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ORTSTERMIN: Ohnmacht und Macht der EU

Margot Wallström diskutierte an der Humboldt-Universität mit Studenten über die Schwierigkeit, den Bürgern die EU näaherzubringen.

Vor der Tür liegen Bücher mit Titeln wie "Der Vertrag von Lissabon: Reform der EU ohne Verfassung?". Die Gefahr, dass sich jemand, der einfach nur ganz allgemein politisch interessiert ist, in den Senatssaal der Berliner Humboldt-Universität verirrt, ist relativ gering. Man bleibt unter sich: Margot Wallström, Vizepräsidentin der EU-Kommission, und ein überwiegend junges Publikum, dem man Begriffe wie "impact assessment" oder "smart growth" nicht länger erklären muss.

Margot Wallström ist unter anderem für die Kommunikationsstrategie der Kommission zuständig. Ihr Vortrag, zu dem sie das Walter-Hallstein-Institut für europäisches Verfassungsrecht der Humboldt-Universität eingeladen hat, dreht sich um die Schwierigkeit, den Bürgern die EU näherzubringen. Weil aber an diesem Abend alle nur auf Englisch, der Lingua franca nicht nur in der EU, reden, heißt Wallströms Vortrag "Communicating Europe - Mission Impossible?". Sie bedient sich eines Zitats des ehemaligen EU-Handelskommissars Pascal Lamy, um ihre schwierige Aufgabe zu beschreiben: Die Mission, die EU publikumswirksam rüberzubringen, erinnert an den Versuch, Frankensteins Monster wie Ursula Andress aussehen zu lassen, das frühere Bond-Girl. Die Themen der EU reichen vom Kabeljau bis zum Nahost-Friedensprozess, sagt Wallström, und diese Fülle muss in 23 verschiedenen Sprachen übermittelt werden, wenn sie von den EU-Bürgern verstanden werden soll. Es hört sich etwas ohnmächtig an.

Am Ende stellt ein Jurastudent der schwedischen Kommissarin die Frage, ob sie denn ihren Traum von der Zukunft Europas beschreiben könne. Die Antwort ist überraschend nüchtern, vielleicht liegt das an der allgemeinen Lage der EU, vielleicht auch am nordischen Temperament der Kommissarin. Ihr Traum, sagt Wallström, handele davon, "dass wir Wachstum mit Umweltschutz und sozialem Schutz verbinden können". Immerhin eine klare Botschaft an diesem Abend. Albrecht Meier

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