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Operation Rückkehr: Guttenberg redet - Seehofer ist sauer

In der Plagiatsaffäre hatte die CSU ihrem Verteidigungsminister Guttenberg bis zum Schluss den Rücken gestärkt. Nun jedoch scheint die Parteispitze wenig erbaut über dessen Rückkehrabsichten.

Noch im März beim Politischen Aschermittwoch der CSU hatte Parteichef Horst Seehofer proklamiert, er werde „alles dafür tun“, dass Karl-Theodor zu Guttenberg in die Politik zurückkehre. Und Generalsekretär Alexander Dobrindt hatte lautstark die „Hetzjagd auf einen von uns“ angeprangert. Nun, nach Einstellung des Verfahrens wegen Verletzung des Urheberrechts durch die Staatsanwaltschaft Hof, reagiert die Partei deutlich kühler auf ein mögliches Comeback des 39-jährigen ehemaligen Hoffnungsträgers. Seehofer, der sich zunächst erfreut über den Gerichtsentscheid geäußert hatte, reagierte am Abend verärgert über Guttenbergs Schelte für die CSU. Im Interview mit „Zeit“-Chefredakteur und Tagesspiegel-Herausgeber Giovanni di Lorenzo hatte Guttenberg gesagt, die Partei sei „von einer Infektion befallen“, wirke „nur noch wie die Verhöhnung früherer Träume“. Auch hätten sich „viele Spinnweben“ gebildet. Das liege „völlig daneben“, schimpfte Seehofer. „Es ist kein guter Stil, wenn alles und jeder herabgesetzt wird, um selbst erhöht zu werden. Guttenberg solle seine „Wortgirlanden“ lassen.

Einer der wenigen, der jetzt öffentlich für ihn in die Bresche springt, ist Hartmut Koschyk, Bundestagsabgeordneter aus Bayreuth. „Er ist und bleibt ein politisches Schwergewicht, auf das die CSU nicht verzichten will“, erklärte der Staatssekretär im Bundesfinanzministerium. Auch in der oberfränkischen Heimat wünscht sich die CSU Guttenberg zurück, der Kulmbacher Kandidatenposten für das Bundestagsmandat nach der Wahl 2013 wird für ihn frei gehalten. Auch der Bundesinnenminister brach öffentlich eine Lanze für ihn: „Als Bezirksvorsitzender der CSU Oberfranken wünsche ich mir, dass Karl- Theodor zu Guttenberg wieder in die Politik zurückkommt, und zwar nach Möglichkeit auch in seiner oberfränkischen Heimat“, sagte Hans-Peter Friedrich.

Vor allem die wichtigen CSU-Politiker und -Strippenzieher gehen aber auf Tauchstation. Der neue bayerische Finanzminister Markus Söder gibt keinen Kommentar ab, Sozialministerin Christine Haderthauer sagt lediglich, die CSU müsse sich jetzt um „Sachpolitik“ kümmern. Söder und Haderthauer zählen zu den Kandidaten für eine Nachfolge Seehofers, Guttenberg hatte ihnen während seines Höhenfluges nahezu komplett die Show gestohlen. Auch die neue JU-Chefin Katrin Poleschner, ein 28-jähriger Hoffnungsstern der Partei, lässt auf Anfrage ausrichten, dass sie sich nicht äußere. Früher war sie eine glühende KT-Verehrerin, mit dem Aufkommen der Plagiatsvorwürfe zeigte sie sich aber „tief enttäuscht“.

Weiter unten in der Partei hält man nicht viel von Guttenbergs neuem ungegelten Auftreten als Kanzlerinnen-Kritiker in Kanada und im Interview-Buch mit „Zeit“-Chefredakteur Giovanni di Lorenzo. „Das ist ein inszeniertes Comeback“, sagt Christian Alex dazu, ein Arzt aus dem Allgäu, der dem Gesundheitspolitischen Arbeitskreis der CSU vorsteht. Inszenierungen aber, sagt er, halte er in der aktuellen ernsten politischen Lage für „völlig daneben“. Die Zeit für eine Rückkehr sei „zu kurz, die Wunden noch nicht verheilt“. mit dapd/AFP

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