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Oppositioneller im Interview: Birma: „Die falsche Zeit für härtere Sanktionen“

Birmas Opposition hofft immer noch auf einen Dialog mit der Junta. Tagesspiegel-Interview mit Harn Yawnghwe, Oppositioneller im Exil.

Was beabsichtigt Birmas Junta mit ihrer Art der Verurteilung von Aung San Suu Kyi und dem Hinweis auf ihren Vater?

Ich weiß nicht, was die Verantwortlichen im Sinn haben, aber es ist wichtig und ein gutes Zeichen, dass sie anerkannt haben, dass sie die Tochter ihres Vaters ist. Er war ein Nationalheld wie seine Tochter, sie könnte auch zum Wohl des Landes beitragen. Wenn General Than Shwe das akzeptiert, könnte er vielleicht überzeugt werden, mit ihr zu diskutieren, wie sie dem Staatsrat für Frieden und Entwicklung, dem SPDC, (der Militärführung, Anm. der Redaktion) helfen könnte, die Wahlen 2010 ruhig zustande zu bringen. Das wäre eine gute Lösung. Der SPDC scheint zuzugeben, dass sie einen Beitrag leisten kann. In dem Fall könnte es in naher Zukunft einen Dialog geben.

Waren Sie erstaunt über die Art und Weise, wie die Strafe verkündet wurde?

Ja, das war ein schlauer politischer Schachzug. Das Gericht wurde gerügt, dass es ihr den Prozess gemacht hat und General Than Shwe war so besorgt, dass er einen Weg gefunden hat, ihr Urteil umzuwandeln. Sie haben einen unhaltbaren Prozess in einen Propagandasieg verwandelt. Es ist aber auch gut, denn obwohl sie unter Hausarrest bleibt, verbessern sich ihre Lebensumstände.

Wo und wie wird sie leben?

Nach meinen Informationen wird sie in ihrem Haus in der University Avenue leben. Ihre 18 Monate können bei guter Führung verkürzt werden. Sie wird Zugang zu medizinischer Versorgung haben. Sie wird zwei offizielle TV-Sender sehen können, MRTV und Myawaddy. Sie wird die Staatszeitung lesen dürfen und lokale Magazine. Und sie wird Gäste empfangen dürfen, wenn sie von den Behörden eine Genehmigung erhalten hat.

Welchen Einfluss wird das Urteil auf die Wahlen im nächsten Jahr haben?

Wenn es Gespräche mit dem SPDC gibt, könnte der Einfluss groß sein. Es könnte die Art der Wahlen verändern. Statt eines Wettstreits könnte es eine gemeinsame Anstrengung werden, um eine politische Lösung für die gegenwärtige Blockade zu finden. Sie könnte freigelassen werden. Natürlich wäre das das beste Szenario. Das schlimmste wäre, wenn der SPDC das umgewandelte Urteil nur dazu nutzen wollte, um den Druck zu reduzieren und nicht mit Aung San Suu Kyi zu reden.

Wie sollte die internationale Gemeinschaft reagieren? Die EU will die Sanktionen verschärfen.

Die internationale Gemeinschaft sollte sich nach Aung San Suu Kyi richten. Sie scheint zu denken, dass die Lösung akzeptabel ist und es möglich sein könnte, an einer Vereinbarung mit dem Staatsrat zu arbeiten. Wir sollten warten und sehen, was sich in den nächsten paar Wochen entwickelt. Es wäre der falsche Zeitpunkt, jetzt die Sanktionen zu verschärfen.

Harn Yawnghwe (61) leitet das Euro-BirmaBüro in Brüssel. Der Sohn des ersten Präsidenten des unabhängigen Birma engagiert sich für die Demokratisierung. Die Fragen stellte Richard Licht.

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