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Politik: Opposition in Burma: Aung San Suu Kyi kämpft am Straßenrand

Seit einer Woche nun schon steht der kleine weiße Toyota in der glühenden Sonne, abgedrängt von der Landstraße und eingekeilt von zwei Lastwagen. Drinnen im Auto sitzt eine zierliche Frau, die als Politikerin die Bewunderung der Welt gewonnen hat: Aung San Suu Kyi, vor zehn Jahren mit überwältigender Mehrheit zur rechtmäßigen Premierministerin von Burma gewählt, doch nie an die Macht gelangt.

Seit einer Woche nun schon steht der kleine weiße Toyota in der glühenden Sonne, abgedrängt von der Landstraße und eingekeilt von zwei Lastwagen. Drinnen im Auto sitzt eine zierliche Frau, die als Politikerin die Bewunderung der Welt gewonnen hat: Aung San Suu Kyi, vor zehn Jahren mit überwältigender Mehrheit zur rechtmäßigen Premierministerin von Burma gewählt, doch nie an die Macht gelangt. Denn die in ihrem Land allmächtigen Generäle hatten die Wahlen nach dem für sie überraschenden Ausgang kurzerhand für ungültig erklärt. Sechs Jahre lang hatten sie, bis 1995, die Führerin der Nationalen Liga für Demokratie (NLD) vollkommen isoliert in ihrem Haus festgesetzt. Als dann der Hausarrest "gelockert" wurde, blieb die Isolation erhalten. Suu Kyi, die wie eine Volksheldin von den Burmesen verehrt wird, "die Dame", wie sie sie flüsternd nennen aus Angst vor den allgegenwärtigen Spitzeln, wird von ihrem Volk ferngehalten. Wenn sie sich bemüht, ihr schwerbewachtes Haus zu verlassen, um zu Anhängern zu fahren, dann endet der Versuch stets so wie jetzt: Unter einem Vorwand lassen die Militärs ihr Fahrzeug stoppen und fordern sie zur Rückkehr in die University Avenue in Rangun auf.

Doch Aung San Suu Kyis Markenzeichen ist Zähigkeit und Beharrlichkeit. Ohne diese Eigenschaften hätte sie, der kleine David, den Kampf gegen den übermächtigen Goliath, die Militärdiktatur, gar nicht zehn Jahre lang durchhalten können. Viermal hatte sie 1998 versucht, Rangun zu verlassen. Einmal stand sie sogar dreizehn Tage lang in der sengenden Sonne. Dann musste sie aufgeben. Der Gesundheit wegen. Diesmal wird es wohl nicht anders sein. Ihre Anhänger beschwören sie, nicht bis zum Letzten zu gehen. Mit Schirmen stehen sie um das Auto versammelt, um ihr ein bisschen Schatten zu spenden.

Die Generäle wollen, dass das Auto mit seiner populären Insassin so schnell wie möglich aus dem kleinen Ort Dala, ganz in der Nähe der Hauptstadt, verschwindet. Sie wissen genau, dass dieses lebensgefährliche Ausharren am Straßenrand ein verzweifelter Versuch der Friedensnobelpreisträgerin Suu Kyi ist, die Aufmerksamkeit der Welt auf ihr geschundenes Land zu lenken. Kaum andere Mittel hat sie noch, isoliert wie sie ist, ihre Parteifreunde entweder im Gefängnis oder terrorisiert, und die Junta sicherer im Sattel denn eh und je. Doch Burma und seine 48 Millionen Einwohner sind ein viel zu kleines und unbedeutendes Land, als dass sich die Welt noch entrüstete über die dort herrschende Diktatur, über Zwangsarbeit, die die Bevölkerung leisten muss, über die Drogenproduktion, die die Generäle reich macht, und die auch die umliegenden Länder ins Unglück stürzt, über die Rücksichtslosigkeit, mit der die Militärs das einst blühendste Land Südostasiens in die bitterste Armut gewirtschaftet haben. Die NLD-Führerin ist die einzige, die offen gegen die Generäle protestiert. Aber auch Aung San Suu Kyis Stimme wird immer leiser, weil niemand sie hören will. Trotz der Verzweiflungsaktion von Dala.

Gabriele Venzky

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