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Politik: Organisationsprüfer Wilke über Missstände im Spendenwesen - "Ein großer Imageschaden für das DRK"

Burkhard Wilke (35) ist Mitglied der Geschäftsleitung des unabhängigen Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen (DZI), das unter anderem vom Land Berlin und dem Familienministerium getragen wird und das so genannte Spenden-Siegel vergibt.Hat Sie der aktuelle Skandal beim Deutschen Roten Kreuz überrascht?

Burkhard Wilke (35) ist Mitglied der Geschäftsleitung des unabhängigen Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen (DZI), das unter anderem vom Land Berlin und dem Familienministerium getragen wird und das so genannte Spenden-Siegel vergibt.

Hat Sie der aktuelle Skandal beim Deutschen Roten Kreuz überrascht?

Ja. Es gibt schließlich nicht so viele Skandale beim Roten Kreuz, dass man bei einem neuen Fall nicht doch wieder überrascht wäre. Bei über 500 rechtlich selbstständigen Untergliederungen, die das DRK in Deutschland hat, muss man nach wie vor von Einzelfällen sprechen. Aber der Fall bedeutet für das Rote Kreuz in Deutschland insgesamt einen großen Imageschaden.

Wie konnte es zum Missbrauch des Geldes kommen? Liegt das an den Strukturen des DRK?

Jeder Fall beim DRK, der in der jüngeren Vergangenheit bekannt wurde, ist besonders gelagert, sei es beim Bayerischen Roten Kreuz mit dem so genannten Blutspendenskandal, beim Ortsverband in Bochum oder nun in Bernau. Generell muss man sagen, dass bei einer Organisation von der Größe des DRK - und dies gilt auch für die übrigen Wohlfahrtsverbände - niemand für jede noch so kleine Gliederung die Hand ins Feuer legen kann.

Es hätte also genauso andere Verbände treffen können?

Es hat ja schon andere Verbände getroffen. Ich erinnere nur an den Skandal der Trägergesellschaft CTT im Bereich des Caritasverbandes Trier, an den Skandal vor wenigen Jahren bei der Arbeiterwohlfahrt, Landesverband Brandenburg. Auch das Diakonische Werk ist nicht von solchen Fällen verschont geblieben.

Wie können sich Spender denn ein Bild machen, ob ihr Geld seriös verwendet wird?

Einen ersten Eindruck kann sich jeder interessierte Spender verschaffen, indem er sich ansieht, ob das Werbe- und Informationsmaterial Sachinformationen enthält oder ob es überwiegend auf Gefühle abzielt. Überzeugende Sachargumente können nur seriöse Organisationen bringen.

Und wenn man es noch genauer wissen möchte?

Dann sollte man sich an unserem Spenden-Siegel orientieren oder von uns eine Einzelauskunft zum betreffenden Hilfswerk verlangen.

Was überprüfen Sie?

Wir überprüfen zunächst einmal, dass Grundvoraussetzungen wie die staatliche Anerkennung der Gemeinnützigkeit und eine Prüfung durch Wirtschaftsprüfer ab einer bestimmten Organisationsgröße gegeben sind. Darüber hinaus kontrollieren wir jährlich das Werbematerial, die Transparenz des Finanzwesens, die Höhe des Werbe- und Verwaltungskostenanteils.

Aber das schließt ja nicht aus, dass dennoch Gelder zweckentfremdet werden.

Das stimmt, und deshalb muss beim Spenden-Siegel der jeweilige Jahresabschluss so aussagekräftg und detailliert sein, dass die Einnahmen und die Ausgaben hinreichend nachvollziehbar sind. So müssen auch die genauen Zwecke, für die die Spenden verwendet werden, aufgeführt sein. Was wir nicht tun können, ist zu jedem einzelnen Projekt hinfahren und es uns anschauen. Aber nach allen unseren Erfahrungen bringt die komplexe Prüfung anhand der Vereinspapiere, der Wirtschaftsprüfungsberichte und der eigenen Recherchen ein sehr zuverlässiges Ergebnis. Sie kann keine Garantie bieten, aber eine ausreichend hohe Gewähr.

Mit ihm sprach Lars von Törne. Informationen: Bernadottestraße 94, 14195 Berlin oder www.dzi.de .

Hat Sie der aktuelle Skandal beim Deutschen Roten

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