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Schwan

© dpa

Ortstermin: Köhlers höfliche Helfer

Die SPD-Präsidentschaftskandidatin Gesine Schwan darf vor den Liberalen reden, aber nicht für sich werben.

Von Hans Monath

Wie geht das zusammen? Guido Westerwelle sitzt wie immer kerzengerade in der ersten Reihe eines Kongress-Saales in Berlin und beklatscht demonstrativ ein Statement Gesine Schwans. Es war der FDP- Chef, der sich im Sommer laut darüber beschwerte, dass die SPD die Professorin als ihre Kandidatin für das Amt des Staatsoberhaupts nominierte und damit den „beliebten Bundespräsidenten“ Horst Köhler aus dem Amt drängen wolle. Das sei eine „faktische Koalitionsaussage“ für Rot- Rot-Grün im Bund im Jahr 2009, schimpfte der Liberale. Nicht einmal in seiner FDP-Fraktion reden lassen wollte Westerwelle die Kandidatin der Sozialdemokraten, die auch von den meisten Grünen gewählt werden wird.

Doch nun lauscht Guido Westerwelle im „dbb“-Forum brav den Thesen der Köhler-Herausforderin über den Wert des Slogans „Freiheit zur Verantwortung“ und die Notwendigkeit, auf „projektorientiertes Lernen“ zu setzen. Lange vor der Nominierung hatte die FDP die langjährige Direktorin der Viadrina-Universität in Frankfurt (Oder) zu ihrem Bildungskongress geladen. So viel Wert auf Höflichkeit legen die Liberalen dann doch, dass sie die politische Gegnerin zum Thema „Das Kapital zwischen den Ohren. Bildung – die soziale Frage des 21. Jahrhunderts“ aufs Podium lassen.

Und dort verfällt auch die sonst so streitbare Professorin über weite Strecken in den hermetischen Fachjargon von Bildungspolitikern, die etwa den deutschen „Konkurrenz-Föderalismus“ in einen „kooperativen Föderalismus“ umwandeln wollen. Spannung zwischen ihr und dem Publikum kommt nicht auf – vielleicht auch, weil die höflichen Gastgeber sie zuvor beschworen haben, nicht für ihre Präsidentschaft zu werben. Dabei braucht Schwan immer dringender auch Stimmen von unabhängigen Liberalen in der Bundesversammlung. Weder der Ausgang der Bayern-Wahl noch die Aussichten der SPD in Hessen dürften ihr viel Hoffnung auf eine eigene Mehrheit machen. Sogar die Linkspartei schickt mit Peter Sodann längst einen eigenen Bewerber ins Rennen. Aber bei der Vorstellung der Podiumsteilnehmer erwähnt der Moderator ihre Ambitionen mit keinem Wort. Nur im Programmheft findet sich ein dezenter Hinweis auf die Kandidatur der Professorin.

Mehr Beifall als Schwan bekommt zwischendurch ohnehin eine Politikerin, die mit Schwan nur die wilden blonden Haare gemein hat: Silvana Koch-Mehrin, die FDP-Europaabgeordnete, wird als Geburtstagskind begrüßt – und gefeiert. Am stärksten auf die Herausforderin reagiert das FDP-nahe Publikum, als die Sozialdemokratin zum Schluss in typischer Schwan-Manier dem Moderator das Heft aus der Hand nimmt und Fragen beantwortet, die nicht an sie gerichtet sind. „Ich bin ein sehr freiheitsliebender Mensch“, heißt ihre Begründung. Guido Westerwelle ist da schon längst wieder weg. So wichtig, dass er mehr Zeit investiert hätte, ist ihm der Termin mit Kandidatin dann doch nicht. Hans Monath

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