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Politik: Opposition in Peru: Gewaltlose Montagsdemonstrationen? Widerstand gegen Präsident Fujimori

Präsident Alberto Fujimori spielt auf Zeit. Er hat sich nach der gewonnenen, aber umstrittenen Stichwahl am 28.

Präsident Alberto Fujimori spielt auf Zeit. Er hat sich nach der gewonnenen, aber umstrittenen Stichwahl am 28. Mai in den Präsidentenpalast eingeschlossen. Einigen wenigen ausländischen Journalisten wird hin und wieder das Tor für ein Interview geöffnet. Der Präsident japanischer Abstammung besitzt die sprichwörtliche asiatische Geduld und sitzt die Probleme aus. Mit Erfolg. Die Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) wird die wegen auffällig zahlreicher Ungereimtheiten vor und während den Wahlen angedrohten Sanktionen doch nicht genehmigen. Nun hofft der Präsident hinter den Mauern seines Palastes noch darauf, dass Oppositionsführer Alejandro Toledo Fehler macht, die ihm die Sympathie von Tausenden Peruanern kosten, nach der bekannten Devise: Wer nichts tut, macht keine Fehler. Wer dagegen sehr aktiv ist, ist vor vielen Fehlern nicht gefeit. Alejandro Toledo ist sehr aktiv.

Er reist durch das Land und durch die Welt, um Proteste und Hilfe gegen den autoritär regierenden Fujimori zu organisieren. In Madrid ist er beim spanischen Premier Aznar vorstellig geworden. Er traf sich mit dem Vorsitzenden des Unternehmerverbandes. Am Dienstag flog er nach Brüssel zu Javier Solana, dem außenpolitischen Repräsentanten der EU. Berater Toledos führen derweil in Washington Gespräche. In Deutschland ist vier Tage lang mit Cesar Rodriguez Rabanal der Vorsitzende des oppositionellen Demokratischen Forums Perus unterwegs, dessen Ziel es ist, die demokratischen Kräfte des Landes zu sammeln.

Rodriguez Rabanal studierte in den sechziger Jahren am Sigmund-Freud-Institut in Frankfurt und kehrte 1982 nach Peru zurück. Seine Kontakte und Beziehungen aus der Studienzeit pflegte er gut und so öffnen sich ihm hier die Türen. Er trifft sich in Berlin mit Abgeordneten des Bundestages, hat Termine beim Auswärtigen Amt und sprach mit der Ministerin für Entwicklungszusammenarbeit, Heidemarie Wieszorek-Zeul.

Um ein Einfrieren der Hilfe ging es ihm dabei nicht, wiederholte er am Dienstag im Gespräch mit dem Tagesspiegel ausdrücklich. "Das schadet nur den Armen." Toledo-Berater Rodriguez Rabanal geht es vielmehr darum, das gegenwärtige internationale Interesse für Peru dafür zu nutzen, um Hilfe für den Aufbau einer "soliden" demokratischen Bewegung überall im Land zu erhalten, einer Bewegung, "die fähig ist, die Interessen der Allgemeinheit" zu vertreten. Rodriguez Rabanal könnte sich Seminare vorstellen, bei denen demokratische Spielregeln eingeübt werden. "In Peru stehen wir vor dem Beginn eines langwierigen demokratischen Aufbauprozesses", sagt er. Auch wenn Toledo an die Macht gekommen wäre, würde das nicht automatisch bedeuten, dass in Peru künftig demokratische Verhältnisse herrschen. Dafür fehlten die Strukturen. So spielen Parteien im politischen Leben des Landes seit zehn Jahren keine Rolle mehr. Die Christdemokraten haben faktisch aufgehört zu existieren. Die sozialdemokratische Apra liegt bei Wahlen bei einem Prozent der Stimmen. Die Wahlbündnisse sind bunt zusammengewürfelte Gruppen ohne feste Programme.

Dass Fujimori am 28. Juli wieder zum Präsidenten vereidigt wird, daran zweifelt Rodriguez Rabanal nicht. Die Proteste werden aber weitergehen, vielleicht ähnlich wie die Montagsdemonstrationen in den letzten Tagen der DDR, hofft er. Dabei ist Gewaltlosigkeit oberstes Gebot. Das Land dürfe nicht ins Chaos fallen.

Regina Villavicencio

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