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Transplantationszentren in der Kritik.

© dpa

Organspende-Manipulation: Patientenschützer wollen weniger Transplantationszentren

Nach dem Organspende-Skandal am Uniklinikum Leipzig entbrennt eine neue Debatte über das Transplantationssystem in Deutschland. Patientenschützer, Ärzte und Vorstände fordern härtere Kontrollen und staatliche Aufsicht. Ein Politiker denkt über Bestrafung nach.

Die Organspende-Affäre am Universitätsklinikum Leipzig hat die Debatte um das Transplantationssystem in Deutschland neu befeuert. Patientenschützer fordern, die Zahl der 47 Transplantationszentren in Deutschland zu halbieren. Eugen Brysch, Vorsitzender der Deutschen Stiftung für Patientenschutz, sagte: „Es gibt ein Problem: Die Auslastung der Transplantationszentren funktioniert nicht.“ Deswegen gebe es einen Konkurrenzkampf und einen Wettbewerb, der in diesem sensiblen Bereich fehl am Platze sei. „Wir sagen: Mit gut 20 Zentren kommen wir sehr gut hin. Patienten müssen ja nicht wohnortnah transplantiert werden, sondern qualifiziert.“ Weniger Zentren ließen sich auch leichter kontrollieren. Dazu bedürfe es einer staatlichen Behörde.

Auch der medizinische Vorstand der Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO), Günter Kirste, sagte: „Es muss in den Transplantationszentren ganz heftig was geschehen.“ Die DSO fordert Konsequenzen aus dem erneuten Skandal. „Es ist unverantwortlich, was in den Transplantationszentren passiert ist“, sagte Kirste. Laut DSO schmälern die Affären die Spendenbereitschaft in Deutschland. Neben der DSO rechnet auch die sächsische Landesärztekammer mit einem „schweren Schaden“ für die Transplantationsmedizin und die Bereitschaft, Organe zu spenden. Ein solcher Rückgang führe dazu, dass die rund 12.000 Patienten, die dringend ein Spenderorgan benötigen, nun noch länger darauf warten müssten, erklärte Erik Bodendieck, Vizepräsident der Landesärztekammer, am Donnerstag in Dresden. „Wir können nur hoffen, dass die Organspendebereitschaft nicht abnimmt und das Vertrauen in die Ärzte wiedergewonnen werden kann“. Auch der Präsident der Bundesärztekammer, Frank Montgomery, kritisierte die Manipulationen auf das Schärfste.

Der gesundheitspolitische Sprecher der Unionsfraktion, Jens Spahn (CDU), verlangte Konsequenzen. „Manipulationen, um auf der Warteliste nach oben zu kommen, können für andere Patienten, die dringender auf ein Organ warten, das Todesurteil sein“, sagte Spahn der „Rheinischen Post“ vom Donnerstag. Dies müsse „mit aller Konsequenz geahndet, geächtet, bestraft und für alle Zukunft vermieden werden“.

Am Dienstag hatte die Leipziger Uni-Klinik die Manipulationen bei Lebertransplantationen in ihrem Haus publik gemacht. Insgesamt 38 Patienten sollen fälschlicherweise als Dialyse-Fälle geführt worden sein, um sie auf der Warteliste für eine Spenderleber nach oben rutschen zu lassen. Der Direktor der Transplantationsklinik und zwei Oberärzte wurden suspendiert. Die Staatsanwaltschaft Leipzig hat Vor-Ermittlungen aufgenommen. Auch in München, Göttingen und Regensburg waren voriges Jahr ähnliche Manipulationen bekanntgeworden. (dpa, epd, AFP)

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