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Politik: Operation und ab nach Hause

Ärzte wollen mit ambulanten Eingriffen Milliarden sparen

Ein gutes Beispiel sei der Leistenbruch, sagt Sönke Gedaschko. In den USA begebe sich nur ein Zehntel der Patienten deshalb ins Krankenhaus, 90 Prozent ließen sich ambulant operieren. „In Deutschland ist das genau umgekehrt.“ Gedaschko ist Geschäftsführer des Berufsverbands niedergelassener Chirurgen in Deutschland (BNC). Und er rechnet vor: Wenn man hier zu Lande bei nur einem Teil der einfacheren Operationen auf den Klinikaufenthalt verzichte, könne man – „ohne einschneidende Qualitätseinbußen“ – pro Jahr mehr als 1,3 Milliarden Euro sparen.

Bei ihrem Bundeskongress, der an diesem Freitag in Nürnberg beginnt, wollen die gut 500 BNC-Delegierten diese Behauptung im Detail belegen. Aufgelistet haben sie die 15 häufigsten Operationsfälle – vom Knochenbruch über Kniegelenkschäden bis hin zur Gallen- und Blinddarmoperation. Die Krankenhäuser verdienten eben auch daran, „ihre Patienten möglichst lange im Bett liegen zu lassen“, sagt Gedaschko.

Als Gründe für die aus seiner Sicht unnötig hohe Zahl stationärer Operationen nennt er das Überweisungsverhalten der Hausärzte, fehlende Aufklärung der Patienten sowie eine „nicht zu unterschätzende“ Mitnahmentalität der Versicherten. „Wer eine Tagegeld- Versicherung abgeschlossen hat, möchte natürlich im Krankenhaus operiert werden und dort auch länger bleiben.“

Dabei müssen sich auch die Kliniken umstellen. Vom Jahr 2004 an wird dort nicht mehr nach Aufenthaltsdauer abgerechnet, sondern nur noch pauschal nach der Art der Krankheit. Das bedeutet: Je schneller ein Patient geheilt und entlassen wird, desto mehr lässt sich an ihm verdienen. Dennoch arbeiteten Kliniken auch künftig viel teurer als niedergelassene Chirurgen, ist sich Gedaschko sicher, die Abläufe seien aufwändiger.

Frank Ulrich Montgomery, der Chef des Klinikärzteverbands Marburger Bund, warnt jedoch davor, das Kind mit dem Bade auszuschütten. Nicht alles, was technisch möglich sei, sei für jeden sinnvoll. Ältere Patienten müssten nach Operationen aufmerksamer beobachtet werden, allein stehende müssten länger bleiben können. Außerdem sei es besser, die Synergieeffekte bestehender Häuser zu nutzen als neue OP-Zentren aufzubauen.

„Mit Sicherheit richtig“ sei es, dass man in Deutschland häufiger ambulant operieren könnte als bisher, sagt Montgomery. Allerdings lasse sich am besten sparen, wenn man dies künftig, wie von der Gesundheitsministerin geplant, auch den Kliniken ermögliche – mit attraktiverer Finanzierung und ohne die bisher nötige Genehmigung der Kassenärztlichen Vereinigungen.

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