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Politik: Oranier-Orden: Protestanten protestieren gegen Paraderoute für nächsten Sonntag

Rund eintausend Mitglieder des protestantischen Oranier-Ordens marschierten gestern durch die nordirische Stadt Portadown mit ihren Schärpen und den steifen schwarzen Hüten. Auf dem Weg in die anglikanische Pfarrkirche von Drumcree hielt der Zug vor der katholischen Kirche an; ein Protestschreiben wurde verlesen, worin sich der Orden über das Verbot beklagte, durch die hinter der katholischen Kirche liegende Garvaghy Road - und damit durch das katholische Wohnviertel der Stadt - zu marschieren.

Rund eintausend Mitglieder des protestantischen Oranier-Ordens marschierten gestern durch die nordirische Stadt Portadown mit ihren Schärpen und den steifen schwarzen Hüten. Auf dem Weg in die anglikanische Pfarrkirche von Drumcree hielt der Zug vor der katholischen Kirche an; ein Protestschreiben wurde verlesen, worin sich der Orden über das Verbot beklagte, durch die hinter der katholischen Kirche liegende Garvaghy Road - und damit durch das katholische Wohnviertel der Stadt - zu marschieren. Dann setzte sich die Kolonne wieder in Bewegung. Nach dem Gottesdienst wälzte sich die Formation wie jedes Jahr seit 1995 zur Polizeisperre.

Die Aggression der Oranier hatte zu verstärkten Sicherheitsmaßnahmen geführt. Anstelle der Linie von Beamten, die sich quer über die Straße spannte, wurden gepanzerte Militärfahrzeuge gestellt, die Polizisten schützten sich mit Helm und Schild. Im Hintergrund standen 2000 zusätzliche britische Soldaten bereit, dem Marschverbot Nachdruck zu verleihen. Am Sonnabend war es zu Handgreiflichkeiten in der Garvaghy Road gekommen, als die Oranier ihren Triumphbogen am Rande des katholischen Viertels aufbauten. Der Sprecher des katholischen Quartiervereins, Breandan Mac Cionnaith, wurde kurz verhaftet und soll wegen Ruhestörung angeklagt werden.

Nordirlands Regierungschef David Trimble, selbst ein Oranierbruder aus der Gegend von Portadown, hatte am Sonnabend an die Organisation appelliert, doch noch direkte Gespräche mit der unabhängigen Paradenkommission aufzunehmen. Doch das Protestschreiben wies dieses Ansinnen einmal mehr von sich und bezweifelte das Recht dieser staatlichen Behörde, über Paradenrouten zu entscheiden.

Heute soll diese Kommission ihren Befund für den nächsten Sonntag bekanntgeben, wenn die Oranier ihren traditionellen Marsch im Gedenken an die Gefallenen des Ersten Weltkrieges abhalten. Die Sicherheitskräfte hatten offenkundig unterstellt, der gestrige Anlass werde bloß als Generalprobe durchgeführt.

Martin Alioth

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