorstellten.

Zum einen muss jedes der rund 2200 deutschen Krankenhäuser ab 2005 alle zwei Jahre einen Qualitätsbericht veröffentlichen. Damit soll die Therapiequalität nach Kriterien wie der Zahl bestimmter Eingriffe, der Komplikationsraten oder der Zahl der in der Klinik Verstorbenen erstmals vergleichbar werden.

Zum zweiten definierte man für besonders komplizierte Operationen – zum Beispiel Lebertransplantationen oder Eingriffe an der Speiseröhre – so genannte Mindestmengen, die die Kliniken ab 2004 jährlich erbringen müssen, um weiter über die Kassen abrechnen zu dürfen. Die Idee dahinter: Wer eine bestimmte Operation oft ausführt, hat auch die Erfahrung, um sie gut auszuführen.

Allerdings ist dies eine inzwischen teilweise widerlegte Annahme. „Es gibt Operateure, die operieren wenig und gut, und es gibt welche, die operieren viel und schlecht“, sagt Günther Jonitz, Vorsitzender der Qualitätssicherungsgremien der Bundesärztekammer und gleichzeitig Berliner Ärztekammerpräsident. Volker Mohr, Geschäftsführer der Bundesgeschäftsstelle Qualitätssicherung (BQS) in Düsseldorf, teilt diese Skepsis: „Unsere Analysen haben ergeben, dass bei einer Reihe von Therapien die reine Anzahl noch nichts über die Qualität aussagt“, sagt er. Deshalb wurden die Mindestmengen zunächst nur für fünf Eingriffe definiert, bei denen dieser Zusammenhang offensichtlich sei. Weitere sollen aber folgen.

Das BQS übernimmt auch die standardisierte Qualitätsbewertung der Krankenhäuser – und zwar hauptsächlich anhand der Daten, die die Kliniken selbst liefern. Trotzdem glaubt der BQS-Geschäftsführer nicht, dass diese Angaben in großem Stil manipuliert werden könnten. Eine hundertprozentige Sicherheit indes gebe es nicht: „Es ist wie im Straßenverkehr. Da gibt es Regeln, und wir erwarten, dass sie eingehalten werden.“ Zudem arbeiten die Krankenkassenverbände an einem System stichprobenartiger Kontrollen in den Kliniken. Sie wollen sichergehen, dass die veröffentlichten Daten stimmen.

Doch trotz aller erklärten Absicht zu mehr Transparenz im Krankenhaus: „Eine Hitliste der schlechtesten und besten Kliniken ist nicht unser Ziel“, sagt Jörg Robbers, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Krankenhausgesellschaft. Mit den Qualitätsberichten, die von 2005 an auch im Internet veröffentlicht werden, wende man sich an die einweisenden Ärzte, Krankenkassen und Patienten. Deshalb könne es bei Laien Verständnisschwierigkeiten geben, sagte Werner Gerdelmann vom Vorstand der Ersatzkassen. Niedergelassene Ärzte und die Krankenkassen könnten mit dem Datenmaterial mehr anfangen. „Am besten ist es, wenn der Patient sich bei den Kassen beraten lässt, welche Klinik die für ihn am besten geeignete ist.“

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