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ORTSTERMIN: K.o. in der dritten Runde

Der frühere Grünen-Politiker Oswald Metzger wird nicht CDU-Direktkandidat in Oberschwaben – aber er schneidet besser ab als gedacht.

Der Parteitag dauert bereits fünf Stunden, im Saal ist die Luft stickig, als der letzte Punkt der Tagesordnung aufgerufen wird: Die knapp tausend CDU-Mitglieder in der Biberacher Stadthalle erheben sich von ihren Plätzen, den Blick auf das Podium gerichtet, wo auch der Landwirt Josef Rief die Lippen spitzt, und singen voller Inbrunst das Deutschlandlied. Nur Oswald Metzger entzieht sich dem für CDU-Parteitage typischen Ritual: Der ehemalige Grünen-Politiker, der erst im April zur CDU gewechselt ist, steht am Rand der Tischreihen, ohne die Lippen zu bewegen, aber ebenfalls mit Blick aufs Podium, das zu dieser Stunde auch eine Art Siegerpodest ist. Als das Deutschlandlied verklungen ist, wendet sich Metzger wieder den zahlreichen Kameras zu, die zum Ärger vieler Delegierter ihn und nicht Sieger Rief ins Visier nehmen, und erklärt, dass seine Niederlage ein Achtungserfolg sei und dass die CDU in ihm keine randständige Figur sehen sollte: „Die Union weiß auch: Ich habe einen Marktwert. Ich glaube schon, dass sie mich braucht.“

Rund 1000 der 1880 CDU-Mitglieder des oberschwäbischen Wahlkreises 292 haben in der Nacht zum Mittwoch die Chance genutzt, unter fünf Bewerbern ihren Kandidaten für die Bundestagswahl 2009 zu wählen. Es brauchte drei Wahlgänge, bis sie den Passenden für die CDU-Hochburg fanden. „Wir in Oberschwaben wissen, dass die Familie die Keimzelle der Gesellschaft ist“, las der spätere Sieger Rief bei seiner Vorstellungsrede vom Blatt ab. Wiederholt bezeichnete sich der Mann mit dem markanten Schnauzbart, der in den letzten Wochen viele Landwirte als Neumitglieder geworben hat, als „bodenständig, engagiert, kompetent“ und beendete seine Rede mit dem gegen den Parteienwechsler Metzger gerichteten Satz: „Wo Rief draufsteht, ist hundert Prozent CDU drin." Und Peter Diesch, der Bürgermeister von Bad Buchau, der wie Metzger um die Stimmen der Wirtschaftsliberalen warb, sagte, politische Entscheidungen würden „nicht auf weichen Talkshow-Sofas fallen“ – eine Spitze gegen Metzger, der keine Talkshow auslässt.

Der Ex-Grüne dagegen kokettierte gerade mit seiner Medienrolle, seiner Bekanntheit: „In ganz Deutschland kennt man inzwischen diesen Wahlkreis, und dass ich daran einen gewissen Anteil habe, freut mich.“ Und er warb damit, dass er „Lafontaine in Talkshows den Mund stopfen“ wolle. Metzger redete über „Privilegien“ der Politiker, über Sozialleistungen, die „wie Stillegungsprämien wirken“, und über sich in der dritten Person: „Der Mann muss sich nicht erst beweisen in Berlin.“ Es ging vor allem um die große Bundespolitik – und erst ganz am Ende um das Klein-Klein des Wahlkreises, etwa dass er für den Ausbau regionaler Bundesstraßen sei.

Am Ende entschied sich die Versammlung gegen Metzger. Sie wählten das Bewährte, den CDU-Kreischef und Schweinezüchter Rief. 58,1 Prozent zu 41,9 Prozent lautete, nachdem in den ersten zwei Wahlgängen kein Kandidat die absolute Mehrheit erringen konnte, in der Stichwahl das Ergebnis. „Am Schluss hat sich die Mehrheit der Delegierten für den Kandidaten entschieden, dem sie mehr Bodenständigkeit zutraut", analysierte Andreas Schockenhoff, CDU-Bezirksvorsitzender und Bundestagsabgeordneter. Aber die CDU-Funktionäre sind doch überrascht, wie populär der langjährige Grünen-Politiker an der CDU-Basis ist. „Ich hätte nicht gedacht, dass Oswald Metzger so gut abschneidet“, bekannte der scheidende Bundestagsabgeordnete Franz Romer.

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